7 - fast erwischt?

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Haven redete sich ein, sich von Brad fernhalten zu müssen. Sie dachte daran, wie gut es ihm ohne ihr ging und dass sie ihn nur unnötig verletzen würde. Dabei war es gar nicht so - Brad hatte es gemocht, geliebt, wenn er Zeit mit Haven verbringen konnte. Er mochte die belanglosen Gespräche und ihr Lächeln, wenn Brad versuchte etwas witziges zu erzählen.

Er hatte sie zum Lächeln gebracht und das war es, was er so an ihr liebte - ihr strahlendes, lächelndes Gesicht.

Doch Haven dachte nahezu immer an ihre Zukunft. Was passierte, wenn sie stirbt. Was passierte, wenn sie doch noch ein paar Jahre mehr lebt. Was passierte, wenn sich ihr Zustand verbesserte und sie wieder fitter wird. Und was passierte, wenn sich der Zustand augenblicklich jetzt veränderte und sie am nächsten Morgen gar nicht mehr ihre Augen öffnete?

Jeden Tag gingen ihr die selben Fragen durch den Kopf, die ihr keiner beantworten konnte. Dass der Arzt bisher wusste, dass Haven nicht mehr länger als zwei Jahre leben würde, hätte er ihr noch nicht gesagt. Denn es hätte noch die Möglichkeit bestehen können, dass sich ihre Gesundheit schlagartig änderte.

Keiner konnte eine genaue Aussage treffen.

Jedenfalls vergingen weiterhin Tage und der Winter naht. In wenigen Wochen würde Haven das zweite Weihnachten mit ihrer Familie verbringen. Das zweite Weihnachten nach der Diagnose - und sie ist froh, dass es überhaupt noch ein zweites Mal gab.

Seit dem Tag an dem Haven Brad per Nachricht klargemacht hatte, dass er sich wieder Zeit für seine Band nehmen sollte, hatte sie bisher noch kein Lebenszeichen mehr von ihm bekommen. Er schien wie vom Erdboden verschluckt.

Doch was Haven nicht wusste ist, dass Brad sich für Weihnachten Gedanken gemacht hat und nun jeden Tag vor der Bandprobe - bei der Brad wieder voll konzentriert war - in die Stadt ging, um in irgendeinem Laden passende Geschenke zu finden.

Er wollte das Weihnachten ein schönes Fest wird, obwohl das bis dahin noch ein wenig dauerte.

Haven liebte es für Weihnachten einkaufen zu gehen, doch sie konnte es nicht mehr. Der Aufwand und die Anstrengung wurden ihr jedes Mal zu viel. Vor allem im Winter ist es schlecht, wenn sich Haven in der Kälte anstrengen musste. Denn dann fing sie meistens an zu schwitzen, und die kalte Luft war wie die Hölle für Haven. Als hätte man sie mit tausend Messern gestochen.

Das sie seit ein paar Tagen tatsächlich wieder Fieber hatte, behandelte Haven eher nebensächlich - was ihre Familie zur Weißglut brachte.

Havens Gedanken kreisten mittlerweile dauernd um Brad, weil sie ein schlechtes Gewissen bekam. Sie hatte daran gedacht, ob sie vielleicht zu unhöflich war.

Doch Havens Gesundheit war nun mal wichtiger, weshalb der Arzt sie dazu verdonnerte, bis zur Linderung des Fiebers im Krankenhaus zu verweilen. Also lag Haven nun seit drei Tagen hier in diesem langweiligen, weißen Zimmer und starrte die Wand an.

Ihre Zimmernachbarin war eher wenig gesprächig. Meistens trug sie Kopfhörer in den Ohren oder las ein Buch. Sie hieß Stephanie und wurde am nächsten Tag bereits verlassen.

Brad fing bereits an, sich Sorgen zu machen und versuchte deshalb, Haven telefonisch anzurufen.

"Oh Hi Brad!", begrüßte Haven den Anrufer.

Sie klang eher nicht so freudig, wie sie es sich erhoffte. Durch das Fieber sank ihre Lebensqualität und Haven wurde noch schwächer, als sie sowieso schon war.

"Hey, du hörst dich nicht sonderlich gut an. Was ist los?", fragte Brad und setzte sich.

In Haven wuchs das schlechte Gewissen immer mehr, da sie bei jeder Frage eine neue Lüge verbreitete.

"Nur ein paar schlechte Tage.", antwortete sie. "Was machst du? Hört sich an, als wärst du draußen. An der frischen Luft."

Den letzten Teil betonte sie etwas und versuchte sich einen kleinen Lacher zu verkneifen. Sie liebte es, Brad zu ärgern.

"Du hast Recht. Ich bin draußen und zwar vor deiner Haustür.", meinte Brad. "Reg' dich jetzt bitte nicht auf - ich weiß du wolltest, dass ich mich um meine Band kümmere. Das tu' ich auch, aber wir haben uns jetzt wirklich lange nicht mehr gesehen."

Panik. Das ist das einzige Gefühl, dass Haven momentan verspürte. Was sollte sie denn Brad jetzt nur sagen, nachdem er wahrscheinlich dachte, dass sie zu Hause in ihrem Bett lag - weil sie ein paar schlechte Tage hatte. Sie wusste, dass sie Brad nicht länger belügen konnte. Haven war sich sicher, dass er dahinter kam.

"Wirklich? Du bist bei mir zu Hause?", fragte sie zögernd und klang dabei verunsichert.

"Ja. Wenn du Lust hast, kannst du gerne nach unten kommen. Dann könnten wir einen Film sehen und die Zeit zusammen tot schlagen?", antwortete Brad und man merkte an seiner Stimme, dass es ihm etwas unangenehm war, danach zu fragen.

Haven setzte sich augenblicklich auf und sah sich mit schnellen Blickes im Raum um, in der Hoffnung, dass die Lösung in diesem Moment zur Tür herein kam.

Sie hätte liebendgernd einen Film mit Brad gesehen, aber es ging nicht. Haven fühlte sich schlecht dabei, sich in diesem Moment wieder eine Ausrede ausdenken zu müssen.

"Ich...ich halte das für keine gute Idee.", sagte sie.

Man hörte Brad seufzen und selbst er wusste nun nicht mehr, was er sagen sollte. Er verstand einfach nicht, wieso Haven ihn nicht mehr sehen wollte.

"Wenn du etwas vor mir versteckst oder mir etwas nicht sagen willst, ist das völlig in Ordnung.", meinte er leise. "Aber ich werde nicht noch einmal fragen..."

Im Hintergrund hörte man eine Autotür zuschlagen und Brad sah von dem Asphalt auf, den er genau beobachtete.

"Deine Mutter ist gerade gekommen.", sagte er, ohne dass einer von den beiden auf die vorherige Aussage eingingen.

"Hallo, bist du Brad?", hörte Haven die vertraute Stimme ihrer Mutter durch den Hörer.

"Hi, ja. Ich bin Brad.", antwortete dieser. "Ich wollte zu Haven."

Haven bekam in diesem Moment kein Wort mehr aus ihrem Mund. Sie hatte keine Ahnung was sie jetzt tun sollte. Was ist, wenn ihre Mutter ihm sagt, dass Haven im Krankenhaus lag?

Sie hatte keine Ahnung, was als nächstes passierte und ohne dass sie noch etwas sagen konnte, brach die Verbindung zu Brads Handy ab. Sie hörte nur noch das grässliche Piepen und starrte dann fassungslos ihren Bildschirm an.

Ihr stiegen Tränen in die Augen. Wenn sie die Unterhaltung nicht mehr durch Brads Handy hören konnte, wusste sie auch nicht, was in diesem Moment bei ihrem Haus geschah. Am liebsten wäre sie aufgesprungen, hätte sich ein Taxi gerufen und wäre nach Hause gefahren.

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Mir ist aufgefallen, dass wenn ich nicht langsam zum Höhepunkt der Story komme, dass das hier definitiv keine Kurzgeschichte wird ups haha
Aber ich schreibe natürlich vor, zumindest wenn ich Lust habe zu schreiben, und denke, dass ich das ganz gut regeln kann

Über Kommentare freue ich mich!

Before I Go [Brad Simpson FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt