Kapitel 11-Rob

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Abwartend saß ich beim krummen Baum.
Die Nacht war klar und der Mond, so wie die gut zu sehenden Sterne, erhellten die dunklen Stellen der Welt.

Normalerweise liebte ich diese wunderschönen Nächte, doch heute hätte es nicht unpassender sein können.

Für zwei Jungs, deren Ziel es ist, das Gesetz zu umgehen, waren das keine guten Bedingungen.

Doch ich freute mich trotzdem.

Jedes Mal, wenn ich hier saß, schlug mein Herz höher und ich freute mich mehr und mehr Simon zu sehen.

Und ich musste zugeben, dass ich mich wohl in den kleinen Ostler verguckt hatte.

Und diese Liebe war mehr als verboten.

Doch ändern konnte und wollte ich es nicht.
Ich war nur froh, dass Simon meinen Vorschlag nicht abgelehnt hatte.

Es war riskant, alles. Was wir die letzten Wochen getan hatten war verbotener, als alles andere.

Ich hörte ein Rascheln und sah auf.

Simon lächelte mich an und fuhr sich verlegen durch die Haare.

»Na? Bereit?« erkundigte ich mich und stand auf.
Er nickte und sah zu dem Rucksack, den ich von meiner Schulter nahm und öffnete.

»Was hast du da?« fragte er neugierig.

Ich griff in den Rucksack und holte ein paar Klamotten raus, die ich ihm in die Hand drückte.
»So wie du aussiehst, fällst du auf. Nicht böse gemeint, aber deine Sachen entsprechen nicht dem Kleidungsstil vom West.«

Er lächelte schief und nahm die Sachen.
»Schon klar, als du hier ankamst, dachte ich auch, du gehörst zum hohen Adel.«

»Ja, zieh sie an, dann siehst du aus wie ein Westler.«

Gerade wollte er seinen Hoodie ausziehen, da stoppte er in seiner Bewegung und sah mich eindringlich an.

»Äh...kannst du dich vielleicht umdrehen?« fragte er verlegen.

»Achso, ja klar!« erwiederte ich schnell und drehte mich um.
Peinlich.

Vielleicht wollte ich ihm zuschauen, aber das gehörte sich einfach nicht.

»Bin fertig.« meinte er nach einer Weile und ich drehte mich wieder zu ihm.
Ich musste breit ginsen.

Sein verschlissener Pullover war einem weißen Hemd gewichen und einer fast schwarzen Lederjacke.
Die Jeans und die weißen Turnschuhe standen ihm ebenso gut.
Er sah noch besser aus, als sowieso schon.

»Wow.« sagte ich nur und lächelte, genauso verlegen wie er.

»Ich seh aus wie einer dieser Adelstrottel aus dem hohen Stand.«

Schmunzelnd lief ich den Weg zum Loch, Simon folgte mir schweigend.
Logisch, wir riskierten unser Leben.

»So fällst du wenigstens nicht auf.« meinte ich noch, als ich ihm eine schwarze Mütze aufsetzte.

»Jaja, die Haare.« meinte er grinsend und schob letzten Strähnen drunter, ehe er mir in die Dunkelheit der Mauer folgte.

Mit einem offen stehenden Mund kam er auf der anderen Seite hinter mir wieder heraus.
Sein Gesicht hätte nicht mehr Erstaunen ausdrücken können.

»Wa-«
Ich hielt ihm den Mund zu und drückte ihn etwas an die Mauer.

»Shh.« flüsterte ich. »Wenn wir Zuhause sind, kannst reden so viel du willst, aber wir müssen erst außerhalb vom Sichtfeld der misstrauischen Mauersoldaten sein.«

Er nickte bloß und ich ließ meine Hand von ihm ab.

»Komm'« sagte ich und ergriff seine Hand, so dass er gezwungen war hinter mir her zu stolpern.

Ich musste mich nicht umdrehen um zu wissen, wie erstaunt und bewundernd er die Skyline von West beobachtete.

Ihn beigeisterte alles, auch wenn es sein größter Feind war.

Die 10 Minuten zu meinem Haus zogen sich, warscheinlich wegen der Angst entdeckt zu werden.
Doch spätestens nach 5 Minuten hätte man uns für zwei normale Westler halten können, die Abends rumliefen.

Trotzdem war ich froh, als wir endlich ankamen.

Simon zog einmal scharf die Luft ein, als er mein Haus sah.

»Das? Das ist dein kleines bescheidenes Haus von dem du mir erzählt hast?«

Ich musste grinsen.

»Du würdest dich wundern, wenn ich dir sage, dass so ein Haus bei vielen als "ärmlich aussehend" bezeichnet wird.

Er nickte verwirrt und lief mir hinterher zum Garteneingang.

»Als ob du einfach einen eigenen Garten hast!« meinte er noch und ich zog ihn grinsend ins Haus.

Süß, wie ihn alles begeisterte.

»Herr Brosowski, schönen guten Abend.« hörte ich Falco sagen.
Mein Butler stand im Türrahmen der Hintertür und lächelte zur Begrüßung.

»Sie müssen Simon sein, ich bin Falco, steht's zu ihren diensten.«

Er hat's getan.
Wie werden sich wohl Falco und Simon verstehen? :o

Wrong Side-Verbotene Liebe [Band 1] || CrispyWill [Beendet]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt