11. Eine schrecklich nette Familie

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Quinns Sicht

Nervös blicke ich an mir herunter und kann nicht glauben, dass ich wirklich kurz davor bin, Joshs Eltern kennenzulernen. Seitdem Josh am Tag vor den Ferien von dem Treffen erzählt hat, bin ich aufgeregt und weiß nicht, ob ich nicht doch einen Rückzieher machen soll.

„Bist du okay?", fragt Josh mich und lächelt, bevor er seine Hände von hinten um meine Taille legt und mich durch meinen Spiegel ansieht, vor dem ich gerade mein Outfit überprüfe, damit ich mich wenigstens nicht blamiere.

Ich nicke lächelnd und lehne mich an ihn. Er mustert mich prüfend bevor ich einmal tief ein und aus atme. So schlimm kann es schon nicht werden, auch wenn ich noch gerne ein paar Wochen gewartet hätte. Josh und ich sind zwar schon seit ein paar Wochen zusammen, doch wenn ich mich an Noah erinnere und daran, wie ich seine Eltern kennengelernt habe, sind mir diese Gefühle fast schon ein bisschen unangenehm.

Vielleicht liegt es auch bloß daran, dass Josh und ich anders sind. Vielleicht soll alles genau so geschehen. Zu einer Beziehung gehört nun mal auch, dass man die Eltern des jeweils Anderen kennenlernt.

„Bist du soweit?", frage ich ihn nach einer kleinen Weile und sehe bloß, wie er nickt.

„Ist bei dir auch wirklich alles okay?", fragt er mich und ich lächle ihn an. „Ja, ich bin nur ein bisschen nervös", sage ich und drehe mich zu ihm, um ihm einen Kuss auf die Lippen zu drücken.

Josh erwidert den Kuss und lächelt mich an, als wir uns langsam lösen.

„Ich bin mir sicher, dass meine Eltern genauso begeistert von dir sein werden, wie ich es bin", sagt er und versucht mich damit zu beruhigen. Ich zwinge mich zu einem Lächeln und würde mich am Liebsten drücken, doch das kann ich Josh einfach nicht antun.

Stattdessen gebe ich ihm meine Hand und ziehe ihn aus meinem Schlafzimmer, damit wir endlich losfahren können und ich es einfach nur noch hinter mich bringen kann.

***

Nach einer knappen halben Stunde kommen wir in einer Vorstadt von San Francisco an. Die Häuser sind schöner als die in der Vorstadt meines Dads. Nicht, dass dort keine schönen Häuser stehen, aber insgesamt sehen sie luxuriöser und eleganter aus, als die einfachen Häuser, wie das meines Dads. Josh fährt schon bald auf ein Grundstück, dessen Hofeinfahrt sich ein kleines Stück zieht, sodass wir erst nach wenigen Augenblicken am Haus ankommen.

„Hier wohnen deine Eltern?", frage ich erstaunt, als ich ein riesiges Haus sehe, das mit Sicherheit das größte Haus ist, dass ich jemals gesehen habe.

Josh lacht leicht. „Ja, hier bin ich aufgewachsen", sagt er. „Bist du beeindruckt oder eher abgeschreckt?", fragt er mich und nimmt meine Hand.

„Das kann ich dir noch nicht sagen", gebe ich zu und lächle leicht, als er mich angrinst.

Ich wusste nicht, dass Joshs Eltern scheinbar eine Menge an Geld besitzen. Wir haben noch nicht viel über unsere Familien gesprochen. Zwar kennt er Diana, aber mehr habe ich ihm noch nicht erzählt, weil ich nicht wusste, ob es ein wenig zu früh für solche tiefen Gespräche. Ich war immer der Ansicht, dass wir es langsam angehen wollte, aber nun lerne ich eben sein Eltern kennen, die mich hoffentlich akzeptieren werden.

Josh steigt aus und ich tue es ihm gleich. Kaum habe ich die Autotür zufallen lassen, ertönt eine Stimme, die mich zusammenzucken lässt. Eine Frau mittleren Alters mit hellbraunen Haare, die gleiche Farbe wie Joshs, bin ich mir sicher, dass es seine Mutter sein muss.

Sie umarmt ihren Sohn herzlich und wendet sich dann an mich. Ihre Gesichtszüge entgleiten ihr einen Moment und ich weiß nicht, wie ich darauf reagieren soll. Sie fängt sich jedoch relativ schnell wieder und ich zwinge mich zu einem Lächeln.

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