Night Changes
Wer hat sich diesen Mist eigentlich ausgedacht? Es ist doch bescheuert und viel zu kitschig noch dazu. Jeder Mensch hat einen Seelenverwandten, aber es sind Milliarden von Menschen auf dieser Erde. Wie soll ich da bitte den einen finden, der für mich bestimmt ist? Ach ja, da gibt es ja noch etwas; die Songs. Jeder hat einen einzigartigen Song in seinem Kopf und nur der Seelenverwandte kennt ihn auch.
Soll ich jetzt singend über die Straße laufen und darauf hoffen, dass jemand erkennt, was ich dort vor mich hin trällere? Ich glaube eher nicht. Abgesehen davon, dass ich nicht singen kann, bin ich es leid, nach meinem Seelenverwandten zu suchen. Meine letzten Beziehungen sind daran gescheitert, dass ich an den Quatsch geglaubt habe und als ich herausgefunden habe, dass meine jeweiliger Partner, den Song nicht kennt, der seit Jahren in meinem Kopf herumschwirrt, war die Beziehung eigentlich auch schon wieder vorbei.
Seufzend lasse ich mich auf mein großes Sofa fallen und kicke meine Schuhe weg. Eigentlich kann ich Unordnung nicht ausstehen, aber dann siegt die Faulheit ja doch und ich stehe nicht noch einmal auf. Nach einer Sechs-Tage-Woche ist das auch sicherlich irgendwie verständlich. Gegessen habe ich vorhin schon, denn zusätzlich zu der ganzen Arbeit, gab es heute Abend auch noch ein wichtiges Geschäftsessen, dass ich nicht sausen lassen konnte.
Ich schaue mich um; das Haus ist eigentlich viel zu groß für eine Person alleine. Aber was solls. Einige Minuten später überkommt mich die Müdigkeit und bevor ich noch hier einschlafe, stehe ich auf, schleppe mich ins Bad und dann endlich in mein Bett. Ich brauche dringend eine Mütze Schlaf.
Morgen ist Sonntag, ich habe nichts zu tun und meinen Wecker kann ich ausstellen. Ausschlafen, endlich mal wieder mehr als vier Stunden zur Ruhe kommen können.
Jedenfalls dachte ich das, bis mich ein lautes Poltern mich kurze Zeit später aus dem Schlaf reißt. Verwundert reibe ich mir über die Augen und blicke auf den Wecker. Drei und zwanzig. Super. Dann höre ich wieder ein Geräusch und sofort spannt sich mein ganzer Körper an. Was war das? Ich setze mich auf und gehe anschließend auf Zehenspitzen aus meinem Schlafzimmer. Kommt es von hier oder von unten? Zögerlich schleiche ich durch die obere Etage, stelle aber schnell fest, dass sie leer ist.
Also tapse ich die Treppe herunter. Das Wohnzimmer ist dunkel, die Küche auch, das Esszimmer leer und auch im Bad ist niemand. Dann bemerke ich einen leichten Lichtschimmer aus dem Flur zum Arbeitszimmer. Dort ist jemand. Mein Herz klopft mir bis zum Hals und eine Gänsehaut breitet sich auf meinem Körper aus. Fuck, was ist hier los?
Nervös, aufgeregt etwas überfordert trete ich näher an die Tür heran. Jemand steht mit dem Rücken zu mir an meinem Arbeitsschrank und sucht offenbar irgendetwas. Auf meinem Schreibtisch steht ein Rucksack, schwarz und irgendetwas ist da drin. Langsam öffne ich die Tür ein kleines Stück mehr, trete aber nicht näher an ihn heran. Es ist offenbar ein junger Man, braune Haare, etwas kleiner als ich. Die Taschenlampe seines Handys erleuchtet den Raum ein klein wenig, spärlich aber ausreichend. Ich atme flach, bleibe stumm an Ort und Stelle stehen und beobachte ihn weiter.
Er öffnet die nächste Schranktür, schiebt einige Akten beiseite, wiederholt es bei den anderen. Was sucht er denn bitte? Dann gleitet sein Blick zu dem großen Bild neben dem Schrank. Er zögert eine Moment, geht dann dorthin und hebt es herunter. „Basic." murmelt er und holt ein Stethoskop heraus, tritt an meinen Safe heran und fängt an, an dem Rad zu drehen.
Ich beiße mir auf die Unterlippe, um keinen Ton von mir zu geben. In diesem Safe sind einige der wichtigsten Firmenunterlagen, einige Aktien, die gute hunderttausend Pfund Wert sind und bestimmt noch einmal genauso viel Bargeld und Schmuck. Scheißdreck.
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Adventskalender 2019
FanfictionKleine Storys, von denen ich hoffe, dass sie euch gefallen werden ❄