19. Kapitel

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Die Sonne ging langsam am Horizont auf, während Elijah über die Golden Gate Bridge fuhr.

"Alles in Ordnung?" fragte er nach 10 Minuten schweigender Stille.

Ich nickte nur beiläufig und schaute weiter aus dem Fenster.

"Ava..?" fragte er vorsichtig.

"Mh?"
"Ich hab dich gesehen, gestern Abend auf dem Dach."
"Gratulation." entgegnete ich ihm desinteressiert.

Sein Stalker Künste hatte er also immer noch nicht abgelegt.

"Ava.. was ist passiert?"
"Es sind 10 Jahre um.
10 verdammte Jahre, was soll da schon groß passiert sein, mh!" fuhr ich ihn grob an, da das Fass nun langsam überlief.

Er sagte nichts mehr und schien wütend zu sein, was mir direkt Schuldgefühle brachte.

"Es tut mir leid.. " sprach ich kleinlaut, kurz bevor er vor meinem Haus hielt.

"Es ist viel passiert und es hat sich viel verändert.. wir sind immerhin nicht mehr in der Grundschule geschweige denn in der Vorschule Elijah.." sprach ich und versuchte die Situation irgendwie zu retten, wahrscheinlich war es aber eh zwecklos.

Seinen Namen auszusprechen setzte dem ganzen das Sahnehäubchen auf, denn nun war alles zurück und es würde nicht mehr so einfach weg gehen wie damals.

Ich stieg aus, während er kein Wort von sich gab, berechtigterweise.

"Danke für gestern und fürs fahren." entgegnete ich ihm zurückhaltend, bevor ich ausstieg und unsere Einfahrt hinauf ging.

"Ava!" rief Elijah plötzlich nach mir.

Ich stoppte und drehte mich um zögerlich um.

"Danke, das du ihn nicht verpfiffen hast."

Ich lächelte sanft, bevor ich ins Haus ging und die Treppen bis zu meinem Zimmer hinauf lief.

Ich öffnete die Tür und sah immer noch das Chaos von gestern Abend.

Seufzend ließ ich meine Sachen fallen und fing an alles aufzuräumen.

Nachdem ich meine Sachen wieder zusammen gelegt, die Kakteen gerettet, die Erde aufgekehrt und die Dekoration neu aufgehangen hatte, schaute ich zufällig aus dem Fenster und sah Elijah.

Er stand mit seinem Bruder an seinem Auto und redete, während ich sie völlig in Gedanken versunken beobachtete.

Er sah unerwartet auf zu mir und schaute mich an.

Ich hielt dem Blick für den Bruchteil einer Sekunde stand, bevor ich mich vom Fenster entfernte und mich ins Bett legte, um reichlich Schlaf nachzuholen.

♧♧

Sonntag war für mich nun vollständig angebrochen.

Ich stand gegen 10 Uhr auf und machte mich auf den Weg ins Bad.

Leicht erschöpft betrachtete ich mich im Spiegel und lehnte mich auf das Waschbecken, bevor ich mich frisch machte und mit einem Handtuch zurück in mein Zimmer ging.

Ich kramte meine zerrissene Jeans heraus und ein einfaches hautenges bauchfreies Top, bevor ich mich umzog und nach unten in die Küche lief.

"Wir sind mit allen unterwegs.
Warte nicht auf uns. Sorry.
In Liebe Mom." las ich laut den Zettel vom Kühlschrank vor mir her.

"Warum bin ich eigentlich noch hier..."

Ich riss ihn verletzt ab und warf ihn in den Mülleimer.

Danach machte ich mir was zum Frühstück und setzte mich in den Garten auf die Wiese.

Ich ließ meine übliche Struggle & Fight Playlist laufen, während ich eine halbe Ewigkeit auf der Wiese lag und die Sonnenstrahlen auf meiner Haut genoss.

Es bildete sich nach einer weile plötzlicher Schatten über meinem Gesicht und ich seufzte genervt, während ich die Augen öffnete.

"Was willst du?" fragte ich Elijah leicht angefressen.

"Wo ist deine Familie?"
"Familienausflug, wie jeden Sonntag."

Ich schloss meine Augen wieder und legte meine Arme über mein Gesicht.

"Ohne dich?"
"Wie jeden Sonntag." wiederholte ich meine Aussage.

Er blieb in der Sonne stehen.

"Hast du nichts zutun?
Wie z.Bsp. irgendwelche Revierstreits oder sonstigen Quatsch anzuzetteln? Oder deine Clique mit einer Rede zu begeistern, keine Ahnung."

Er lachte hörbar auf und hockte sich plötzlich neben mich.

"Du hast nicht die leiseste Ahnung von einer Clique."
"Muss ich das denn?" entgegnete ich ihm gekonnt abweisend.

Er schwieg kurz.

"Ich will mit dir reden."
"Wir reden doch schon." versuchte ich ihn abzuwimmeln.

"Irgendwo anders."

Er sagte nichts weiter und wartete auf meine Antwort.

"Hast du keine andere mit der du abhängen und reden kannst oder hast du schon die ganze Schule flachgelegt und abserviert?"

"Und?" fragte er nur und ignorierte gekonnt meine Aussage.

"Es schadet meinem Streber ansehen mit einem wie dir, wohin zu gehen." entgegnete ich ihm trocken.

"Uns wird keiner sehen, keine Sorge."
"Sollte ich jetzt Angst haben das du mich verscharrst irgendwo?
Hab ich nämlich nicht."

Er lachte rau.

"Du akzeptierst wohl kein nein,mh?"

Er nickte.

"Na gut. Und Wann?"
"Um 7 Uhr."
"Ok, aber mach dir keine Hoffnungen, vielleicht schick ich auch meine Schwester raus und jetzt geh mir aus dem Licht."

Er schnippste mir leicht gegen die Stirn.

"Ey!"
"Jede andere würde sich geehrt fühlen."
"Ich bin und war noch nie jede andere, merk dir das.
Bis später."

"Bis später." gab er von sich und verließ den Garten über den Zaun.

Ich schüttelte leicht mit dem Kopf.

"Musste ich wirklich nachgeben?" nuschelte ich vor mir her und griff mir an die Stirn.

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