Das Abendgeschäft hatte ich ohne weiteres abgewickelt und schon fast vergessen, was am Nachmittag passiert war. Als die letzten Gäste zahlen wollten, kam Helena auf mich zu. „Geh du dich umziehen, ich mach das hier", sagte sie mit einem freundlichen Lächeln, was mich sehr freute. Ich zog erneut wieder die Blümchenbluse von Samus Schwester an und entschied mich, dass ich mich noch etwas schminken würde. Mit dem Eyeliner zog ich einen schmalen Lidstrich und trug dann noch etwas Wimperntusche auf. Meinen weinroten Lippenstift hatte ich zum Glück ebenfalls eingepackt, weswegen ich diesen auch auftrug, wodurch meine Lippen noch voller wirkten, als sie sowieso schon waren. Als ich auf die Uhr schaute, bemerkte ich, dass es kurz vor 20 Uhr war, also dürfte ich jeden Moment gehen. Montags lief das Abendgeschäft nicht so lange, weil ja alle am nächsten Tag arbeiten mussten. Ich kramte in meinem Rucksack nach meinem Handy, konnte es aber einfach nicht finden. Ich bildete mir ein, das Smartphone einfach in meinem Zimmer in der Pension vergessen zu haben, weswegen ich auch nicht weiter darüber nachdachte. Einmal kämmte ich meine Haare noch, dann ging ich hinaus in den Gastraum. Helena hatte mittlerweile bereits das ganze Schmutzgeschirr abgeräumt und die Tische gewischt, gerade war sie dabei, die Kaffeemaschine zu putzen, weswegen ich ihr helfen wollte und auf sie zuging. „Lass das bleiben Sisi, ich kann das schon, außerdem glaube ich, dass da bereits jemand auf dich wartet", sprach sie und zwinkerte mir zu. Vor der Tür war Samus BMW geparkt und er lehnte locker mit dem Rücken an dem Auto. Ich bedankte mich noch bei Helena und ging dann schnellen Schrittes auf Samu zu. „Hey", begrüßte er mich und nahm mich in den Arm und ich erwiderte die Umarmung. „Hey", flüsterte ich fast, während er mich immernoch umarmte. Als wir uns voneinander lösten, hielt er mir die Beifahrertüre seines Wagens auf und ich stieg hinein. Nachdem er sich neben mich auf den Fahrersitz setzte und den Wagen startete, musste ich ihn erstmal genau betrachten. Er trug ein hellblaues Hemd, eine schwarze, enge Jeans und braune Anzugsschuhe. Neben ihm fühlte ich mich etwas zu schlecht angezogen, denn meine Chucks und die Bluse waren sowieso gerade mal so einigermaßen alltagstauglich. „Wohin fahren wir eigentlich?", fragte ich, also wir auf eine Art Autobahn bogen. „Das ist eine Überraschung, deswegen werde ich nichts verraten", schmunzelte er. Er schien sich fast mehr zu freuen als ich mich freute und man sah es ihm genau an. Im Radio lief gerade Bon Jovi, was mich erneut an die Situation in der Stadt erinnerte und mich zum lachen brachte. „Du magst ihn wirklich, oder?", fragte ich und deutete auf das Radio, was er danach breit grinsend bejahte. Wir fuhren noch etwa 20 Minuten, die wir beide nicht recht viel redeten, denn das zwischen uns, es war eine Stille der angenehmen Art, eine Stille die man stundenlang aushalten konnte und sich trotzdem nicht allein fühlte. Samu schien das auch so zu sehen, denn immer wieder blickte er während der Fahrt auf mich hinüber und musste grinsen. Als wir ankamen, öffnete mir Samu wie ein richtiger Gentleman die Tür und half mir aus dem doch sehr tiefgelegten Auto. Wir waren nun außerhalb Helsinkis an einem großen See und Samu führte mich, immernoch meine Hand haltend, zu dem Häuschen, welches man schon aus der Ferne sah. Als wir näher kamen, sah ich, dass es sich um eine deutlich größere Holzhütte handelte und war erstaunt. „Einen Moment noch", sagte Samu und stellte sich hinter mich. Vorsichtig legte er mir eine Augenbinde um und achtete besonders darauf, mir nicht weh zu tun und ich wartete was nun geschah. Samu bewegte sich von mir weg und schloss scheinbar die Tür auf. Dass das hier ein Privatgrundstück war, hatte ich schon geahnt, denn immerhin musste Samu vorhin mittels einer Chipkarte einen Schranken öffnen, dass wir mit dem Auto hineinfahren konnten. „Gib mir die Hand", forderte er mich auf und ich streckte sie ihm entgegen. Als er meine Hand ergriff, fühlte es sich an, als würde in meinem Bauch ein Feuerwerk abgeschossen werden und mein gesamter Körper kribbelte. Was genau dieses Gefühl in mir auslöste, wusste ich nicht, allerdings schon ich es auf die Neugier und Nervosität in diesem Moment. Langsam zog Samu an meiner Hand und ich setzte vorsichtig einen Fuß vor den anderen um nicht zu fallen. Nach ungefähr 10 Schritten blieb ich stehen und Samu ließ meine Hand aus. Ich hörte seine Schritte hinter mir und verfolgte sie bis zur Tür, die er scheinbar wieder schloss, und dann kam er auf mich zu. Vorsichtig griff er mir von hinten an die Hüfte und ich spürte seinen Atem an meinem Hals. „Achtung", sagte er, als er die Augenbinde ganz behutsam löste. Ich hatte meine Augen noch geschlossen, weil ich nicht ganz genau spürte, wann er mir die Augenbinde abnahm und wartete ob etwas geschah. „Du kannst nun deine Augen öffnen", flüsterte er mir ins Ohr, denn er stand immernoch hinter mir und hatte seine Hände immernoch auf meinen Hüftknochen liegen. Vorsichtig blinzelte ich ein paar Mal bis sich meine Augen an das Licht gewöhnt hatten und ich war komplett sprachlos.
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The madness - two worlds collide (Sunrise Avenue)
FanfictionWas passiert wenn 2 Menschen, die nicht unterschiedlicher sein könnten, aufeinander treffen? Und wenn alles schließlich explodiert, wer wird dann wohl gewinnen? Dies ist keine normale Geschichte, sie handelt von einem Mädchen mit einer fürchterlich...