3. Kapitel

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Kaum hatte sie den Hausflur betreten, da ertönte auch schon der Standardklingelton ihres iPhones.
„Wer sind sie?", begrüßte sie die erneut unterdrückte Nummer.
Eine ganze Weile bekam sie keine Antwort.
Da war gar nichts.
Plötzlich durchbrach ein erschrockenes Aufatmen, das klang, es wäre es der letzte Atemzug, der Person am anderen Ende.
Was darauf folgte, brachte auch ihren Atem zum Stocken.
„Mama!"
Samantha musste sich an der Wand abstützen, um nicht zu fallen.
„Mama.."
Die Wiederholung klang schon um einiges kraftloser, leiser; sie weinte.
„Liv?", presste sie hervor, als gäbe es auch nur den Hauch von Zweifel, dass das wirklich die Stimme ihrer Tochter war.
„Olivia liebes bist du das!? Wo bist du?"
Sie sprach so schnell, dass sie kaum mit dem Denken der Worte hinterherkam.
Wieder diese Stille.
Am liebsten hätte sie dagegen angeschrien, doch noch bevor sie eine Entscheidung treffen konnte, meldete sich die unbekannte Raucherstimme wieder zu Wort: „Ja hallo, Mama", er lachte.
„Zweihundert", fügte er stumpf hinzu.
„Was?", sie verstand nicht.
„Zweihunderttausend und du siehst sie wieder."
Dieser Satz schnürte ihr die Kehle zu. Sie schloss die Augen.
,,Wo zur Hölle soll ich so viel Geld hernehmen? Und wer sind sie verdammt nochmal?"
Sie war den Tränen nahe, hätte sich am liebsten auf die Mamorfliesen des Flurs gesetzt, geschrien, geweint, ihr Telefon gegen die Wand vor sich geschleudert.
„Ich bitte dich", er seufzte, ,,mit einem Mann, der als Professor an der so ziemlich angesehensten Uni Berlins arbeitet und als Angestellte, in einer der erfolgreichsten Kanzleien, wohnhaft in dem Nobelviertel schlechthin wird das doch kein allzu großes Problem darstellen ..vier Wochen, ein Monat ab jetzt."
Und das war das letzte, was sie vor dem dumpfen Piepen, das das Auflegen des anderen vertont, hörte.

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