Am nächsten Morgen weckte mich wie erwartet der Ton meines Weckers und sofort war ich hellwach. Ich stand auf um aus dem Fenster zu sehen und musste feststellen, dass es wie aus Eimern schüttete. Nun wurde das mit der Musik am Brunnen wohl nichts werden. Ich entschied mich daher heute shoppen zu gehen. Da ich nun einen Job hatte, musste ich nicht jeden Cent sparen, außerdem hatte ich nur sehr wenig zum Anziehen und noch viel weniger davon war überhaupt Winter-in-Finnland tauglich.
Heute entschied ich mich meine schwarzen, knöchelhochen Chucks zu tragen und dazu zog ich mir erneut meine schwarze enge Jeans an, eine andere Hose nahm ich gar nicht mit, und dazu ein graues, ausgewaschenes Bon Jovi Shirt. Meine Haare trug ich zu einem Pferdeschwanz gebunden und dazu trug ich etwas Mascara auf. Beim Verlassen meines Zimmers schnappte ich mir noch meine schwarze Lederjacke und meinen Rucksack. Ich checkte noch kurz ob ich alles mit hatte und dann fiel die Tür hinter mir zu. Heute Morgen traf ich Anni gar nicht an, was mich aber nicht wunderte, denn sie hatte sicher einiges zu tun als Besitzerin einer Pension. Draußen angekommen merkte ich erst wie kalt es eigentlich war und wagte einen Blick auf die Wetterapp meines Handys. Es hatte wirklich nur 2 Grad. Solche Temperaturen hatten wir in Wien teilweise nicht einmal im tiefsten Winter, deswegen fror ich wahrscheinlich so stark. Zum Glück befand sich direkt gegenüber von der Pension eine Bushaltestelle, die überdacht war. Der Bus lies nicht lange auf sich warten, und ich stieg ein. Der Busfahrer konnte zum Glück gut Englisch, weswegen es mir leicht fiel ein Ticket zu kaufen. Nach nicht mal 5min Fahrzeit waren wir an dem großen Einkaufzentrum, wo ich hin wollte, angekommen. Ich stieg aus und lief direkt zum Eingang, weil der Regen um einiges stärker geworden war. Klatschnass und fast erfroren betrat ich das riesige, hallen-ähnliche Einkaufszentrum und war erstaunt. Es war total bunt, schön eingerichtet und es war für einen Samstag ausgesprochen wenig los. Ich musste nochmal nachdenken was ich überhaupt zuerst kaufen wollte und entschied mich für ein italienisches Unterwäschegeschäft. Die Dame, die dort arbeitete, war sehr nett und schien auf Anhieb zu wissen, dass ich kein Finnisch sprach, denn als sie mich fragte, ob ich etwas Hilfe benötige, tat sie das auf Englisch. Ich verneinte und widme mich der Wäsche. Ich hatte noch nie so schöne Unterwäsche gesehen. Meine war meistens Second-Hand gewesen, jedenfalls die BHs. Höschen hatte ich sehr wenige und auch nur sehr günstige, solche die manche als Oma-Unterwäsche abstempeln würden. Wie hätte ich mir mit meinem geringen Einkommen auch so etwas Tolles leisten können? Ich schaute mich etwas um und sofort fiel mir ein roter BH aus Spitze ins Auge. Ich nahm meine Größe in rot und schwarz und entschloss mich trotzdem noch weiter zu schauen. Ein grauer, schlichter BH gefiel mir auch und ich fand noch 2 weitere BHs, einer in schwarz mit etwas Push-up und Spitze und ein Violetter ebenfalls aus Spitze. Zu jedem BH nahm ich das passende Höschen und ging in die Umkleide. Zuerst war der Rote dran. Er war schlicht geschnitten und bestand wirklich nur aus Spitze, welche auch noch unterhalb des Bügels ca. 10cm hinab reichte. Die Träger waren normal geschnitten, hinten liefen sie breiter-werdend hinab und vereinten sich dort mit dem Schließsystem des BHs. Der Schwarze glich dem Roten bis ins letzte Detail, er gefiel mir aber trotzdem wahnsinnig gut. Danach probierte ich den grauen BH. Es war ein normaler Tshirt-BH, ohne Spitze und etwas Push-Up hatte er auch. Ich wusste der graue BH war perfekt zum Arbeiten. Der andere schwarze BH war dem grauen sehr ähnlich, bis auf die Spitze die die Körbchen zierte. Zuletzt probierte ich den Violetten. Er war sehr feminin geschnitten und war bis auf die Spitze komplett durchsichtig. Nur die Brustwarzen wurden ganz leicht durch ein Muster versteckt, weswegen man auch mein Brustwarzenpiercing durchblitzen sehen konnte. Die jeweils dazugehörigen Höschen passten genau wie die BHs wie angegossen und so nahm ich sie alle mit. Beim Verlassen des Ladens wünschte mir die Verkäuferin noch einen schönen Tag und ich erwiderte es.
Im nächsten Geschäft kaufte ich 3 weitere Hosen, alle sehr eng geschnitten, eine war hellgrau, die Andere war in einem typischen Jeans-blau gefärbt und die Letzte war schwarz. Mir fielen noch ein orange-braun karierter Schal und eine dazu passende Strickmütze ins Auge, die ich auch kaufte. Danach betrat ich ein Geschäft, es führte hauptsächlich schöne Oberteile & Kleider für schicke Anlässe. Hier kaufte ich ein schwarzes, enges Kleid mit einem sehr tiefen V-Ausschnitt. Es hatte etwas dickere Träger und einen Saum aus Spitze am unteren Ende des Kleides. Normalerweise war so etwas nicht mein Stil aber ich musste irgendwas Schöneres besitzen als Jeans, Bandshirts und Hoodies. Ich fand auch noch 2 enge Blusen im selben Schnitt, jeweils in schwarz und rot, und 3 wunderschöne Strickpullover. Einer davon war sehr dünn und weit gestrickt in hellgrauer Wolle. Die anderen waren etwas enger und dicker, ich entschied mich für die Farben dunkelgrün und weiß. Beim Verlassen dieses Geschäfts fiel mir erstmals auf wie viel ich eigentlich schon gekauft hatte. Dies war meine erste richtige Shoppingtour.
Als nächstes betrat ich ein Schuhgeschäft. Ich entschloss mich mir passend zum Kleid schwarze High-Heels zu kaufen. Die passenden waren sehr schnell gefunden. Sie hatten Riemchen um die Knöchel und unten bei den Zehen waren sie geschlossen. Ich kaufte auch noch dickere, wasserfeste Stiefel, für den Fall, dass der Schnee doch schneller kommen würde als erwartet. Auch eine kleine schwarze Handtasche lachte mich aus der hinteren Ecke des Geschäfts an, sie war ca. so groß wie A5, hatte einen Reißverschluss und einen ca 2cm breiten Trageriemen. Das Ganze kam mir um einiges billiger als erwartet, weil mir die freundliche Verkäuferin einen Rabatt gewährte. Ich bedankte mich herzlichst und wünschte ihr noch einen schönen Tag.
Mein nächster Stop war eine Drogerie. Ich hatte kaum etwas an Hygieneprodukten oder ähnlichem mitgenommen. Deshalb kaufte ich Shampoo, Conditioner, 2 Nagellacke (einer in dunkelrot, der andere in einem zarten Blauton), eine neue Bürste, Haargummis und anderer Frauen-kram. Ich bezahlte und verlies das Einkaufszentrum mit einigen Papiertüten und Säckchen. Zum Glück hatte es bereits aufgehört zu regnen und so holte ich mir noch ein Sandwich aus einem Bistro am Weg zur Bushaltestelle. Ich bestellte einfach das Tagessandwich, weil ich sowieso kein Wort verstand und aß es im Bus. Es dürfte sich um ein Schinkensandwich mit einem undefinierbaren Aufstrich gehandelt haben, aber ich aß es zusammen bevor der Bus da war, so schlimm schmeckte es dann auch nicht.
An meiner Pension angekommen, ließ ich erstmal alle Taschen und Tüten auf mein Bett fallen. In ca. 2 Stunden musste ich im Café sein, also entschloss ich mich ausgiebig zu duschen, Haare zu waschen und mich zu rasieren. Es war immerhin Samstag und ich wollte endlich mal die Stadt sehen und neue Leute kennen lernen. Nachdem ich mich fertig geduscht hatte, betrachtete ich mich im Spiegel. Die blauen Flecken und Blutergüsse waren immer noch zu sehen und fast sogar noch intensiver geworden. Ich versucht mir die blauen Flecken wegzudenken, aber es gelang mir nicht. Etwas betrübt davon, begann ich mich anzuziehen. Ich entschied mich für meine neue rote Unterwäsche, auch wenn sie vielleicht nicht das Beste zum arbeiten war, aber das war mir egal. Darüber zog ich meine schwarze Jeans an und ein weißes Guns'n'Roses Tshirt, es war etwas weiter geschnitten, aber die Ärmel waren so gut wie nicht vorhanden und es hatte einen angenehm-weiten V-Auschnitt. Dazu zog ich erneut meine schwarzen Chucks und meine Lederjacke an. Meine Haare frisierte ich und lies sie dann doch offen. Sie waren dank des neuen Shampoos etwas lockiger als sonst, aber trotzdem erreichten sie noch meine Hüftknochen. Ich trug noch etwas Mascara und Eyeliner auf, dann steckte ich mir meine goldenen runden Ohrringe ein. Ich hatte diese Ohrringe von meiner Mutter geerbt und liebte sie einfach. Das Outfit wurde abgerundet durch meinen weinroten Lippenstift. Ich nahm meine neue Handtasche und packte mein Handy, die Geldbörse, den Lippenstift und Taschentücher hinein, dann machte ich mich in Richtung des Cafés.
Dort angekommen begrüßte mich Helena ganz aufgeregt und umarmte mich. Mir fiel auf, dass die Leute in Finnland einfach viel herzlicher und freundlicher waren. Sie reichte mir eine weiße Bluse und eine Schürze. „Schätzchen, das sollte eigentlich passen. Probier es gleich hinten an, da kannst du auch deine Sachen abstellen." ich nickte und tat es so wie sie es mir sagte. Ein paar Minuten später kam ich angezogen wieder aus dem Personalraum vor und Helena überreichte mir ein Tablet. Es machte mir wahnsinnig Spaß hier die Leute zu bedienen, weil sie so viel freundlicher als in Wien waren. Ich bekam auch einiges an Trinkgeld, obwohl das hier eher ein Café für reifere Menschen war und ich doch noch sehr jung bin. Am meisten wunderte es mich, dass ich überhaupt Trinkgeld bekam, denn ich konnte nur schwer die Bestellungen aufnehmen und Sonderwünsche verstand ich gar nicht. All das schien den Menschen gar nichts auszumachen, es schien so als mochten sie mich dafür sogar noch mehr. Ich zerbrach kein einziges Glas, leerte nichts aus und stolperte nicht, allein das war schon ein Anfang. Es tat richtig gut, so in die Arbeit vertieft zu sein, dass die Zeit wie im Fluge verging. Helena bat mich noch einen Kassensturz zu machen und dann konnte ich gehen. Ich ging in den Personalraum um mich umzuziehen und mir noch einmal Lippenstift aufzutragen. Kurz fuhr ich mir noch mit den Fingern durch die Haare, dann verabschiedete ich mich von Helena. Sie sagte mir, dass morgen geschlossen wäre, weil sie Sonntag schon immer Ruhetag hatte. Ich umarmte sie noch kurz und ging dann hinaus in die Nacht.
Irgendwoher hatte ich das Gefühl, dass es jetzt erst so richtig losgehen würde.
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The madness - two worlds collide (Sunrise Avenue)
FanfictionWas passiert wenn 2 Menschen, die nicht unterschiedlicher sein könnten, aufeinander treffen? Und wenn alles schließlich explodiert, wer wird dann wohl gewinnen? Dies ist keine normale Geschichte, sie handelt von einem Mädchen mit einer fürchterlich...