Brad schien Haven ziemlich vertraut und so wollte sie ihm nicht unhöflich sein. Die beiden liefen zu dem Parkplatz, an dem Brad seinen weißen Range Rover geparkt hatte. Woher er das Geld hatte, war die erste Frage die Haven in den Kopf stieg, als sie das große Auto sah. Vielleicht hatte Brad aber einfach einen gutbezahlten Job.
Wenn jemand nur wüsste, dass Haven in das Auto eines Fremden stieg, hätte derjenige ihr gleich eine Ohrfeige gegeben.
"Woher soll ich wissen, dass du mich nicht entführst?", fragte Haven und bahnte sich einen Weg zu Brads Augen, die wenig später ihre fanden.
"Du kannst dir sicher sein, dass es nicht meine Absicht ist. Ich bin lediglich freundlich und interessiert an Dir."
Wow. Diese Aussage blieb Haven noch lange in ihren Gedanken. Als Brad den Wagen startete und Haven ihm ihre Adresse gab, fühlte sie sich wirklich wohl in seiner Anwesenheit. Im Radio lief angenehme Musik - wahrscheinlich war sein Handy mit dem Auto verbunden.
Sie unterhielten sich während der kurzen Fahrt etwas über die Persönlichkeiten der jungen Erwachsenen. Haven hielt dabei bewusst ihre Krankheit aus dem Spiel und Brad begann auch nicht über ein ähnliches Thema zu sprechen.
Sie merkten beide ziemlich schnell, dass das nicht das letzte Treffen zwischen ihnen war.
Als Brad dann plötzlich vor der Auffahrt von ihrem Haus hielt, machte sich in Havens Bauchgegend ein enttäuschendes Gefühl breit. Sie fand die Autofahrt mit Brad so interessant und spannend- zumindest das was er von sich Preis gab -, dass sie gar nicht mehr aussteigen und noch weitere Stunden mit ihm verbringen wollte.
Doch ihre Eltern warteten auf sie, deshalb kam ein aber gar nicht in die Tüte.
"Ich hoffe wir sehen uns bald wieder!", sagte Brad lächelnd.
Havens Bauch machte plötzlich komische Freudensprünge.
"Das hoffe ich ebenfalls, Brad." Sie stieg grinsend aus und hielt sich an der Autotür fest, da ihr leicht schwindelig wurde. Tatsächlich hatte sie für einen Moment vergessen, dass sie immer langsam tun musste. Anscheinend hatte Brad sie glücklicherweise abgelenkt...
"Ist alles in Ordnung?", fragte er und runzelte die Stirn.
Haven nickte schnell und atmete tief durch, bevor sie die Tür zuschlug und Brad noch das Fenster herunterließ.
"Wenn du mir deine Nummer gibst, können wir uns für morgen verabreden...", sagte er und Haven bemerkte einen leicht schüchternen Unterton in seiner Stimme. Sie fing wieder an zu grinsen und nahm sein Handy, was Brad ihr ebenfalls frech grinsend hinhielt.
"Du bist ein Spinner!", lachte Haven und begann die Auffahrt zum Haus hochzulaufen. Brad wartete noch bis Haven im Haus verschwunden war und fuhr dann glücklich, lächelnd nach Hause. Haven lehnte sich gegen die Haustür, als sie es endlich nach innen schaffte. Einerseits, weil der Weg zu anstrengend und ihr immer noch leicht schwindelig war. Andererseits, weil sie die Konversation mit Brad realisieren musste.
Neue Menschen kennenzulernen fiel ihr in den letzten Jahren besonders schwer. Sie hatte niemanden mehr richtig an sich herangelassen und ging nicht mehr auf die Person ein - außer eine normale, aber kurze Unterhaltung. Haven wusste, dass es vielleicht sein konnte, dass sie die Krankheit nicht überleben würde. Wenn sie dann noch neue Personen in ihr Leben lies, würden diese nur unnötig verletzt werden.
Deswegen ging Haven abends nicht mehr weg - und weil es ihr Arzt natürlich verboten hatte.
Wenn sie im Session von jemandem angesprochen wurde, hatte sie immer nur drauf geachtet auf der Wir reden für die nächsten Minuten - Basis zu sprechen.
Sie fand es schlimm genug, ihre Familie im Stich zu lassen. Zu diesem Zeitpunkt war aber noch kein Urteil gefällt.
"Da bist du ja - wie war dein Tag?", fragte Sharon und lächelte ihre Tochter glücklich an. Für sie war es in der Anfangszeit sehr schlimm - sie wusste nicht, ab welchem Punkt Haven sie abgestoßen hätte. Sharon hatte sich bewusst gegenüber Haven zurückgezogen - was Sharon sehr verletzt hatte.
"Er war ganz in Ordnung und deiner?", stellte Haven eine Gegenfrage.
Es war ein Tag, an dem ihre Mutter wieder arbeiten war. Haven interessierte sich wirklich immer für die Berufe ihrer wenigen Mitmenschen. Sie wollte immer, dass sich andere in ihrer Haut wohl fühlten und einen angenehmen Tag hatten - weil Haven dies nicht haben konnte.
"Die Arbeit war in Ordnung, um so mehr habe ich mich gefreut nach Hause zu kommen! Wieso bist du heute denn so früh nach Hause gekommen?"
Für Haven war es wirklich etwas zu früh. Denn wenn sie eigentlich die ganzen Pausen einlegen musste, brauchte sie schließlich etwas mehr Zeit. Sie überlegte, ob sie ihr von Brad erzählen sollte.
"Ich wurde heute von einem Jungen angesprochen und er hat mich netterweise nach Hause gebracht...", erklärte sie und unbewusst machte sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht breit.
Ihre Mutter Sharon - und auch Oscar - waren beide keine Helikoptereltern. Sie passten zwar immer gut auf Haven auf, aber haben ihr nur wenige Sachen verboten. Zum Beispiel jemals noch Alkohol zu trinken - Haven sah das sogar selbstverständlich ein und nicht als Strafe.
Im Gegensatz zu ihrer Schwester Amy, waren Sharon und Oscar schon strenger zu Haven. Aber Haven nahm das immer gelassen und hatte sich selbst ihre eigenen Regeln aufgestellt.
"Also ist da jetzt ein Junge mit im Spiel?", fragte ihre Mutter wissend und zuckte mit den Augenbrauen. Beide waren nun in der Küche angekommen und Haven nahm an der Kücheninsel Platz. Hier saß sie immer, wenn Haven ihrer Mutter etwas erzählen musste.
"Ich weiß nicht ... er kommt mir ziemlich vertraut vor.", sagte Haven gedankenverloren. "Aber wenn ich ihn jetzt in mein Leben mit einbeziehe, wissen wir alle genau, wie es ihm gehen wird wenn Tom gewinnt."
Tom war der Krebs. Haven und ihre Mutter haben sich vor langer Zeit einen Namen dafür ausgedacht, damit sie ohne Gewissensbisse in der Öffentlichkeit darüber reden konnten - ohne dass jemand mitbekam, dass es um Leukämie ging. Haven wollte es so.
Sharon hasste es, wenn Haven sowas wie wenn Tom gewinnt sagt, aber nie zeigte sie es ihrer Tochter. Sie wollte immer einen guten Draht zu Haven haben und hatte es somit aufgegeben, sich über ihre negativen Aussagen zu beschweren. Davon abgesehen war es nicht einmal so abwegig, dass Haven vielleicht wirklich sterben würde.
Wie vorhin schon erwähnt: Man konnte es zu diesem Zeitpunkt nicht feststellen.
Brad hatte sich zu diesem Zeitpunkt in seinem Zimmer verkrochen. Er lag mit dem Rücken auf seinem Bett und starrte die Decke an. Dauernd dachte er an das Mädchen, mit der grauen Mütze und dem frechen Grinsen. Er konnte nicht mehr aufhören, an Haven zu denken. Um sich abzulenken und etwas zu machen, hatte er sich seine Gitarre geschnappt und irgendeine Melodie darauf gespielt.
Wenn jetzt nur Natalie hier wäre, dachte der Lockenkopf und spielte frustriert auf seiner Gitarre weiter. Er konnte mit Abstand über alles mit Natalie sprechen. Sie war seine große Schwester und hatte sich bereiterklärt, Brad immer zuzuhören, wenn er reden wollte. Sie verstanden sich ebenso gut, wie Haven und Amy.
Ebenfalls ein Herz und eine Seele.
Als Brad sein Handy öffnete, sprang im das Neuer Kontakt- Formular ins Auge und speicherte schnell die Nummereingabe von Haven. Er hatte sich gedacht, dass etwas Zeit vergehen musste, bis er sie anschreiben konnte.
Seitdem er Haven zu Hause aussteigen hat lassen, sind schon knapp zwei Stunden vergangen. Er tippte folgende Worte in sein Handy ein und schickte sie - ohne zu zögern - an Haven.
Brad: Hey Haven, hier ist Brad ;)
ich habe gerade an dich gedacht..___
vielleicht kommt jetzt die süsse Nachrichten Zeit...
mal schauen wie es weitergeht :)
DU LIEST GERADE
Before I Go [Brad Simpson FF]
Dragoste→ Brad Simpson Kurzgeschichte [FanFiction] "Du kannst und wirst mich nicht verlieren. Niemals." Brad lächelte Haven glücklich an, und sie erwiderte es. Beide Herzen schlugen ihnen bis zum Hals. Wie lange beide auf diesen Moment gewartet haben, wusst...