Kapitel 10

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Samu machte sich weder die Mühe sich Schuhe anzuziehen, noch schloss er die Tür wieder. Die Kälte schlug mir ins Gesicht und löste eine Gänsehaut auf meinem kompletten Körper aus, dem Finnen schien dies aber sehr wenig auszumachen. Er joggte mit mir über der Schulter über einen kleinen Weg aus Pflastersteinen und ich hatte keine Ahnung wo er hin wollte, immerhin hing mein Kopf mit Blickrichtung auf seinen Rücken über seiner Schulter. Samu kicherte wie ein kleines Mädchen und wurde langsamer. Mittlerweile hatte ich aufgehört zu protestieren und ließ es einfach über mich ergehen. Vorsichtig ließ er mich zu Boden und meine Füße, welche ausschließlich von dünen Socken umgeben waren, fühlten einen wohlig-warmen Boden unter mir. Verwirrt musste ich feststellen, dass Samu mich, mit meinem Blick in die Richtung seines Hauses, grinsend auf einer Art Holz-Platteau abgestellt hatte. Umso verwirrter ich ihn anschaute, desto mehr musste er lachen. „So Sisi, zieh dir deine Klamotten aus", forderte er mich immernoch lachend auf. Nun war ich schockiert und sah ihn fragend an. „Sicher nicht! Willst du dass ich erfriere?", protestierte ich lauthals. Samu zog sich während meines Protests einstweilen sein T-Shirt aus und war gerade dabei sich seine Hose aufzuknöpfen, als ich ihn unterbrach. „Samu, was zum Teufel machst du da?!", sagte ich etwas lauter als ich wollte. Er grinste mich übers ganze Gesicht an und kam näher. Als er nur mehr ein paar Centimeter entfernt stand und ich mich erneut im Blau seiner Augen verloren hatte, gab er mir einen kleinen Schubs. Weil ich mich in meinen Gedanken verloren hatte, konnte ich gar nicht schnell genug reagieren, um mich noch irgendwie abfangen zu können und so fiel ich ruckwärts. Anders als erwartet, fiel ich nicht auf den Boden oder in die Wiese, sondern landete im heißen Nass. Sofort strich ich mir die triefend-nassen Haare aus dem Gesicht und sah mich um. Vorhin schien ich so von Samu fasziniert gewesen zu sein, dass ich gar nicht bemerkte, dass ich mit dem Rücken zu einem Whirlpool stand. Eigentlich hätte ich es auch hören sollen, oder wenigstens sehen, weil es blubberte und hell leuchtete. Samu hatte mittlerweile nur mehr seine Boxershorts an und stieg zu mir in den Pool. „Samu meine gesamten Sachen sind jetzt klatschnass!" schrie ich und rupfte an meinem nassen Pulli. Der Finne lachte bloß. „Dann zieh sie doch aus", raunte er und zwinkerte mir zu. Möglicherweise lag es am Wein, oder es lag an der Tatsache, dass ich wusste, dass wir nur Freunde waren, aber ich begann mich auszuziehen. Nun, möglicherweise war es auch, weil jetzt sowieso schon alles nass war und es egal blieb, ob ich es nun anlassen würde oder auszog. Mühlselig kämpfte ich mich aus dem Strickpullover frei, welcher immer weiter zu werden schien und schmiss ihn einfach neben den Whirlpool. Socken und Hose fanden auch sehr schnell den Weg hinaus und nun saß ich nur in Unterwäsche in einem Whirlpool mit Samu. Nur Freunde klang so leicht, schien aber in diesem Moment quasi unmöglich. Durch die Finsternis, die uns umgab, und das Licht des Whirlpools hoffte ich sehr, dass Samu meine Narben nicht sehen würde. Die blauen Flecken waren zwar nun sichtlich besser als gestern, aber meine Brandnarben sollte er nicht sehen. Ich war noch nicht bereit ihm diese Geschichte zu erzählen, deswegen versuchte ich mit meinen Händen die gröbsten Stellen abzudecken. Samus Blick ruhte immernoch auf mir und er beobachtete mich gefesselt. Das Wasser umspielte seinen Körper und bildete eine Einheit. Etwas unsicher versuchte ich seinem Blick standzuhalten, als er näher kam und sich auf die Bank im Wasser setzte. Er legte seine Hände auf den äußeren Rand und lehnte sich nach hinten. Immernoch versuchte ich zu verhindern, dass er einen Blick auf meine Narben erhaschen würde, aber es schien aussichtslos. Ich entschied mich die Hände einfach wegzunehmen und es darauf ankommen zu lassen, ob er sie sah. Der Finne beobachtete mich immernoch und seinem Blick standzuhalten wurde immer schwieriger. Ich musste mir wohl eingestehen, dass diese Situation nun sehrwohl etwas erotisches an sich hatte. Schnell versuchte ich diesen Gedanken zu unterdrücken, aber es gelang mir nicht. Samu zog mich neben sich auf die Bank und ich konnte die Spannung zwischen uns fast sehen, weil sie so stark war. Ob er es wohl auch bemerkte? „Dreh dich mal um", forderte er mich auf und ich tat es. Mit dem Rücken zu ihm saß ich nun auf der Bank, zwischen uns der Rauch des heißen Wassers und um uns die schwarze Nacht. Vorsichtig begann er meinen Rücken zu massieren und er strich zärtlich über meine Blutergüsse. Die Narben auf meinem Bauch blieben scheinbar einstweilen verborgen. Genüsslich ließ ich meinen Kopf in den Nacken fallen und schloss die Augen.

The madness - two worlds collide (Sunrise Avenue)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt