25. Dezember

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Everly POV

Wie ein kleines Kind reißt Darren das Papier des Geschenks von mir auf, das ich ihm gerade gegeben habe. Als uch das in diesem Laden in Los Angeles gesehen habe, musste ich es einfach kaufen und in dem Moment war es mir auch ziemlich egal, dass ich nicht wusste, wann ich ihn das nächste mal sehe. Ich wusste, Darren braucht dieses Kissen. Er weiß es nur noch nicht.

Als er es schließlich in der Hand hält schaut Darren mich skeptisch an. "Oh Gott, Eve, du bist verrückt!"

Eric beugt sich über ihn und muss lachen. "Schick! Wo hast du das denn gefunden? Dein Name und dein Foto würden sich da bestimmt auch gut machen. Darren DeLacy. Aber ich muss schon sagen, das ich da auf dem Bild gut getroffen bin." Er drückt Darren einen Kuss auf die Wange. "Findest du nicht auch, Schatz?"

"I just really love Eric Reynolds. Also der Becshriftung kann ich zustimmen und du siehst immer wunderbar aus." Darren kommt zu mir und nimmt mich kurz in den Arm. "Danke, Everly. Ich mag es."

Er gibt mir ein kleines glitzerndes Päckchen. "Ich hab auch was für dich. Ist nur eine Kleinigkeit, ich hoffe es gefällt dir."

Vorsichtig öffne ich es und heraus kommt eine total süße Kette. "Es ist klasse, Darren. Wirklich."

Nach dem Frühstück mit Darren, seinen Eltern und Eric, kommen die anderen zu uns. Wenn ich da so in die Runde schaue, bin ich hier mit wundervollen Menschen. Die Sache hat nur einen Haken. Alle sind nicht alleine. Darren hat Eric, Darrens Eltern sind seit 30 Jahren glücklich verheiratet, Alex und Kylie sind zusammen, auch Louisa und Chase sind ein Paar. Sogar Mrs. Grayson, die seit 23 Jahren verwitwet ist, hat ihren neuen Freund dabei mit dem sie anscheinend seit August zusammen ist. Und dann gibt es mich: Hoffnungslos vierliebt und unzählige Kilometer von der Person, die ich gerne bei mir hätte. Jacob.

Bald schon werde ich ihn wiedersehen, da bin ich mir sicher. Er hat versprochen an Silvester zu mir zu kommen und daran wird er sich auch halten.

Gibt es bei Liebe eigentlich auch so Phasen, wie die Trauerphasen oder so? Dann wäre ich jetzt gerade glaube ich in der Ohase der Akzeptanz. Ich liebe ihn. Mir kann ich das problemlos sagen. Ihm nicht. Und genau hier liegt mein Problem. Kommt nach der Akzeptanz so etwas wie die Ich-habe-Mut-es-zu-sagen-Phase?

***
Vivian, Darrens Mum, bringt mit Mrs. Grayson herrlich duftende Töpfe und Platten auf den Tisch. Pasta, Honey Baked Ham, Salat... Einfach alles, was das Herz begehrt. Die Auswahl ist riesig. Mit elf Personen lohnt sich so ein kleines Buffet aber auch.

"So, nehmt euch alles, was ihr wollt, aber bedenkt, zum Nachtisch hab ich Regenbogen-Cupcakes gemacht." Vivian wirft ihren Sohn und seinen Freund einen verdächtigen Blick zu. "Ich freue mich so, dass du endlich jemanden gefunden hast. Wie auch immer, schön, dass ihr heute alle hier sein, guten Appetit!"

Darren kann sich wirklich glücklich schötzen, dass er in so eine tolerante Familie hineingeboren wurde. Mit Vivian hat er die Art von Mutter, die auf einen Pride-March geht mit einen großen Ich-liebe-meinen-schhwulen-Sohn-Plakat und einer Regenbogen fahne.

Der Abend ist super und ich genieße es in vollen Zügen, heute hier sein zu dürfen, auch wenn ich zeitgleich Jacob schrecklich vermisse. Gerade als ich an ihn denke, klingelt mein Handy, All I Want for Christmas is You ertönt und auf dem Display steht in großen Buchstaben Jacobs Name.

Jacob POV

"Hi Dad." Schon den halben Tag habe ich überlegt, wie ich dieses Gespräch bestenfalls beginnen sollte. Das hier ist meiner Meinung nach das angemessenste. "Ich bin's Jacob. Es ist Weihnachten, da habe ich mir gedacht, ich könnte mich ja mal wieder melden und wir könnten reden. Da gibt es sicherlich vieles zu sagen."

Am liebsten würde ich dieses Gespräch jetzt nicht führen, aber es muss sein. Ich will Everly anrufen, endlich über meinen Schatten springen und ihr von meinen Gefühlen erzählen und dann zu ihr nach Willow Springs über Silvester und Neujahr. Eine Sache sollte ich tun, bevor ich das machen kann und zufrieden msein kann, mit dem was ich tue. Bei meiner Familie anrufen. So lange dieses Problem noch in Raum steht, kann ich eigentlich keine Beziehung anfangen und erst recht nicht nach Willow Springs. Ich muss also nach all den Jahren mal richtig mit meinen Eltern reden, sonst mache ich mich doch mur lächeröich vor Everly und das möchte ich nicht. Es soll perfekt werden.

Eine Weile sagt mein Dad am anderen Ende der Leitung nichts. Wenn er nichts mit mir zu tun haben möchte, ist das okay. Ich will es nur wissen. "Jacob, mein Junge, schön mal wieder was vo dir zu hören. Wie geht es dir? Was machst du so, also beruflich?"

"Gut." Er scheint sich ja wirklich for mich zu interessieren. Das ist mal ganz was neues. "Ich bin Assistenzarzt in Los Angeles. Es gefällt mir hier wirklich gut, ich lerne von den besten. Das Medizinstudium war der Hanmer."

"Du hast als bester abgeschlossen. Deine Mum und ich haben es gelesen. Wir wollten uns melden, nur wir dachten du willst nichts mehr von uns wissen, weil wir uns echt nicht gut verhalten haben." Einsicht ist der erste Schritt zur Besserung. Dad klingt echt fertig. So langsam tut es mir Leid, dass ich ein Arschloch war und mich nicht gemeldet habe, nur weil meine Eltern eben etwas festgefahren sind, was Zukunftspläne angeht. "Jacob, dafür müssen wir uns entschuldigen."

"Mir tut es Leid, dass ich mich nicht gemeldet habe, bis jetzt. Silvester komme ich nach Willow Springs, Everly besuchen." Das jetzt zu sagen kostet mich einiges an Überwindung. Wenn ich das schaffe, kann ich auch mit Everly über meine Gefühle reden. "Wir könnten uns ja mal treffen und über alles sprechen."

***
Mit zitternden Händen scrolle ich durch meine Kontakte, bis dort Everlys Name steht. Es ist nur ein winziges Gespräch, ich schaffe das. Irgendwie.

"Hi Jacob! Frohe Weihnachten!" Leise sind im Hintergrund Stimmen zu hören. "Ich wollte auch noch mit dir telefonieren."

"Klingt, als ob du beschäftigt wärst. Ich kann auch später nochmal anrufen." Ob das etwas wird?

"Nein, nein, nein!" Es wird stiller um Everly, wahrscheinlich ist sie in einen anderen Raum gegangen. "Ich bin bei Darren und seiner Familie. Alle sind hier. Eric, Lou und ihr Freund, auch Kylie mit ihrem Mann, sogar Lous Mum mit ihrem Freund. Nur ich vermisse dich hier."

Oh, ich wäre auch gerne bei ihr, aber alles in allem klingt das so doch toll. "Ich vermisse dich auch. Blöd, dass ich arbeiten muss."

Okay, Jacob. Es ist der richtige Moment um es zu sagen. Jetzt oder nie. "Da ist noch etwas, das ich dir sagen will. Deshalb rife ich auch an. Ich muss es ausnutzen, wenn ich endlich mal die Eier in der Hose habe." Komm zum Punkt. "Ich hab mit meinen Eltern telefoniert und mich vertragen. Irgendwie." Ich muss endlich zum Punkt kommen. "Gestern im Krankenhaus, da war so eine Frau und die wollte sich an mich ranmachen. Danach hat sich ein Schalter in meinem Kopf umgelegt und mir ist klar geworden, dass es längst überfällig ist, etwas bestimmtes zu tun. Ich will jetzt nicht lange drumherum reden. Everly, ich liebe dich." Kann man das falsch verstehen? Oh Mann, bestimmt habe ich etwas falsch gemacht. "Also so mit Gefühlen und so."

"Halt die Klappe, Jacob." Ich sehe vor meinem inneren Auge, wie Everly in sich hinein lächelt. Diese Art von Lächeln, das ich am liebsten an ihr mag. "Ich liebe dich auch."

Und in diesem Moment fühle ich mich wie zu Hause. Wie heißt es so schön in einem alten Weihnachtslied? An Weihnachten werde ich zu Hause sein, sei es auch nur in meinen Träumen.

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Hallöchen👋🏻
Das ist nicht das Ende, auch wenn es vielleicht so klingt. Morgen ist ja auch noch Weihnachten und wenn Jacob zu Silvester kommt, muss es dafür doch auch noch ein Kapiel geben😉

I'll be Home For Christmas (Adventskalender 2019❤️)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt