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Tris

Atemlos stand ich am Ende meines Auftrittes auf der Bühne. Ich hatte „Leer" einen Song von mir mit aller Energy die ich hatte gesungen. Doch niemand sah mich an oder applaudierte mir, wie immer. Ich ließ meinen Kopf hängen und trat von der Bühne. Ich ging zur Bar, wo mein Kollege Ben, der Kellner mir aufmunternd zunickte. „Das Übliche?", fragte er mich und jetzt war ich an der Reihe zu nicken. Ben stellte mir, wie die Abende davor schon keinen kleinen Drink hin, sondern gab mir direkt die ganze Flasche. Ich schraubte den Deckel ab und trank ein paar große Schlucke des hochprozentigen Alkoholes, den ich mir jede Nacht einflößte und mir schön die Sinne vernebelte.

Da kamen zwei sturzbesoffene Männer auf mich zu, sagten wie geil mein Arsch doch sei und lachten. So etwas war schon recht oft passiert und wie immer beachtete sie nicht, sondern nahm einfach die Flasche und lief weg. Ich nahm mit Absicht den Weg über die Tanzfläche, sodass sie mir nicht folgen konnten und setzte mich an einen Tisch, der in einer der hintersten Ecke des Clubs befand. Hier hatte ich schon etliche Nächte verbracht, da hier hinten kaum andere Menschen waren. Ich saß also so gut wie alleine und wollte gerade wieder etwas aus meiner Flasche trinken, da stand plötzlich jemand vor mir und fragte mich, ob es sich zu mir setzen dürfte.


Wavvy

Ich habe das ganze Geschehnis zwischen ihr und den beiden Männern beobachtet und da saß sie nun, keine 2 Tische von mir entfernt. Ich konnte nicht anders – ich musste sie ansprechen.

So ging ich also zu ihr hin und sagte während sie die Flasche an ihre vollen Lippen ansetzte: „Hey, ich hab dich singen hören. Stört's dich, wenn ich mich zu dir setze?" Sie war sichtlich überrascht, stellte die Flasche hin und sah mich an. In diesem Moment konnte ich das erste Mal in ihr Gesicht sehen. Mein erster Eindruck hatte mich nicht getäuscht. Sie war wunderschön.

Sie hatte ein herzförmiges Gesicht mit recht heller, fast blasser Haut. Es war aber nicht leblos und leichenblass, sondern auf irgendeine Art schien ihre Haut von innen zu leuchten. Sie hatte eine gerade Nase und einen herrlich vollen Mund, den sie dunkelrot geschminkt hatte. Auf ihrem rechten Wangenknochen klebten ihr drei kleine Glitzersteine, die Lu bestimmt gefallen würden. Das einzigartigste an ihrem umwerfenden Körper waren aber ihre dunkel geschminkten Augen. Diese waren moosgrün, wandelten sich aber nach außen hin in ein helles Braun. Jeder hielt das für normale grün-braune Augen, aber das waren sie nicht. Sie leuchteten, wie der Rest ihrer Haut, nur noch extremer. Es wirkte als wäre eine Flamme in ihnen eingeschlossen, wild, leidenschaftlich und unbezähmbar.

Ich hörte auf ihre Augen anzustarren, weil sie sagte: „Ehm...Ja klar...setz dich." Da lächelte ich sie an und ließ mich auf den Platz ihr gegenüber fallen. „Also ich bin Simon, aber du kannst mich Wavvy nennen, wenn du willst." Sie musste leicht lachen und ihre Augen blitzten auf. „Wavvy? In wie fern steht das denn bitten in Verbindung zu deinem richtigen Namen?" – „Wavvy ist die Abkürzung von Wavvyboi, meinem Künstlernamen und fast alle meine Freunde nennen mich so." Als ich ,Künstlername' sagte wurde sie hellhörig, „Künstlername? Welcher Kunst widmest du dich denn, Wavvy?" – „Ich mache das Gleiche wie du", antwortete ich, „Ich schreibe Songs, singe und spiele Instrumente. – Wie heißt du eigentlich?" – „Mein Name ist Beatris, aber ich habe den ersten Teil abgelegt. Jeder nennt mich Tris."

Sie nimmt einige Schlucke aus ihrer Flasche. „Weißt du, du bist der Erste, der mich auf meine Musik anspricht, Wavvy. Alle anderen tanzen immer nur und beachten mich gar nicht. Anscheinend habe ich nicht einmal mehr einen Blick verdient", sie trank noch mehr, „Ich hab so langsam keinen Bock mehr. Ich stehe jeden Abend da oben und gebe alles, aber niemand wertschätzt es. Genauso gut könnte hier nur Musik aus den Lautsprechern laufen. Die Leute würden das gar nicht erst bemerken." Mit jedem Wort hatte ich mehr Mitleid mit ihr. Tris begann ihre Sätze immer mehr zu lallen, anscheinend war ihr der Alkohol zu Kopf gestiegen. „Ich lebe momentan in nur einem Zimmer über dem Club hier, dass der Chef mir gegeben hat, weil ich ja ein Dach über dem Kopf brauche, aber ich halt das nicht mehr aus. Jeden Abend das Gleiche...ich will nicht mehr." Ihr liefen Tränen über die Wangen und sie begann zu schluchzen.

Ich hielt es nicht mehr aus, sie so zu sehen. Da war dieser eine Mensch mit so viel Talent und Charakter und er saß hier mit dem Kopf auf dem Tisch und heulte sich die Augen aus dem Kopf. Bevor ich wusste, was ich tat saß ich neben ihr auf der Bank. Sanft zog ich sie an ihren Schultern zu mir. Tris drehte sich zu mir und weinte hemmungslos in meine Jacke. Ich streichelte ihr über den Rücken und versuchte sie zu beruhigen: „Psst...alles gut...alles wird gut..." Als ich ihr über die Nackte Schulter strich, bemerkte ich, dass sie ausgekühlt war. „Du bist ja ganz kalt" – ich zog meine Jacke aus und legte sie ihr über die Schultern – „So...gleich wird es dir wieder warm."


Tris

Ich kuschelte mich in die Jacke, die Wavvy mir gegeben hatte und lehne mich zurück in seine Schulter. Keine Ahnung wie, aber nach ein paar Minuten hat er es geschafft mich wieder zu beruhigen.

Er war so vorsichtig, sanft und einfühlsam und ich fühlte mich wohl bei ihm. Wir kannten uns vielleicht seit 10 Minuten, aber trotzdem vertraute ich ihm vollkommen und hatte ihm alles erzählt. Ich weiß nicht, wie lange wir noch so dasaßen, aber irgendwann bin ich wohl in einen leichten Schlaf gefallen. Ich erinnere mich noch daran, dass er sagte: „Psst...ich bringe dich zu mir nach Hause, Tris...morgen schaue ich dann, was ich für dich tun kann. Okay?" Ich war zu müde, um zu antworten also nickte ich kaum merklich, doch er hatte es gesehen, denn er wickelte seine Jacke fester um mich und trug mich im brautstyle aus dem Club und durch die Nacht.

Simon

Gott, sie tut mir so schrecklich leid! Hoffentlich ist ihr nicht kalt. Ich lief so schnell ich konnte in meine Wohnung, was leichter war als gedacht, denn Tris war überraschend leicht. Sie schlief in meinen Armen und hatte ihren Kopf an meine Brust gelehnt. Es fühlte sich irgendwie richtig an... - ,Stopp! Jetzt nicht daran denken! Du kennst sie erst seit etwa 15 Minuten!', schoss es durch meinen Geist und ich musste zugeben, dass er recht hatte.

In meiner Wohnung angekommen, nahm ich der schlafenden Tris meine Jacke ab und legte sie auf mein Gästebett. Kurz bevor ich sie zudeckte, schaute ich ihren Körper an. Sie war recht klein und dünn, ihre Taille war schmal, doch trotzdem mangelte es ihr nicht an Kurven. Ihr Körper war wie ihr Gesicht und ihr Charakter – einfach perfekt. Als sie zugedeckt im Bett lag, holte ich für alle Fälle einen Eimer und wühlte im einer Schublade nach einem Päckchen Aspirin und legte es mit einem Glas Wasser auf ihren Nachttisch. Ich hatte zwar keine Ahnung, was sie getrunken hat, aber ihrem jetzigen Zustand zufolge war es Hochprozentiges gewesen, und zwar reichlich. Sie würde morgen bestimmt mit einem extremen Kater aufwachen und dann war schon einmal vorgesorgt.

Zum Schluss wünschte ich ihr noch eine gute Nacht und gab ihr vorsichtig einen Kuss auf die Stirn.



Hey Leute,
Das ist das mit 1266 Wörtern wahrscheinlich längste Kapitel, das ich je geschrieben habe und schreiben werde, aber kein Plan wo ich hätte kürzen können

Wir sehen uns in den Kommis ;)

Sally☆

Warum ich?  | WavvyboiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt