5 - Jesse

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Haven versuchte schon seit mindestens 20 Minuten ein normales Outfit zu finden, dass ihre Figur etwas fester macht, als sie eigentlich ist. Um ihre Haare musste sie sich schließlich nicht kümmern. Als sie auf ihre Uhr sah und ihr klar wurde, dass die Zeit langsam knapp wurde, entschied sie sich für eine einfache, helle Jeanshose und einen dicken, beigefarbenen Strickpullover. Ihre Mütze gleicht der Farbe des Pullovers und passt perfekt zum Outfit.

Als Haven sich unten im Eingangsbereich noch einmal im Ganzkörperspiegel sah, wunderte sie sich. Haven fiel auf, dass sie sich seit längeren für niemanden mehr hübsch gemacht hat. Sie hat sich jeden einzelnen Tag einfach irgendwelche Kleidungsstücke übergeworfen und nicht wie jetzt, länger vor ihrem Schrank gestanden.

Sie fand es gut was sie da tat. Ihr tat das gut!

Haven wählte noch weiße Sneaker und ging dann zu ihrer Mutter nebenan in die Küche.

"Wo gehst du denn hin?", fragte ihre Mutter überrascht und sah sie von oben bis unten lächelnd an. Sharon war glücklich Haven so frisch aussehend zu beäugen. Sonst kam sie immer in Jogginghose und mit schwachen Nerven zu ihrer Mutter.

"Äh...Brad und ich werden in den Park gehen.", sagte Haven zögerlich und sah unsicher auf den Boden unter ihren Füßen.

Sharon begann zu lächeln. "Das ist toll! Ich hoffe ihr verbringt einen schönen Tag."

Zehn Minuten später klingelte es an der Haustür von Familie Walsh. In Haven stieg ein komisches Gefühl auf; Nervosität.
Ohne noch einen Blick in den Spiegel zu werfen, öffnete sie die Tür und sah einen freundlich, lächelnden Brad. Sie begrüßten sich mit einer Umarmung, was Haven etwas überraschte. Hinter Brad kam ein Golden Retriever hervor und sabberte auf den Fußabtreter.

"Das ist Jesse.", sagte Brad stolz und streichelte der Hündin einmal über den Kopf. Haven grinste und streichelte Jesse ebenfalls, was der Hündin sehr gefiel.

"Können wir dann los?", fragte Brad. "Oder willst du noch mit Jesse im Bett kuscheln?"

Ihr entging ein leichtes Lachen, was Brad erwiderte.

Haven und Brad gingen also los - natürlich gefolgt von Jesse. Zuerst hielt Haven eigentlich Ausschau nach Brads Auto, aber sie sah nur die Autos ihrer Familienmitglieder in der Auffahrt stehen.

Der Weg war für Haven ziemlich anstrengend. Brad hatte das natürlich bemerkt und ging augenblicklich zwei Schritte langsamer.

Brad wunderte sich, wieso Haven aus der Puste war, als sie im Park angekommen waren - ging aber zum Glück nicht weiter darauf ein.

Das Wetter war an diesem Tag ausnahmsweise echt schön. Es waren 20 Grad, doch Haven hatte trotzdem noch einen Cardigan über ihren Pulli gezogen - darüber war sie ziemlich froh.

"Komm, wir setzen uns auf die Bank am See.", schlug Brad vor und pfiff Jesse zu sich, da sie bereits den Park beschnüffelte und erkundigte.

"Gerne."

Haven hielt einen Moment inne, um sich den Park genauer anzusehen. Sie war noch nie hier gewesen, zumindest konnte sie sich nicht mehr daran erinnern, einmal hier gewesen zu sein.

"Hey, ist alles okay? Du wirst ganz blass.", stellte Brad fest und legte Haven eine Hand auf den Rücken.

"Ja...es ist alles in Ordnung!", versicherte sie ihm, doch log dabei. Ihr Herzschlag war extrem schnell, sie fing etwas an zu schwitzen und wollte am liebsten nach Hause in ihr Bett, um sich auszuruhen. Doch sie wollte es Brad nicht wissen lassen. Vorallem nicht, dass sie eigentlich eine tödliche Krankheit hat.

An der Bank angekommen, ließen sich die beiden nieder und Haven atmete hörbar tief durch. Brad sah sie von der Seite etwas besorgt an. Er bekam ein schlechtes Gewissen, weil er sie hier her geschleppt hatte.

"Also, erzähl mir noch mehr von deinem Leben.", sprach Haven, nachdem sie ein paar Mal tief ein und aus atmete. Ihr ging es nun wieder etwas besser.

"Es gibt nicht wirklich etwas zu erzählen. Ich bin 24 Jahre, lebe noch zu Hause und kann das ein oder andere Instrumente spielen.", sagte er. All das sind Informationen, die er Haven gestern während der Autofahrt bereits erzählte.

"Aber als was arbeitest du? Was machst du gerne in deiner Freizeit?", fragte sie und setzte sich zu ihm und legte ein Bein auf der Bank ab, verzog dabei schmerzhaft das Gesicht.

Brad wurde unsicher. Sollte er ihr davon erzählen? Wie sie wohl reagieren würde? Würde sie auf ihn sauer sein?

All das sind Fragen, die Brad in dem Moment immer wieder durch den Kopf gingen. Doch er traute sich.

"Ich...ich bin Leadsänger in einer Band.", zögerte er und sah absichtlich nicht in Havens Augen.

Diese weiteten sich und guckten Brad ungläubig an.

"Du bist wirklich ein Leadsänger in einer Band? Wie nennt ihr euch?"

Haven konnte es im ersten Moment nicht realisieren, fing sich dann aber und begann das Thema etwas ernster zu nehmen.

"Sie heißt The Vamps. Bist du sicher, dass du mich nicht kennst?", fragte Brad und hatte damit endlich die ersehnte Frage gestellt.

Haven schüttelte peinlich berührt den Kopf. "Nein. Ich kannte dich nicht, auch nicht gestern als wir uns begegnet sind."

Es beruhigte Brad, als er das von ihr hörte. Haven hat ihn also als private Person kennengelernt und nicht als weltberühmte.

"Aber reden wir von Dir. Was passiert denn in deinem Leben?", fragte Brad. Havens Kehle schien sich zu verschnüren und jegliche Luft jagte sich aus ihrer Lunge. Ihr Hals wurde trocken und ihre Gedanken begannen zu rennen - am liebsten wäre sie mit gerannt.

"Ich spiele ebenfalls Instrumente. Gitarre und Klavier, um ehrlich zu sein.", sagte sie und hoffte, dass Brad nicht näher auf das Thema Beruf einging.

Brads Gesicht veränderte sich etwas, denn er hatte nicht daran geglaubt, dass Haven ein Instrument spielte. "Wie lange spielst du denn beide Instrumente?"

"Klavier spiele ich seit 14 Jahren und Gitarre erst seit 7 Jahren.", sagte Haven.

Haven füllte sich extrem wohl. Sie mochte die Nähe von Brad und merkte, dass sie gerne ein zweites Mal mit ihm verbringen würde. Brad war so persönlich zu ihr und Haven war so überrascht, dass er ihr so viel von seinem Leben erzählte.

"Jesse!", rief Brad und hielt Ausschau nach der Hündin, die etwas weiter weg von ihnen lag.

Sie kam auf die beiden zugelaufen und schnüffelte an Havens Beinen, legte ihren Kopf auf Brads Oberschenkel. Jesse war süchtig nach Streicheleinheiten.

"Sie mag dich.", sagte Brad und lächelte Haven an. "Jesse war noch nie so vertraut mit einer fremden Person."

"Wirklich?", fragte Haven.

Sie machten sich auf den Weg nach Hause. Haven brauchte wieder einen Moment um wieder etwas Luft zu schnappen, als sie in Havens Straße einbogen.

Brads Gedanken drehten sich immer mehr um Haven. Er fragte sich immer öfters, was wohl ihr Problem sei und wieso sie oft nach Luft schnappte. Vielleicht wird ihm diese Frage bald erklärt?

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wuhuu
das Kapitel war mehr oder weniger so ein 'nebenbei Kapitel'
ich hoffe es hat euch trotzdem gefallen!

Before I Go [Brad Simpson FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt