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Als ich geendet habe, traue ich mich endlich wieder meinen Bruder anzusehen. Ich habe ein merkwürdiges Gefühl im Bauch, denn wenn ich das alles laut ausspreche, merke ich tatsächlich selbst, wo der Fehler liegt, aber wer gibt schon gerne zu, dass er es vergeigt hat?

Jace kaut auf seiner Unterlippe herum und sieht mich schließlich an. Dann räuspert er sich. "Alec, jetzt mal ehrlich. Da kommt endlich jemand, der dich interessiert und ich war wirklich davon überzeugt diesen Tag niemals zu erleben und du verkriechst dich lieber in dein Schneckenhaus, als ihm zur Seite zu stehen?" Er zieht die Augenbrauen hoch, während ich verlegen auf den Boden starre.

Als ich nicht antworte, spricht er weiter. "Es wird Zeit das Leben da draußen zu entdecken. Es gibt so viel mehr, als deinen Laden oder den Supermarkt um die Ecke. Du bist jung, siehst gut aus und auf den Kopf gefallen bist du auch nicht. Alec, ernsthaft, man muss schon etwas dafür tun, wenn man mit jemandem zusammen sein möchte." Ich nicke langsam. "Ich weiß, aber ich kann einfach nicht. Hier bin ich sicher."
Er runzelt die Stirn. "Sicher vor wem oder was denn?" Ich zucke mit den Schultern. Ich kann ihm nicht sagen, dass ich Angst habe verletzt zu werden. Wie oft sieht und hört man vom Ende einer Beziehung oder einer Freundschaft? Und um dem Drama zu entgehen, habe ich weder das Eine noch das Andere jemals angefangen.

"Alec? Was genau hält dich davon ab zu diesem Wettbewerb zu gehen und deinen Freund zu unterstützen?" Ich schnaufe. "Ich weiß ja nicht mal, ob er mein Freund ist." Er grinst. "Aber ich weiß es. Verbock es nicht noch mehr und steh auf."

Alleine der Gedanke daran unter so vielen Menschen zu sein, bringt mich zum Schwitzen. "Ich kann es einfach nicht Jace. Du weißt doch, wie ich bin." Er nickt. "Ja, dass weiß ich aber willst du wirklich, dass es ewig so weiter geht? Willst du alleine bleiben?"

Ich denke nach. Alleine bleiben klingt toll aber noch toller wäre ein Leben mit Magnus. Er, der mein Leben verändert hat. Er, der mit einer Berührung meine Ängste verscheuchen kann. Er, so zärtlich und liebevoll zu jemandem wie mir. Ich vermisse ihn schon nach wenigen Stunden so sehr, dass ich es kaum ertragen kann.

Entschlossen stehe ich auf, aber dann sehe ich kleinlaut meinen Bruder an. "Würdest du wohl eventuell, also kommst du mit?" Er lächelt. "Natürlich komme ich mit. Ich lass dich nicht alleine, aber ich werde nicht für dich sprechen ok?" Dankbar nicke ich und gehe nach vorne zu Clary, die gerade einige Bücher einräumt.

"Hey." sage ich leise und sie blickt auf. "Hey du." sagt sie liebevoll und sieht mich fragend an. "Also, ich müsste mal weg. Mit Jace." sage ich und hoffe, sie reimt sich den Rest selbst zusammen. Zum Glück ist sie ein helles Köpfchen und nickt sofort. "Klar. Ich passe auf den Laden auf. Mach dir keine Sorgen ja?" Ich nicke, bin aber noch nicht fertig. Langsam greife ich in meine Hosentasche und ziehe meinen Schlüssel hervor. Umständlich fummel ich einen der beiden Schlüssel für den Laden ab und reiche ihn an Clary weiter.

Fassungslos sieht sie den Schlüssel an und als sie schließlich mich ansieht, glänzen Tränen in ihren Augen. "Alec." stammelt sie. "Du gibst mir einen eigenen Schlüssel?" Ich nicke. "Ja, du hast es verdient." Sie geht einen Schritt nach vorne und überrumpelt mich mit einer Umarmung. Sie weiß, dass ich das hasse, aber in diesem Moment ist das in Ordnung.

"So viel Liebe." ertönt es hinter uns und der grinsende Jace kommt humpelnd zu uns. Seine Frau lächelt ihn an. "Aber dich liebe ich am Meisten." Er wird tatsächlich ein wenig rot und für einen kleinen Moment, bin ich neidisch darauf, wie vertraut die beiden miteinander sind. Seit 5 Jahren sind sie zusammen und noch immer knistert es zwischen ihnen. Genau das will ich auch, schiesst es mir durch den Kopf und ich werde ungeduldig.

"Können wir gehen Jace?" murmel ich und er nickt. "Ja, aber du musst fahren." Ich werde nervös und meine Hände werden feucht. "Ich bin seit mehreren Jahren nicht gefahren." Er klopft mir auf die Schulter. "Das verlernt man nicht und ich sitze ja neben dir." Jace hat gut Reden, er war ja nicht der gewesen, der den Wagen vor einer Ampel abgewürgt hat und beim wütenden Hupen hinter ihm eine Panikattacke bekommen hat. Ich habe das Auto einfach stehen gelassen und bin nach Hause gegangen. Jace hat den Wagen schließlich weggeholt und ich bin seit dem nie wieder gefahren.

"Können wir nicht laufen?" Jace grinst schief und deutet auf seine Krücken. "Entweder du fährst und ich komme mit oder du läufst und ich bleibe hier und verführe meine Frau hier auf der Ladentheke. Such es dir aus."
Der Gedanke, die beiden haben Sex in meinem Laden, inmitten meiner Bücher beschert mir eine Gänsehaut und ich schüttel angewidert den Kopf.

"Nun komm schon." sage ich und fasse Jace entschlossen am Arm. Er gibt Clary noch einen kurzen Kuss und folgt mir dann zu seinem Auto. Nachdem er seine Gehhilfen verstaut hat, sitzen wir schließlich im Wagen und ich versuche, tief ein und auszuatmen. Panik überfällt mich und ich bin sicher, es nicht zu schaffen.

Plötzlich legt er eine Hand auf meinen Arm und ich sehe ihn verzweifelt an. "Du kannst das Alec. Für Magnus." Ich sauge seine Worte auf und denke an den Mann, den ich so sehr brauche. Seine funkelnden Augen kommen mir in den Sinn und ich muss lächeln.
"Für Magnus." wiederhole ich leise und drehe den Schlüssel. Der Motor erwacht zum Leben und zitternd lege ich den ersten Gang ein.

-Malec- Herz über Kopf Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt