Kapitel 11

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Die milden Sonnenstrahlen der Wintersonne leuchteten durch die Vorhänge und kitzelten mich im Gesicht. Verschlafen streckte ich mich auf sah mich erstmal um, wobei ich bemerken musste, dass Samu gar nicht mehr neben mir lag. Ich setzte mich auf und musste erstmal gähnen. Da mein Handy vermutlich noch im Wohnzimmer lag und Samu keine Uhr im Schlafzimmer hatte, konnte ich nicht herausfinden wie spät es war. Ich rappelte mich auf und entschied mich nach dem Finnen zu suchen. Es dauerte nicht lange, da erspähte ich ihn auch schon nachdem ich die Wendeltreppe ins Wohnzimmer hinunter ging. Er stand in der Küche mit dem Rücken zu mir und nur mit einer Jogginghose bekleidet, was mich dazu brachte, mir unwillkürlich auf die Lippe zu beißen. Innerlich schwärmte ich etwas, bis ich ertappt und aus meinen Gedanken gerissen wurde.

„Na, gut geschlafen?", fragte der Finne und zwinkerte mir zu. Ich musste lachen, nickte dann aber bejahend und ging auf Samu zu. Erst dann sah ich, dass der ganze Esstisch gedeckt war und Samu gerade eben auch die Spiegeleier aus der Pfanne auf den Tisch stellte. Ich staunte nicht schlecht und folgte dann Samus Bitte, dass ich mich bitte setzen solle. Ich saß ihm direkt gegenüber und bedankte mich für das tolle Frühstück, bevor ich zuschlug und mir schwor, von allem etwas zu probieren. Ein bisschen erinnerten mich all die Speisen an ein klassisches Wiener Frühstück, welches im Normalfall aus Schinken, Käse, Eier, Semmeln, Butter und Kaffee bestand. Samu hatte ergänzend dazu auch noch Paprika aufgeschnitten, Nutella und Brot bereitgestellt, Räucherlachs aufgelegt und Croissants hergerichtet. Ich wusste immernoch nicht genau wie 2 Personen so etwas essen sollten, aber es dauerte nicht lange bis mir Samus Apettit auffiel und schon hatte sich die Frage beantwortet. Ich selbst, im Gegenteil zu Samu, konnte nicht sehr viel frühstücken, doch ich bemühte mich sehr einiges zu essen und auch den Kaffee komplett auszutrinken. Samu sah mich etwas skeptisch an, während ich den letzten Schluck des Kaffees trank, was mich zum schmunzeln brachte und ihn erwartend anschaute.
„Na, was fasziniert dich denn so?", fragte ich Samu auffordernd und hoffte eine Erklärung für seine Skepsis zu bekommen. „Ich war nur etwas verwirrt davon, wie du deinen Kaffee trinkst", antwortete er sichtlich belustigt. „Wie trinke ich denn meinen Kaffee, Finne?", gab ich gespielt entrüstet von mir, so dass Samu nur noch mehr lachen musste. „Schau, bei uns in Finnland", erklärte er, „trinken wir den Kaffee etwas anders. Zuerst sind wir Genießer, ich habe noch nie einen Finnen gesehen, der seinen Kaffee leer getrunken hatte bevor er kalt war", lachte er und trank einen Schluck von seinem, „und zweitens, nimmt man hier den Löffel aus der Tasse, denn wenn du von der Tasse trinkst, solange der Löffel sich noch darin befindet, dann bringt das Unglück in der Liebe", erklärte er fertig und zwinkerte mir dann zu. Obwohl mein Kaffee schon leer war entschied ich mich, den Löffel aus der Tasse zu nehmen, denn noch mehr Unglück in der Liebe konnte ich wirklich nicht brauchen.

Samu und ich unterhielten uns noch angeregt während wir aßen und dann half ich ihm das Geschirr wegzuräumen und den Abwasch zu machen. Gerade als wir fertig geworden waren, drehte sich Samu zu mir um und packte mich aufgeregt am Arm. „Ich habe eine Überraschung für dich", quängelte er schon fast und versuchte mich hinter sich her zu ziehen. „Samu, ich würde ja sehr gerne deine Überraschung sehen, aber ich muss leider los", sagte ich und schaute auf die Uhr, die mir leider zeigte, dass ich sowieso schon zu spät dran war. „Warum denn nicht?", fragte er enttäuscht während er mir in den Garten nachlief, wo ich versuchte meine Sachen zu finden. „Ich fand wir hatten eine sehr schöne Zeit", fügte er noch seiner Frage hinzu und sah mich erwartungsvoll an. „Natürlich hatten wir eine schöne Zeit", beschwichtigte ich ihn und lächelte ihn an, „aber ich muss los zur Arbeit, ich bin sowieso schon viel zu spät dran", erklärte ich ihm und er half mir meine Kleidung zu suchen. „Okay, das verstehe ich", sagte er und reichte mir meine immernoch klatschnasse Hose. Es war wohl scheinbar doch nicht so gut, dass man seine nassen Sachen im November in Finnland auf einer nassen Wiese liegen lässt. „Fuck, was soll ich jetzt tun", fragte ich mich schon ziemlich verzweifelt. Mein Pullover lag ein paar Meter weiter in der Wiese und war auch immernoch nass. Samu hingegen lief direkt zurück ins Haus, wohin auch ich ihm nach kurzer Zeit und etwas langsamer folgte. Als ich im Haus ankam war Samu verschwunden und ich ließ mich verzweifelt auch die Couch fallen. Was sollte ich denn jetzt nur tun? In weniger als 30 Minuten sollte ich in der Arbeit sein und hatte weder Zeit noch vorher zu mir nach Hause zu fahren, noch, dass ich warte bis meine Kleidung trocken ist. Verzweifelt ließ ich meinen Kopf auf meine Oberschenkel fallen und überlegte. Recht lang hatte ich dazu aber nicht Zeit, weil schon kurz später an meiner Schulter geklopft wurde und ich hochschreckte und in Samus blaue Augen starrte. „Ich denke, dass das hier passen sollte", sagte er grinsend und hielt mir einen Stapel Klamotten entgegen. Es handelte sich um eine Bluse mit Blümchenmuster und eine hellblaue Jeans. „Ach Samu, hast du leicht eine Frau im Keller eingesperrt und deswegen besitzt du Frauenkleidung?", scherzte ich und Samu fing herzhaft an zu lachen. „Nein, habe ich nicht, das ist bloß Notfallgewand meiner Schwester", lachte er. Ich bedankte mich und war auch sofort im Bad verschwunden, um mich anzuziehen und fertig zu machen. Die Kleidung war zwar überhaupt nicht mein Stil, aber sie passte wie angegossen und in der Arbeit hatte ich ja sowieso meine weiße Bluse. Meine Unterwäsche hatte Samu glücklicherweise gestern noch zum trocknen aufhängt. Schnell stolperte ich die Treppe hinunter und lief direkt richtung Türe. „Soll ich dich fahren?", fragte Samu vorsichtig und ich bedankte mich sofort bei ihm. Ich lief gemeinsam mit ihm zu seinem Auto, was ich feststellen musste ein sehr schnittiger BMW war, vermutlich mit Sportfahrwerk. Samu hielt mir die Beifahrertüre auf und ich ließ mich auf dem schwarzen Ledersitz nieder. „Wo arbeitest du eigentlich?", riss mich Samu aus meinen Gedanken. „Ich arbeite in einem kleinen Café in der Stadt", antwortete ich ihm. Plötzlich schaute er mich verwirrt an. „Du weißt schon, dass wir auch hier bereits in der Stadt sind? Du musst mir das schon genauer sagen", lachte er. „Oh... ehm...", stotterte ich ganz verlegen, denn ich wusste weder die Adresse noch den Namen. „Du weißt nicht wie es heißt, geschweige denn die Adresse, oder?", erriet Samu meine Gedanken, was mich nicht allzu sehr wundern sollte, denn immerhin wusste er dass ich kein Finnisch konnte. Ich beschrieb ihm also den Weg von der Pension wo ich lebte und er kannte sich sofort aus, was mich jedoch wunderte. Ich hätte nicht gedacht, dass Samu das Café überhaupt kennen würde.

The madness - two worlds collide (Sunrise Avenue)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt