Ein neuer Tag

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Am Horizont ging die Sonne auf und färbte den Himmel in einem sanften Orange. Die neun Freunde wachten in ihren provisorischen Betten auf. Es war wie jeder andere Tag auf der Insel. Holly streckte sich ausgiebig und gähnte. Er wischte sich den Schlaf aus den Augen. Dann stellte er sich hin. Maudado, Osaft, Delay und Manuel taten es ihm gleich.
Erst jetzt wurde ihnen klar, dass sie noch lebten. Aber Zombey hatte sie doch umgebracht?! Die Freunde schauten sich verwirrt an.
Manuel's Blick fiel auf Zombey, der friedlich schlief. "Wieso leben wir?" fragte Maudado geschockt. Er ging einen Schritt auf Zombey zu. Der schien langsam wach zu werden. Zombey streckte sich. "Guten Morgen." sagte er mit geschlossenen Augen. Dann öffnete er sie sogleich und schaute direkt in Maudados grüne Augen, die ihn skeptisch musterten. Zombey war verwirrt, als er sah, dass alle im Raum auf ihn schauten. Er richtete sich vorsichtig auf. "Alles okay bei euch?" fragte er verblüfft. Maudado schüttelte den Kopf. Plötzlich ergriffen Osaft und Manu Zombey's Arme. Sie hielten sie fest umklammert. "Was ist hier los?" fragte Zombey nun hektischer. "Du weißt genau, was du getan hast." sagte Maudado ernst. Zombey schaute Hilfe suchend zu Delay. "Ich habe nichts getan! Lasst mich los." bat er. "Nichts getan?! Du hast uns kaltblütig ermordet!" schrie Manu nun. Zombey verstand nicht. Er hatte nichts dergleichen gemacht. "Ich habe nichts gemacht. Hätte ich euch getötet, dann müsstet ihr doch Tod sein?! Ihr seht für mich ziemlich lebendig aus." verteidigte sich Zombey. Man hörte Verzweiflung in seiner Stimme. Die Anderen waren genauso verwirrt was die Tatsache anging, dass sie wieder lebten. "Zombey, ich kann dir nicht glauben. Du hast mich erschossen. Genauso wie alle anderen." sagte Maudado ernst. Zombey versuchte sich nicht mehr aus dem Griff der Beiden zu lösen. "Ich habe niemanden getötet. Ihr habt den Verstand verloren." sagte er entsetzt. Maudado ging aus dem Haus. Manuel und Osaft folgten mit Zombey, der sich nun erneut versuchte zu wehren. "Lasst mich los!" Nichts half. Delay war im Haus geblieben und beobachtete aus einem Fenster wie Manu und Osaft Zombey an einem Pfahl festbanden. Er konnte nicht verstehen, was sie dann sagten. Nach einer Weile gingen Osaft und Maudado zurück zum Leuchtturm. Manu blieb als Wache bei Zombey.
Maudado hatte angefangen zu weinen. Kedos und MrMore waren mittlerweile auch aufgewacht und starrten ihrerseits aus den Fenstern. MrMore verstand nicht was dort vor sich ging. "Was machen sie mit Zombey? Er hat doch nichts getan." sagte MrMoregame verwirrt. Dann lief er aus dem Haus und auf Zombey zu. Delay wollte ihm noch hinterher rufen, jedoch war er schon außer Reichweite. "Wieso lebe ich wieder?" fragte Kedos. "Ich hab keine Ahnung. Hat Zombey dich auch umgebracht?" fragte Delay zurück. Kedos nickte.
"Geht es allen soweit gut?" fragte Maudado, der gerade das Haus betreten hatte.
Draußen führten Manu und MrMore eine hitzige Diskussion. Zombey schwieg. Er wusste, dass er unschuldig war, jedoch war ihm auch klar, dass die Anderen ihm nicht glauben würden. Egal was er sagte. Seine Worte hatten, in diesem Fall, zu wenig Gewicht und das Gegenteil konnte er auch nicht beweisen. Zombey wusste nur, dass er nichts getan hatte. Beweisen konnte er es jedoch nicht. Und nun saß er da. Angebunden an einem Pfahl.
MrMore und Manu stritten immer noch. "MrMore, bitte geh wieder." sagte Manu genervt. "Ich möchte nur mit Zombey sprechen." erwiderte der.  Manu seufzte. Dann trat er zur Seite. MrMore rannte auf seinen angebundenen Freund zu. "Zombey was ist hier los?" fragte er erstaunt. "Ich weiß es nicht. Die Anderen beschuldigen mich des Mordes. Ich bin unschuldig." sagte Zombey verzweifelt. MrMore starrte ungläubig auf seinen Freund. Eine dunkle Vorahnung machte sich in ihm breit. Erst jetzt kam die Erinnerung auf. MrMore war gestern gestorben. Eine klare Vorstellungen hazte er nicht, jedoch spürte er nur einen stechenden Schmerz. Dann war alles schwarz gewesen. Nun lebte er wieder. Zuerst hatte MrMore das Ganze als Albtraum abgetan, doch es war wohl wesentlich realer, als zu Anfang gedacht. MrMore wich etwas zurück. Er blickte geschockt zu Zombey. Hatte er ihn getötet?
"Ich habe niemanden umgebracht." rief Zombey. Mittlerweile liefen Tränen der Verzweiflung an seinen Wangen hinunter. "Es tut mir leid. Ich kann dir nicht glauben." sprach MrMore traurig. Dann rannte er davon. In seinem Kopf spielten die Gedanken verrückt. Zombey schaute zu Boden. Keiner glaubte ihm. Niemand würde ihm glauben. Dann verfiel er in Schweigen.
Im Leuchtturmhaus fand währenddessen eine Besprechung statt. Alle außer MrMore, Zombey und Manu hatten sich versammelt, um über die scheinbare Wiederbelebung zu diskutieren. Die Verwirrung war groß. "Was wenn Zombey wirklich unschuldig ist?" fragte Osaft. Er war noch am ehesten auf Zombey's Seite, da er es nicht wahrhaben wollte, dass einer seiner besten Freunde zum Mörder wurde. "Er muss es gewesen sein. Wir träumen ja nicht alle das Gleiche, oder?!" wandte Holly unsicher ein. Langsam wuchsen die Zweifel an Zombey's Schuld. Nur Maudado hielt an der Überzeugung fest. Er war von den Ereignissen so erschüttert, dass er Zombey nie wieder in die Augen sehen wollte. Nicht nach dem, was er allen angetan hatte. Manuel hatte schon von Anfang an seine Zweifel gegen Zombey geäußert, da sie sich vor diesem ungewollten Aufenthalt gestritten hatten. Doch machte das Zombey gleich zum Mörder?
Die Männer diskutierten noch bis in den frühen Abend hinein. Schließlich hatten sie immer noch keine plausible  Erklärung gefunden und da alle für weitere Diskussionen zu erschöpft waren, entschieden sie sich, es erstmal auf sich beruhen zu lassen und da sie heute eh keine vernünftige Lösung finden würden. Nun stand, jedoch noch eine Frage im Raum: Was war mit Zombey? Er war immer noch draußen festgebunden und Manuel hielt schon die ganze Zeit wache. "Ich übernehme die Wache heute Nacht." sagte Delay bereitwillig. Die Anderen stimmten zu.
Als Delay bei Manu und Zombey ankam, war Manu kurz davor einzuschlafen. Er war erfreut über die Ablösung und machte sich kurze Zeit später auf den Weg zum Leuchtturm. Seine Schritte knarzten im Sand. Zombey schaute zu Boden. Delay setzte sich neben den Festgebundenen. Eine Zeit lang herrschte bitteres Schweigen. "Alles okay?" fragte Delay schließlich. "Sicher." sagte Zombey leise. Seine Stimme klang brüchig und emotionslos. "Du hälst mich auch für schuldig, oder?" fragte Zombey. Sein Blick fiel kurz zu Delay. Zombey sah erschöpft aus. Unter seinen Augen bildeten sich langsam dunkle Ringe. Delay schwieg zuerst. Es war mittlerweile stock dunkel. Der noch volle Mond war die einzige Lichtquelle. Dann holte Delay ein Taschenmesser aus der Tasche und zerschnitt Zombey's Fesseln. Der blickte verwundert zu Delay, der mittlerweile aufgestanden war und Zombey seine Hand reichte. Zombey ergriff sie zögerlich. Kurze Zeit später stand auch er. "Danke." sagte Zombey und lächelte ein wenig. "Nichts zu danken." erwiderte Delay.
Plötzlich erschallte ein Schuss. Jemand fiel zu Boden. Dann hörte das Knarzen des Sandes. Jemand würde über den Boden geschliffen.

Der Morgen brach an. Langsam wurden die sieben Freunde wach. Das typische Procedere, des Streckens und Gähnens wurde vollzogen. Schließlich waren alle auf den Beinen. Es war friedlich und dem ein oder anderen konnte man sogar ein Lächeln abringen. Es war friedlich, bis Manu aus dem Fenster blickte und ihm die Worte fehlten. Maudado schaute ebenfalls hinaus und war ebenso geschockt. Sowohl von Delay, als auch von Zombey war keine Spur zu erkennen. Die Anderen bemerkten das Fehlen ebenfalls. Kurze Zeit später waren alle hellwach und rannten zu dem Ort, wo gestern noch Zombey angebundenen war. Kedos war der Erste, der das Blut an Boden sah. Ein schlimmer Verdacht kam den Freunden. Hatte Zombey wieder zugeschlagen?
Osaft wurde aus seiner Traumwelt gerissen. Denn ihm wurde klar, dass Zombey wohl doch nicht unschuldig war. Tränen sammelten sich am unteren Rand seiner Augen. Dann verließ er rasch diesen Ort. Man sollte wohl eher sagen, dass er die Flucht ergriff. Denn er rannte so schnell er konnte davon. Die Anderen waren zu beschäftigt, um sein Verschwinden überhaupt zu bemerken. Sie schmiedeten innerlich schon Pläne, wie sie Zombey 'unschädlich' machen konnten. Osaft lief so weit er konnte. Schließlich stoppte er kurz vor dem Meer. Sein Blick war auf den weiten Ozean gerichtet. In diesem Moment wollte er einfach nur nach Hause. Er stand dort lange. Keiner schien ihn zu vermissen. Würde es überhaupt jemanden kümmern, wenn Osaft einfach weg wäre? Würden sie es auf Zombey schieben? War Zombey wirklich ein kaltblütiger Mörder?
Osaft weinte bitterlich.
"Osaft!" hörte er plötzlich einen Ruf hinter sich. Er drehte sich um und sah Delay, der aus einem Tunnel lief, der in die stillgelegte Kanalisation führte. An Delay's Wange klebte Blut. Sein T-Shirt war blutverschmiert. Osaft war verwirrt. "Osaft! Ich bin so froh, dass ich dich gefunden habe. Zombey ist durchgedreht. Er hat mich angeschossen. Er ist in der Kanalisation." sagte Delay gehetzt. Seine Augen zuckten nervös hin und her. "Folge mir. Zusammen können wir ihn stellen." sagte Delay entschlossen. "Willst du Zombey umbringen?" fragte Osaft. Seine Blicke musterten Delay. Der schüttelte den Kopf. Osaft entschied sich Delay zu folgen, deswegen nickte er und Delay lief los. Osaft rannte hinterher in die Tunnel. Flackernde Neonröhren spendeten das nötige Licht. Delay blieb stehen. Vor ihm lag ein kleiner Raum. "Ich glaube er ist dort. Geh vor." flüsterte Delay leise. Osaft nickte und betrat den Raum. Es war stockdunkel. Dann ging das Licht an.
Osaft schaute geschockt zu Boden. Dort lag Zombey. Seine Augen waren weit aufgerissen. Dennoch waren sie leer. Delay stand lächelnd im Türrahmen. In seiner Hand lag eine Deagle. "Der Verratene wird zum Verräter. Lustig, nicht?!" sagte er gelassen. Osaft hockte sich zu Zombey und fühlte seinen Puls.
Er war Tod. Delay hat ihm umgebracht. "Der liebe Zombey hat genauso wenig damit gerechnet." sagte Delay siegessicher. Seine Augen funkelten diabolisch. "Mach dich bereit Zombey Gesellschaft zu leisten." sagte er bedrohlich. Osaft stand auf. "Es ist okay, Delay. Wenn es dein Wunsch ist, lasse ich mein Leben. Vielleicht ist es sogar besser so." sagte Osaft traurig. Jedoch weinte er nicht mehr. Delay zögerte. Er hatte die Waffe auf Osaft gerichtet, jedoch zitterte sie in seiner Hand. Dann fasste er sich ein Herz und die Waffe hörte auf zu zittern. "A" sagte Delay. Osaft war kurz verwirrt. "Irgendwelche letzten Worte?" fragte Delay schließlich. Osaft schüttelte den Kopf. Dann drückte Delay ab. Er ließ die Waffe sinken und sah zu, wie Osaft an der Wand runter rutschte und eine Spur aus Blut hinterließ. Delay hockte sich zu Zombey und schloß seine Augen. Er richtete sich wieder auf und verließ den kleinen Raum. Er schaltete das Licht an und ging zurück in die Tunnel. Sein Weg führte ihn zu einer Leiter, die direkt zum Leuchtturm führte. Er kletterte sie empor und ging dann die Treppe hoch, die zur Spitze des Turmes führte.
Oben stand Maudado und überblickte die Insel. Plötzlich tauchte Delay hinter ihm auf. Maudado schien ihm nicht zu bemerken. Er schaute sich weiterhin um. Auf der Suche nach Delay oder Zombey. Wenn er nur wüsste, dass der, den er suchte direkt hinter ihm stand. Dafür war es leider zu spät. Denn in diesem Moment packte Delay Maudado von hinten und warf ihn mit ganzer Kraft über das Geländer. Maudado schrie, doch jegliche Hilfe kam zu spät. Er fiel ununterbrochen dem Tod entgegen. Als er am Boden aufkam, hörte man ein schreckliches Knacken.
Alle hatten den Schrei gehört und waren zum Leuchtturm geeilt, jedoch wäre jegliche Hilfe um sonst gewesen. Maudado war Tod und es war sicher kein schöner Anblick. Kedos musste sich wegdrehen. Alle waren versammelt und starrten auf Maudado's Leiche. "Wer war das?" fragte Holly ungläubig.
"Ich war's." sagte eine Stimme hinter ihnen. Delay rannte in den Kreis aus Personen. In seiner Hand lag eine sogenannte Jihad-Bombe. Ab dann ging alles unglaublich schnell.
Delay tippte ein paar Zahlen ein und ein Ton ertönte. Die Anderen waren wie eingefroren. Aus dem Gewirr des Tones konnte man nur einen Buchstaben entnehmen.
"A"
Dann passierte die riesige Explosion.
Keiner hätte dies überlebt.
Doch es sollte immer noch nicht das Ende sein.

Wer ist der Nächste?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt