6. Dezember

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Darren POV

Ist das jetzt ein Date? Eigentlich nicht so wirklich. Oder doch? Das letzte Date hatte ich vor Ewigkeiten. Hier in New York ist es nicht einmal so eine große Sache, wenn man schwul ist und es gibt hier auch echt viele Möglichkeiten für mich, nur irgendwie hat sich kein ordentliches Date ergeben. Es wäre irgendwie schön, wenn das hier eins ist. Ich finde halt, es muss passen. Ob das bei Eric wirklich der Fall ist, oder ob ich einfach nur eine eigenartige Fanboy-Reaktion habe, weiß ich nicht. Noch nicht. Überstürzen will ich es ja auch nicht.

Ich betrete das Café, in welches Eric mich bestellt hat. Er hat von dem Laden geschwärmt, weil es hier ein Piano gibt, auf dem jeder spielen kann und er hier früher oft mit Freunden für Leute gesungen hat. An den Wänden hängen Plakate von unzähligen Musicals, die hier am Broadway gelaufen sind, auch ein paar Off-Broadway Shows. Eric hat nicht untertrieben, es ist ein Traum für jeden Musical-Fan.

Während ich noch damit beschäftigt bin, mir den Raum anzuschauen und die Unterschriften, Fotos und Poster bewundere, winkt mir Eric von einem Tisch aus zu. Ich gehe in seine Richtung. Soll ich ihn zur Begrüßung umarmen? Das wäre ja schon eigenartig, weil wir uns doch praktisch nicht kennen. Ich habe ja das Gefühl, ich würde ihn kennen, seit ich ihn das erste Mal auf einer Bühne gesehen habe, aber eigentlich ist das schon unsinnig. Als sich schließlich vor ihn stehe, entscheide ich mich dafür, ihn einfach nur zu begrüßen und mich dann zu setzen.

Nach einer Weile und ein bisschen Small Talk, schaut Eric von seinem Cappucino auf. "Du magst also Musicals?"

Das ist noch eine Untertreibung. "Ich liebe sie, ich lebe praktisch für Musicals. Seit Ewigkeiten versuche ich eine Rolle zu bekommen."

Eric lächelt. "Es ist schon sehr schwer, um ehrlich zu sein. Welches Musical magst du am liebsten?"

Oh je, die Frage ist hart. "Zu viele, aber wenn ich recht überlege..."

"Warte!", ruft Eric und erschreckt mich damit. Der Gute ist anscheinend noch motivierter als ich. "Lass uns doch ans Klavier gehen und wir singen uns gegenseitig was aus dem Musicals vor! Also, wenn du Klavier spielen kannst..."

Jeder normale Mensch hätte ihn jetzt offiziell für bekloppt erklärt, aber ich finde seine Idee wundervoll. "Das ist super!"

Gleichzeitig springen wir auf um zu dem Instrument zu rennen. Dabei stolpere ich fast über Eric beim Versuch als erster auf dem Klavierhocker zu landen.

"Gewonnen!", rufe ich als ich vor Eric sitze. Er grinst. "Dann mal los, Darren, ich will sehen ob du geschmack hast."

Mit was soll ich da nur anfangen. Ich spiele einfach die Akkorde des ersten Songs, der mir einfällt. Auf Erics Gesicht breitet sich ein Grinsen aus. "Sehr gute Wahl. Hadestown. Ich war bei der Audition für Orpheus, aber die Konkurrenz war stark. Reeve ist aber auch genial. Er hätte schon einen Tony verdient, wenigstens eine Nominierung. Stattdessen in On My Way zu landen, ist das Beste, was mir passieren konnte."

Etwas unsicher im Text fange ich an zu singen. Eric stimmt mit ein, doch dann höre ich auf zu spielen, da ich viel zu fokussiert auf Erics Stimme bin.

"Hey, du hast eine tolle Stimme." Er klopft mir auf die Schulter. "Werd' ein bisschen freier. Sei du selbst, lass deiner Stimme freien Lauf. Du denkst zu viel nach, das hört man. So, jetzt bin ich an der Reihe."

I'll be Home For Christmas (Adventskalender 2019❤️)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt