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Ein paar Mal würge ich den Wagen ab, aber mit Jace an meiner Seite und meinem Ziel vor Augen, schaffe ich es schließlich bis zu Magnus' Tanzschule. Das Navi in Jace Handy hat uns zum Glück hingeführt, denn mir wurde mit Schrecken bewusst, dass ich weder weiß, wo er wohnt, noch wo er arbeitet.

Als wir schließlich ruckelnd vor dem Gebäude stehen bleiben, bin ich fix und fertig aber gleichzeitig auch stolz auf mich. Allerdings steht mir die größte Hürde noch bevor.
"Na siehst du Alec. Ich bin zwar froh, wenn ich bald wieder selbst fahren kann aber du hast es nicht schlecht gemacht." sagt Jace und ich sehe ihn an. Er hat Schweißperlen auf der Stirn und ich nehme an, er ist froh noch am Leben zu sein. Ich selbst bin ja genau so froh niemanden umgebracht zu haben.

Ich lehne mich zurück. "Und jetzt?" murmel ich. "Ich würde sagen, wir gehen rein." sagt mein Bruder bestimmt und ich werde wieder unglaublich nervös. "Einfach so?" frage ich und er nickt. "Einfach so."

Als wir die Tanzschule betreten, muss ich mich sehr zusammen reißen, um nicht auf der Stelle kehrt zu machen. Hier sind so viele Leute und es ist laut. Einfach nur laut. Man hört schon von Weitem hämmernden Bass und wie jemand durch ein Mikrofon spricht.
Mir bricht der Schweiß aus und ich sehe immer wieder, ob Jace noch neben mir herhumpelt. Er lächelt mich beruhigend an. "Alles in Ordnung?" fragt er und ich schüttel den Kopf. "Nein." sage ich mit trockenen Lippen.

"Hey." Jace bleibt stehen. "Das sind nur Menschen und niemand wird dir etwas tun. Ich passe schon auf dich auf." Ich nicke. "Es sind verdammt viele Menschen Jace." sage ich nervös. "Ja, aber es sind einfach nur Menschen. Jeder Einzelne von ihnen hat seine eigene Geschichte. Jeder hat Gefühle und Ängste. Genau wie du und ich."

Erstaunt sehe ich ihn an. "Wovor hast du Angst?" Er blickt etwas verlegen zu Boden. "Naja, gerade wenn man Vater ist, hat man andauernd Angst. Dem Kind könnte was passieren, oder Clary. Oder mir. Und dann stehen die beiden alleine da. Ich denke andauernd über so etwas nach aber man darf sich davon nicht verrückt machen lassen, sonst verpasst man nämlich das Beste."

Fragend sehe ich ihn an. "Und was ist das?" Er lächelt. "Das Leben Alec." Ich denke über seine Worte nach. Hat er Recht? Habe ich zu viel verpasst? Ich brauche Magnus.

Ich nicke. "Ich denke, ich will nichts mehr verpassen. Es wird Zeit zu leben." Er klopft mir auf die Schulter. "Gut so und jetzt los."

Wir drängeln uns durch die Leute und ich konzentriere mich dabei auf mein Ziel, was mir hilft, niemanden aus dem Weg zu schubsen oder einfach laut zu schreien. Ich fühle mich schlecht, bedrängt und ich schwitze. Die verschiedenen Gerüche der Menschen machen mich wahnsinnig, aber ich gebe nicht auf.

Schließlich kommen wir in einen Saal, von dem aus, die Musik dröhnt, aber plötzlich verstummt, als wir eintreten. Kurz denke ich, es ist wegen uns aber im nächsten Moment höre ich einen Mann durch ein Mikrofon sprechen.

"Das war eine Wahnsinnsperformance von Raphael, mit absoluten Top Jurybewertungen. Es gab für ihn die 8, die 8,5, die 9 und eine 7,5. Bisher die Bestleistung."

Die Menge jubelt und ein junger Mann, der verschwitzt in der Mitte steht, verbeugt sich und grinst selbstgefällig.

Als nächstes begrüßen wir unseren Gastgeber und Vorjahressieger. Ich bin sehr gespannt, ob er seine Leistung noch mal steigern kann. Ladys und Gentleman, hier ist der fantastische Magnus Bane."

Wieder klatschen alle und ich recke den Hals, um nach Magnus Ausschau zu halten. Und da ist er. Er sieht unglaublich gut aus mit seiner tief sitzenden weiten schwarzen Hose und dem silbern glänzenden Tanktop und ich muss schlucken.
"Das ist er?" fragt Jace mich und ich nicke, ohne Magnus auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen.

Musik setzt ein und Magnus fängt an sich zu bewegen. Mir klappt der Mund auf, denn das ist großartig. Er macht Tanzschritte, die ich noch nie in meinem ganzen Leben gesehen habe. Das könnte natürlich auch daran liegen, dass ich noch nie in einem Club oder ähnlichem war und tanzen immer als Zeitverschwendung gesehen habe. Magnus überzeugt mich gerade vom Gegenteil. Wenn er tanzt, ist es fast wie Sex mit ihm. Angenehm, überraschend und absolut faszinierend.
Ich verfolge jeden noch so kleinen Schritt mit den Augen und plötzlich kreuzen sich unsere Blicke. Überrascht sieht er mich an, kommt aber nicht aus dem Rhythmus.

Mein Herz schlägt hart in meiner Brust und ich weiß nicht, ob vor Nervosität oder weil Magnus mich gesehen hat. "Er ist echt gut." sagt Jace und ich kann wieder nur nicken.

Als die Musik endet, klatschen und jubeln die Leute und ich erwische mich dabei, wie ich stolz grinse.

"Vielen Dank Magnus. Das war der Knaller. Warten wir mal die Bewertung ab. Oh, ich sehe, die Jury ist so weit." Plötzlich schreit der Mann am Mikrofon so laut los, das ich zusammen zucke.
"Das gibt es ja nicht. Eine 9, noch eine 9 und zweimal die 8,5. Wir haben einen deutlichen Sieger. Herzlichen Glückwunsch Magnus Bane."

Magnus steht in der Mitte und einige Leute stürzen zu ihm, um zu gratulieren. Er lächelt höflich, scheint aber mit seinen Augen etwas zu suchen. Sucht er mich? Entschlossen drängel ich mich weiter, denn ich will zu ihm. Will das er mich berührt, mich zurück nimmt, mein Freund ist. Sein Leben mit mir teilt. Ich will meins mit ihm teilen. Unbedingt.

Auch er schiebt sich durch die Menge und schließlich stehen wir voreinander. "Alexander. Du bist hier." sagt er nur und starrt mich an. "Ja, das bin ich. Bitte Magnus, bitte fass mich an." murmel ich und gehe einen weiteren Schritt auf ihn zu.

"Nein. " sagt er und verschränkt die Arme vor der Brust. "Du kannst das auch ohne mich. Los, versuch es." Wieder bricht mir der Schweiß aus und ich beginne meine Hände zu kneten. Die Worte wollen einfach nicht meinen Mund verlassen und Magnus auffordernder Blick ist nicht sehr hilfreich.

"Du schaffst das. Glaub an dich." Ich denke an mein Leben und all die langweiligen Dinge, die passieren oder eben nicht passieren. Immer der gleiche Tagesablauf, kein Spaß, keine Kontakte und kein wirkliches Leben. Das alles hat sich mit Magnus Bane geändert. Ich habe mich geändert und ich will ihn.

Ich öffne meinen Mund und meine Augen fixieren seine. "Ich hab mich in dich verliebt Magnus." stammel ich leise aber für mich ist es ein so großer Schritt und Magnus Blick wird weich. Er tritt auf mich zu. "Wirklich?" Ich nicke stumm. "Ich mich auch in dich Alexander und ich bin sehr sehr stolz auf dich. Und jetzt komm her." Erleichtert strecke ich meine Hände nach ihm aus und mir wird warm, als ich ihn an mich drücke und unsere Lippen sich finden.

-Malec- Herz über Kopf Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt