Sie starrten sich gegenseitig in die Augen. Der Puls von beiden ging immer weiter in die Höhe, und das verringerte sich erst recht nicht, als Brad mit seinem Gesicht immer näher an Havens kam. Sie wusste was er vorhatte.
Aber wenn er sie küsste, dann hätte sie keine Chance mehr, Brad aus dem Weg zu gehen. Sobald Brad seine Lippen auf Havens legte, blieb keine Chance mehr, dass Brad von Haven in keiner Weise verletzt wurde.
Doch Haven konnte sich auch nicht rühren. Brads tiefbraunen Augen waren zu beruhigend für sie. Und gerade als Haven ihre negativen Gedanken verdrängt hatte, und den Kuss zugelassen hätte, klopft jemand und sofort wurde die Tür mit einem Schwung geöffnet. Beide fuhren auseinander und sahen erschrocken zu dem Mann im weißen Kittel.
"Oh, tut mir leid. Ich habe gestört, stimmt's?", sagte Mr Smith, der Arzt, welcher für Haven zuständig war. Mr Smith und Haven kannten sich seit der ersten Untersuchung und es gab bisher keinen anderen Arzt, der sich um Haven kümmerte.
"Nein, es ist alles in Ordnung!", versuchte Haven mit hochrotem Kopf zu versichern. Ihr war aber anzusehen, dass Mr Smith mit seiner Aussage völlig recht hatte.
"Junger Mann, ich muss Sie darum bitten ihre Freundin für einen kurzen Moment aus den Augen zu lassen.", meinte Mr Smith. Brad strich sich peinlich berührt durch die Haare und wagte es nicht, Haven anzusehen, bevor er aus dem Raum lief.
"Ich bin nicht seine Freundin!", stellte Haven fest und setzte sich aufrecht hin. Mr Smith hat Blut abgenommen, Temperatur und Puls gemessen.
"Und ich bin der Weihnachtsmann.", sagte Mr Smith und verabschiedet sich zehn Minuten später wieder.
"Mr Smith?", fragte Haven und hielt den Arzt noch auf, bevor er die Tür öffnen konnte. "Wie steht es momentan um mich? Können Sie mir bitte sagen, wie lange ich noch habe?"
Brad wartete währenddessen draußen vor der Tür auf einem Plastikstuhl, die nebeneinander an der Tür standen. Natürlich war Brad auch etwas überrascht von der Situation. Das er nun die ganze Wahrheit von Haven wusste, machte ihn einerseits glücklich, andererseits traurig. Es war für beide zu viel - aber eins war klar. Das beide Gefühle füreinander hegten, konnten sie nicht leugnen. Das stand fest!
Als die Tür zu Havens Zimmer aufgemacht wurde, lächelte Mr Smith Brad ins Gesicht, sagte aber nichts und ging davon.
Mit schnellen Schritten betrat er wieder das Zimmer. Es war wie davor. Haven starrte ihn mit einem unerklärlichen Gesichtsausdruck an. Er konnte nicht deuten, was passiert ist - aber er wollte es unbedingt wissen. Er ging um ihr Bett herum und griff nach ihrer Hand, die sich kalt und rau anfühlte.
"Was ist passiert?", fragte Brad und sah weiterhin zu Haven. Sie hatte aber den Blick bereits abgewendet und blickte nun aus dem Fenster. Das schöne Wetter von gestern hatte abgefärbt - es war zwar kalt, dafür aber schöner Sonnenschein und der Himmel wolkenlos.
"Nichts, ich habe gerade nur nachgedacht. Tut mir leid.", sagte Haven und log dabei. Sie dachte eigentlich, dass sie Brad nie wieder anlügen musste, aber das er nun von ihrer Krankheit wusste, war zu viel des Guten.
"Wollen wir in den Park gehen?", fragte Brad und stand von dem weißen Bett auf.
"Ich kann nicht - ich habe Fieber und muss mich schonen.", antwortete Haven und blickte in Brads Augen, die etwas Enttäuschung ausdrückten.
"Ich packe dich auch ganz warm ein!", versprach er und zog Haven nach oben. Als sie sich überreden ließ, verschwand sie mit einem Grinsen im Bad und zog sich warme, dicke Klamotten an. Sie trug eine Leggings und eine graue Jogginghose, dazu einen dicken schwarzen Pullover und ihre Converse, die sie sich am Einlieferungstag schnell überzog.
Sie war sich unsicher ob sie es schaffen würde - den Weg in den Park. Als sie aus dem Badezimmer kam, hatte sich Brad nicht vom Fleck bewegt. Er stand dort mit einer dicken, lockeren Übergangsjacke, hatte wie immer eine schwarze Jeans an und setzte sich gerade seine braune Beanie auf den Kopf.
Haven war froh, an diesem Tag keinen Tropf mit sich mitführen zu müssen. Es war das erste Mal seit Tagen, dass sie das Zimmer wegen Besuch verlassen hatte. Ihre Untersuchungen standen ja immerhin auch an.
"Warst du deshalb immer aus der Puste, als wir etwas unternommen haben?", fragte Brad aus heiterem Himmel, als sie sich gerade langsam auf den Weg zum Aufzug machten.
"Ja. Ich hoffe, dass es mir heute etwas erspart bleibt.", meinte Haven und lachte leicht, als sie den Knopf des Aufzugs drückt. Ihr war klar, dass es von Zeit zu Zeit nur noch schlimmer kommen konnte und dass ihre Ausdauer, die sie zu diesem Zeitpunkt noch hatte, nicht mehr lange anhalten würde.
Zwischen Haven und Brad war eine gewisse Anspannung, aber sie fanden es beide nicht unangenehm. Die beiden kannten sich schließlich schon etwas und obwohl es nur wenige Wochen Bekanntschaft war, vertrauten sie sich blind.
"Erzählst du mir mehr von deiner Krankheit?", fragte Brad unsicher und hoffte dabei inständig, dass er Haven nicht in irgendeiner Weise angegriffen hatte.
"Vor mehr als eineinhalb Jahren bekam ich die Diagnose akute myeloische Leukämie. Ich war damals am Boden zerstört - habe mich tagelang in meinem Zimmer versteckt und habe jede Person von mir gestoßen.", erklärte Haven und traute sich nicht, Brad anzusehen. Sie redete einfach weiter. "Durch eine Veränderung im Knochenmark haben sich meine Zellen immer weiter vermehrt. Tja und nach einem Monat habe ich meine Haare verloren und dann endgültig abrasiert."
Brad war überrascht, so viel von Haven zu erfahren. Es war ein Teil von ihr und man konnte nicht leugnen, was mit ihr passierte. Er konnte im ersten Moment nicht antworten - er war mit seinen Gefühlen überwältigt. Einerseits fühlte er Mitleid, weil gerade Haven damit konfrontiert wurde. Andererseits ist er glücklich, dass Haven so weit und lange gekämpft hat. Er war der festen Überzeugung, dass Haven die Krankheit überstand und Haven wollte es sich ebenfalls einreden.
"Wieso trägst du keine Perücke?", fragte Brad und beide setzten sich auf eine Holzbank, die vor einer großen Wiese im Park aufgestellt war. Für Haven war es toll wieder nach draußen zu gehen. Sie liebte es, an der frischen Luft zu sein - obwohl sich diese in ihrer Lunge wie Messerstiche anfühlten.
"Sieht unecht aus, und überhaupt trage ich lieber meine Mützen. Die tun auch ihren Job.", sagte sie und lachte. Es war das erste Mal, seitdem sie aus dem Aufzug kam, dass sie Brad ansah. In seinen Augen konnte sie das Mitleid sehen, was Brad für sie empfand. "Versprich mir eins Brad."
"Was denn?"
"Egal was kommen wird, du darfst niemals um mich trauern. Versprich mir das!"
Brad versprach es, ohne eine Sekunde darüber nachzudenken. Erst nach wenigen Minuten hatte er sich alles zusammengereimt, was es bedeutete. Sofort verdrängte er seine Gedanken und schlang einen Arm um Havens Schulter.
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hallöchen ihr da draußen 🥳
ich hoffe euch gefällt das Kapitel...
Seit gespannt auf die nächsten, denn viele wird es nicht mehr geben 🥺
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Before I Go [Brad Simpson FF]
Romance→ Brad Simpson Kurzgeschichte [FanFiction] "Du kannst und wirst mich nicht verlieren. Niemals." Brad lächelte Haven glücklich an, und sie erwiderte es. Beide Herzen schlugen ihnen bis zum Hals. Wie lange beide auf diesen Moment gewartet haben, wusst...