2. Kapitel

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Ihr dröhnte der Schädel, mit dem sie auf ihrem linken Unterarm, der bis zu den Fingerspitzen eingeschlafen war, lag.
Ihre Hände kribbelten, als sie versuchte, ihn zu heben. Dieser erste Versuch wurde jedoch sofort von einem Schwindelanfall unterbunden und sie kam kaum einen Zentimeter von der Stelle. Wie sie zurück auf ihren Arm fiel bemerkte sie, dass dieser merkwürdig metallisch roch und seltsam klebte. Da es stockdunkel war, konnte sie nicht sehen, weshalb, doch als die ihre Stirn abtastete verzog sie schmerzlich das Gesicht.
Da war eine Wunde. Wie groß, das konnte sie in diesem Moment nicht einschätzen, denn der Schmerz zog bis in den Unterkiefer.
Sie versuchte, weitere Verletzungen auszumachen, konnte aber, bis auf einige Blutergüsse an beiden Beinen und Handgelenken nichts entdecken.
Anschließend bemühte sie sich, trotz Dunkelheit herauszufinden, wo in aller Welt sie war.
Immerhin hatte sie, seit sie wieder bei Bewusstsein war, längst bemerkt, dass das hier nicht ihr Zimmer und ganz sicher nicht ihr Bett in der Wohnung ihrer Eltern war.
Der Boden war eiskalt, steinhart und dreckig.
Letzteres konnte sie selbst ohne etwas zu sehen mit Hundert prozentiger Sicherheit sagen. Sie fühlte Sand, wenige Kiesel und alle erdenklichen anderen Unreinheiten. Darunter auch vereinzelte feuchte Flecken, die sie mit ihrer freien Hand und voller Ekel ertasten konnte.
Sie schloss die Augen, bekam Panik, konnte nicht mehr klar denken, ihre Augen füllten sich mit Tränen.
„Hallo?", fragte sie leise und begann zu zittern, so sehr strengte sie sich an, Ruhe zu bewahren, nicht zu schreien, die Schmerzen zu ertragen.
Während sie sprach war sie nicht sicher, ob ihr Blut oder Speichel aus dem dem Boden zugewandten Mundwinkel lief; sie konnte nicht einmal den Geschmack auf ihrer Zunge richtig erfassen. Sie versuchte, bei Bewusstsein zu bleiben, etwas in der Dunkelheit zu sehen; selbst, wenn es nur eine Silhouette war oder vielmehr gewesen wäre, denn sie konnte beim besten Willen nichts erkennen. Ebenso wenig konnte sie bestimmen, wie lange sie schon hier oder wieder wach war.
Neben der beklemmenden Dunkelheit herrschte eine Totenstille, die ihr nur noch mehr Angst bereitete und ihr Mantel, in dem sich ihr Handy, mit dem sie die Uhrzeit oder das Datum herausfinden und Licht hätte machen können, befunden hatte, war spurlos verschwunden.
Irgendwann wollte sie nur noch schreien, doch sie bekam nicht einen Ton mehr über die staubtrockenen Lippen. Für jede weitere Bewegung fehlte ihr die Kraft. Ihre Lider wurden immer schwerer, bis sie sich schließlich erneut schlossen, wodurch sie nicht mehr sehen konnte, wie am Ende des Zimmers eine kleine Tür unter schrillem Quietschen langsam geöffnet wurde und schneeweißes Halogenlicht den Raum flutete.

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