28. Kapitel

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Es war kurz vor 3 Uhr morgens, als Charline ziemlich angetrunken auf mich zu kam.

"Ryan bringt mich jetzt nach Hause.." entgegnete sie mir, während sie versuchte gerade zu stehen.

Ich nickte und unterdrückte das Nasen runzeln, wegen ihrer Alkoholfahne.

"Komm gut nach Hause Charline."

Sie umarmte mich, etwas länger als üblich.

"Danke, du nachher auch.
Wir sehen uns."
"Tschüss!"

Ich schaute Ryan und Charline kurz hinterher, während sich die Turnhalle immer mehr leerte.

"Sean.. ich sollte jetzt auch gehen."
"Soll ich dich nach Hause bringen?"
"Nein, alles gut. Ich schaff das schon. Bring du lieber deine Freunde nach Hause." entgegnete ich ihm sanft lächelnd und schaute zu seinen Freunden die ebenfalls sichtlich zutun hatten auf den Beinen zu bleiben.

"Pass auf dich auf."
"Du auch Sean."

Ich drückte ihn ein letztes mal fest.

"Wir sehen uns."
"Bis bald Ava."

Ich machte mich auf den Weg und lief durch den Schulflur, um nach draußen zu gelangen.

Als ich die Eingangstür öffnete, strömte mir sofort die erfrischende Nachtluft San Franciscos entgegen und legte sich auf meine Haut.

Ich atmete tief durch, bevor ich langsam weiter in Richtung Bushaltestelle lief.

Als ich auf mein Handy schaute und die Uhrzeit sah, wurde mir immer bewusster das ich in ein paar Stunden im OP liegen würde.
Das in ein paar Stunden alles vorbei sein könnte und ich die ganzen Idioten, meine Familie und meine Freunde vielleicht nicht mehr wieder sehen würde.

Ich wischte mir eine kleine Träne weg und lief einfach weiter.
Ich wollte noch nicht zurück ins Krankenhaus und auf meinen vielleicht Tod warten, ich wollte ein letztes mal die Aussicht genießen und auf die Golden Gate Bridge schauen, egal ob es das letzte mal ist oder nicht, es würde mich beruhigen.

Ich lief eine Dreiviertelstunde bis zum Aussichtspunkt und setzte mich auf den Boden.

Ich ließ Blinding Lights von the weeknd laufen und schaute eine Weile den zahlreichen Autos beim überqueren der Brücke zu.

Jemand räusperte sich sanft hinter mir, während ich langsam meine Augen wieder öffnete.

"Wieso bist du hier?"
"Das gleiche könnte ich dich auch Fragen."

Ich sah auf zu Elijah der jetzt direkt neben mir stand.

Seine Hände waren in den Hosentaschen seines schwarzen Anzuges, der ihn elegant und ehrlich gesagt auch ziemlich sexy aussehen ließ.

"Ich hab zuerst gefragt."

Er lachte sanft auf.

"Ich hab dich gesucht."
"Mich gesucht? Wieso?" fragte ich ihn Stirn runzelnd.

"Du warst seit Wochen nicht Zuhause."

Ich belächelte seine Aussage.

"Du hast wohl nichts besseres zutun, als in mein Zimmer zu starren."
"Mein Leben macht kein Sinn ohne dich jeden Morgen Tanzen zu sehen." sprach er leicht spöttisch.

Ich schlug ihm gegen sein Schienbein.

"Lach nur, wahrscheinlich siehst du mich heute das letzte mal." nuschelte ich bockig vor mir her und stand genervt auf.

"Ach komm Ava."
"Lass mich Elijah.." sprach ich genervt und putzte mir den Dreck ab.

Er hielt mich plötzlich fest.

"Ich will nicht das du gehst. Nicht schon wieder." flehte er leicht.

Ich drehte mich zu ihm und starrte auf seine Hand.

"Ich war nie weg Elijah.. und ich gehe nur wenn ich unwillkommen bin."
"Du bist nicht unwillkommen und das warst du auch nie."

Ich lachte leicht hysterisch auf, während er mich langsam los ließ.

"Ich sollte jetzt besser gehen."
"Lass mich dich fahren."
"Ich komm schon klar, trotzdem danke."

Ich lief weiter.

"Ava bitte.. rede mit mir."

Ich stoppte und drehte mich zu ihm.

"Du willst reden? Na gut."

Ich verschränkte meine Arme vor der Brust, während wir ein paar Meter Abstand hielten.

"Austin hat dich sterben sehen Ava.." sprach er verwirrt.

"Austin hat nicht alles gesehen.
Ich wurde kurz darauf weg gebracht und wiederbelebt."
"Wo warst du dann und wieso?"
"Du weißt noch Austins Party.. unser kleine Auseinandersetzung."

Elijah nickte.

"Ich hab danach eine der offenen Tequila Flaschen alleine getrunken und der Fehler war das sie offen war.."

Er schaute mich fragend an.

"Irgendwer hat illegale Tabletten da rein gemischt, die mich eigentlich hätten umbringen können, doch ich steh noch hier.
Ich lag 3 Wochen im Krankenhaus, durfte unendlich viele Untersuchungen über mich ergehen lassen, darf nun ein paar Wochen, vielleicht auch Monate mit Muskelschwund leben, falls ich nicht doch in ein paar Stunden bei der Operation sterbe." entgegnete ich ihm genervt und ließ meine Wut und zugleich Unsicherheit an ihm aus.

"Wars das?" entgegnete ich ihm zickig, als er nichts mehr sagte.

"Warst du deswegen auf dem Ball?"

Ich nickte, während ich mich bereits von ihm abgewendet hatte und nicht bemerkte das er näher auf mich zugekommen war.

Elijah legte seine Hand auf meine Schulter.

"Ich wollte Charline ein letztes Mal sehen.."
"Sie weiß nichts davon?"
"Es weiß niemand, außer du nun.. nicht mal BJ, der die Papiere unterschrieben hat, hab ich die Wahrheit gesagt."

Ich seufzte.

"Sie werden mich alle hassen wenn ich sterbe.. "
"Niemand wird dich hassen.."

Ich schüttelte leicht mit dem Kopf.

"Meine Mum wird wahrscheinlich nicht mal erfahren das ich Tod bin.. mein Stiefvater wird es so hinstellen als wäre ich abgehauen oder durchgebrannt mit irgendeinem Drogen Junkie."

Ich griff mir an die Stirn und fuhr mir durch meine Haare.
Ein leichtes Schluchzen überkam mich, doch ich unterdrückte es sofort wieder.

Ich schlang meine Arme um meinen Körper.

"Ich sollte jetzt wirklich los.. " sprach ich ohne mich umzudrehen.

"Ich fahr dich."
"Das ist nicht nötig, ich komm klar."
"Das war keine Frage Ava."

Er legte mir sein Jacket über und lief die wenigen Schritte zu seinem Wagen.

Ich folgte ihm, stoppte dennoch vor seinem Mustang, während er mir die Beifahrertür aufhielt.

Er schaute zu mir, doch ich hatte meinen Blick leicht gesenkt um ihn nicht anschauen zu müssen.

Ich wollte nicht einsteigen, alles in meinem Kopf sträubte sich dagegen und jedes schreckliche Szenario spielte sich in mir ab.

Mein Bauchgefühl vertraute ihm dennoch und treibte mich letztendlich doch dazu bei ihm wortlos einzusteigen.

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