Kapitel 9

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2019 n. Chr. / Ort der Verdammnis

Schwer waren seine Schritte als er nach längerem Weg das Ende des alten, modrigen Gangs erreichte. Mit seinem Fuß verscheuchte er kleinere Dämonen, die sich hier in den verschimmelten und dunklen Ecken versteckten. Ein besonders hinterlistiger, aber nicht sehr intelligenter Dämon, sprang ihm in den Weg. Zu spät erkannte der kleine, wem er sich da in den Weg stellte. Der Dämon riss noch kurz seine leeren Augenhöhlen auf, als er bereits durch ein einfaches Fingerschnippen in hundert blutig verschmierte Einzelteile zerplatzte. Einen Moment später schien es so, als wäre da nichts gewesen.

Er atmete schwer und schnaubte vor Melancholie. Zu lange schon, war er nicht hier gewesen und seine damaligen Gefühle wurden durch solch große Wut und immensen Hass ersetzt, dass es der Anfang allen Übels wurde. Er versuchte sich zu erinnern. An die Anfänge, an die Frau die er so liebte. Er wusste ihren Namen nicht mehr, doch die Liebe der Beiden zueinander, waren der Grund, warum er aus dem Himmel verstoßen und der Herrscher über die Unterwelt wurde. Er verkörperte nun das Gegenstück Gottes. Er sah sich in dem kleinen Raum um, der etwas leicht mystisches an sich hatte. Wie ein Kreis angelegt schien alles ein wenig zu glimmern und in der Mitte des Raumes stand eine gewaltige Skulptur aus Stein

Er blieb direkt davor stehen und seine Gedanken lichteten sich. Eine Träne voll Blut, bilde sich am unteren Lid. Seine Augen waren vor Kummer gerötet und er kniete nieder und erinnerte sich an die Zeit vor der Prophezeiung. Er schrie gewaltig! Ein Schrei voller Trauer, Wut und kompletter Verzweiflung. Das Reich bebte unter der versteckten Emotion seines Königs. Er sah auf und vor ihm stand etwas, das vor langer Zeit mal ein schöner Baum in einem Paradies gewesen ist. Seine Wurzeln waren jedoch schon lange vermodert und wuchsen über in den Grund und Boden dieses verfluchten Ortes.

Er trat noch näher an den Stein heran und wenn man genauer hinsah erkannte man eine feine Struktur, die wie ein weibliches Gesicht aussah. Ein Gesicht, für immer versteinert. Er berührte es zärtlich mit seinen großen Händen. Dann hielt er für einen Moment inne und die Erinnerungen an alles kamen ruckartig hoch. Er schluchzte.

Seine Gefühle, seine Liebe, seine Frau. Seine Eva.
Sofort durchzuckte ihn ein Schmerz, wie ihn kein Sterblicher jemals überleben konnte. Er krümmte sich und schrie so laut, dass das gesamte Reich erneut bebte und zitterte. Er lag auf dem Boden und konnte nichts anderes tun, als diesen Schmerz zu ertragen, der ihn sowohl mental, als auch körperlich an seine Grenzen brachte. Er wusste, dass waren die Nachwehen der Prophezeiung, die ihm verbot sich zu erinnern.

Er zwang sich durchzuhalten. Er durfte Eva nicht vergessen! Er durfte Sie nicht vergessen! Als die Schmerzen abklangen, hatte er vergessen warum er an diesen Ort gekommen ist. Er drehte sich um und ging zurück zu seinen bösen Geistern. Es gab eine Unmenge an bösen Seelen, die zu foltern sind und das nicht zu schwach. Der König der Unterwelt lächelte sardonisch vor Schadenfreude. Er hielt kurz inne und sah zurück. Was hatte er denn nur in diesem vergessenem, alten Teil seiner verfluchten Welt gewollt, dachte er, während er wütenden Schrittes fortging.

Die ProphezeiungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt