Narben
„Louis, ich kann so nicht rausgehen.." Harry steht seit zwanzig Minuten vor dem Spiegel und sieht sich unzufrieden an. „Haz, du siehst gut aus, wirklich." - „Nein." widerspricht er trocken und ich seufze, ehe ich auf ihn zugehe und meine Arme um ihn schlinge. Sofort spannt er sich an und versucht mich abzuschütteln, aber ich lasse es nicht zu. Nach ein paar Sekunden, entspannt er sich jedoch wieder soweit, dass ich meinen Griff etwas verstärke. Er ist nicht zufrieden mit dieser Situation, aber er mag es ja doch, wenn ich ihn von hinten umarme.
„Du bist wunderschön, Harry. Wirklich." Er sieht mich nicht an, sein Blick ist auf dem Spiegel und seinen Beinen und seinem Oberkörper geheftet. Mein Freund sagt für einige Augenblicke nichts, starrt einfach nur gerade aus und ich küsse seine Schulter. „Komm schon, der Tag wird bestimmt nicht so scheiße." versuche ich es und er atmet tief ein und wieder aus. „Du schaffst das." ermutige ich ihn und treffe damit direkt ins schwarze.
Harry sieht mich durch den Spiegel an und jedes Mal, wenn ich diesen Blick sehe, werde ich traurig. Diese Arschlöcher haben es geschafft, ihn so traurig zu machen, er mag seinen Körper nicht mehr, hat kaum noch Selbstbewusstsein, wenn er die Narben nicht mit Kleidung bedecken kann. Es ist jetzt fast zwei Monate her, seitdem er aus dem Krankenhaus entlassen worden ist, aber leicht ist es nicht. Ich wohne praktisch hier, Gemma hingegen ist jede Nacht bei ihrem Freund; im Prinzip müssen wir nur noch die Mietverträge umschreiben lassen.
„Ich... Louis, das ist keine gute Idee." meint er und ich beiße mir auf die Unterlippe. Wir wollten heute eigentlich mit ein paar Leuten ins Schwimmbad gehen, da Liam über die Feuerwehr ein paar Gutscheine bekommen hat. „Harry, du bist toll, wie du bist." versuche ich es erneut, verzweifelter und er schluckt. „Tut mir leid." - „Brauch es nicht. Du brauchst einfach nur noch ein bisschen Zeit." sage ich, lege ihm die Hände auf die Oberarme und gehe dann aus dem Bad. Harry hat eigentlich eine kurze, gelbe Badehose im Schrank liegen, aber nun trägt er eine andere. Diese geht fast bis zu den Knien und steht ihm lange nicht so gut. Aber sie verdeckt zumindest seine Oberschenkel und das gibt ihm wenigstens ansatzweise ein Gefühl von Sicherheit.
Seitdem er durch den Brand im Café nicht mehr diesen makellosen Körper hat, sondern Narben auf Beinen und Armen sind, will er nicht mehr raus gehen, zumindest nicht ohne komplett in Klamotten eingepackt zu sein. Ich frage mich, wie das im Sommer wohl werden soll. Seine Tattoos sind zum Teil mit Verbrand und ich habe angefangen zu sparen, um ihn ein paar Cover-Ups ermöglichen zu können. Ich weiß, dass auch Liam und Niall Geld zur Seite gelegt haben. Harry ist nicht mehr zufrieden mit sich selbst, nicht einmal ansatzweise.
Es war mir klar, dass es nicht leicht wird, bis er damit klar kommt, aber inzwischen darf ich ihn nicht einmal anfassen; zumindest seine Narben nicht. Sein Bauch ist okay, sein Rücken auch, seine Wangen, aber der Rest? Eigentlich undenkbar. Er ist nicht glücklich, wenn er nackt vor mir steht, denkt er sei unattraktiv geworden, aber ich versuche so gut es geht, ihm jeden Tag zu zeigen, dass das ganz und gar nicht der Fall ist.
Ich bin fertig angezogen und eigentlich wollten wir vor guten zwanzig Minuten los, aber er zögert immer noch. „Was hältst du von, wenn wir einfach mal hinfahren und du schaust, wie es ist?" schlage ich ihm vor und er nickt seufzend. „Okay." Ich schnappe mir noch ein extra Shirt von ihm und stopfe es in den Rucksack, bevor wir uns auf den Weg machen. Unseren Freunden brauchen wir nicht zu erklären, weswegen wir zu spät sind. Sie wissen es auch so und außerdem ist es ab und an besser, das Thema gar nicht erst anzusprechen.
Harry kommt nicht aus der Kabine, also klopfe ich an und er lässt mich hinein. „Louis -" - „Nein, du bist schön, Harry. Wenn dir die Badeshorts zu wenig ist, zieh einfach noch ein Shirt an." sage ich und gebe ihm das Kleidungsstück. Er sieht unschlüssig auf das Oberteil, zieht es dann aber tatsächlich an. Es verdeckt nicht sonderlich viel von den Narben, aber ich habe trotzdem die Hoffnung, Harry hat dann das Gefühl, nicht mehr so ungeschützt zu sein. Wir schließen unsere Sachen ein und er folgt mir. In der Dusche sind gerade zum Glück nur Liam, Niall und Andy. Sie kennen Harrys Narben, bekommen sie aber nicht oft zu Gesicht. Ich ziehe Harry zu mir unter warmes Wasser und das Shirt klebt sofort an seiner Haut.
Ich küsse ihn sanft, lächle ermutigend und drücke seine Hand. „Echt cool, dass du dabei bist." sagt Niall dann und Harry sieht zu ihm. „Ähm.. ja." - „Kommt ihr?" fragt Andy dann und wir verlassen die Dusche wieder. Das Schwimmbad ist nicht voll, aber es sind für Harrys Geschmack viel zu viele Menschen. „Im Wasser sieht es niemand." meint Liam und legt ihm eine Hand auf die Schulter. Harry nickt unschlüssig, folgt ihm aber in das Schwimmbecken. Nach und nach entspannt er ein wenig, aber wirklich glücklich ist er nicht. Irgendwann schwimme ich zu ihm, küsse ihn und sage, dass er mir folgen soll.
Erst ist er verwirrt, merkt aber dann, dass ich den Whirlpool ansteuere. Er geht an und Harry seufzt, als er sich setzt. Man sieht hier nichts seiner Narben, das Wasser ist warm und ich nehme seine Hand in meine. „Okay?" - „Danke." antwortet er mir, aber ich schüttle wieder nur den Kopf. „Ich wünschte, du könntest dich sehen, wie ich es tue." Wunderschön.
„Ich versuche es, aber..." Ich schüttle den Kopf und unterbreche ihn so. Am Anfang wollte, nein, konnte, er sich nicht einmal im Spiegel ansehen, ohne, dass er Panik bekommen hat, sich unglaublich hässlich fand. Er hat mich ein paar Mal gefragt, wieso ich mit ihm zusammen bin, dass ich doch locker jemanden haben könnte, der viel besser aussieht, als er, aber jedes Mal habe ich nur geantwortet, dass er immer noch der schönste Mann ist, den ich kenne.
„Ist okay, Haz. Sei nicht sauer auf dich selbst, okay?" - „Louis, wir können ja nicht mal miteinander schlafen!" Ich halte inne und nicke dann. Es ist nicht so, als würden wir nicht wollen, aber Harry kommt noch nicht damit klar, wenn ich ihn berühre. Also lassen wir es noch und ich weiß, dass er sich wünscht, es wäre anders. „Das ist okay, Harry, wirklich." - „Ist es nicht." - „Ich habe doch meine Hand." versuche ich zu scherzen, aber das gehörig nach hinten los. Er schluckt und sieht auf seine Finger. „Das ist doch nicht das gleiche." - „Stimmt, aber ich will es nur, wenn es auch für dich schön ist." entgegne ich. „Ansonsten ist es nämlich auch scheiße."
Nach einer Weile wechseln wir das Thema wieder und auch wenn Harry es nicht mitbekommt, er wird immer lockerer und auch, wenn er noch nicht ganz entspannt ist, es ist besser, als noch heute morgen.
Abends nach dem Essen springe ich unter die Dusche, als ich aber dann ins Schlafzimmer komme, sitzt Harry nur ins Shorts auf dem Bett. Ich halte für eine Sekunden den Atem an und kann nicht anders, als ihn zu mustert. „Schatz." er lächelt und streckt eine Hand nach mir aus. „Alles okay?" frage ich verwundert, als auch etwas besorgt. Er nickt, zieht mich zu sich und küsst mich dann. Ich seufze auf, als er mit seiner Zunge meine Lippen spaltet und mich zurück in die Kissen drückt. Sofort fängt mein Blut an zu kochen und die Lust entfacht in meinen Venen.
„Haz.." murmle ich, aber er küsst mich nur wieder. Ich verstumme und ziehe ihn zu mir, darauf bedacht, keine seiner Narben zu berühren. Er lächelt, als er bemerkt, dass mich das ganz und gar nicht kalt gelassen hat. „Du musst dich -" - „Darf ich denn?" - „Scheiße, ja!" antworte ich sofort und er lächelt zufrieden, ehe er sich über meinen Oberkörper weiter nach unten küsst. Ich keuche auf, als er seine Hände unter meine Shorts schiebt und sie kurz darauf auf dem Boden ihren Platz findet.
„Oh Harry... Fuck..." stöhne ich auf, als er seine Hand um meinen harten Schwanz legt. Ich habe jetzt schon das Gefühl, ich platze gleich. Meine Eier ziehen sich zusammen, als Harry einen Kuss auf meine Spitze setzt und sich Wellen der Erregung durch meinen Körper ausbreiten. „Ah... Haz.." stöhne ich auf und drücke mich ihm entgegen. Meine Finger habe ich in seinen Locken vergraben und ziehe leicht daran. Harry nimmt mich komplett in den Mund und stoße an seinen Rachen.
Mein Herz hämmert gegen meine Rippen und stöhnend lege ich den Kopf in den Nacken. „Oh Babe!" keuche ich, winde mich unter ihm und schlinge meine Beine um seinen Rücken. „Oh ich liebe dich!" stöhne ich laut und komme einen Moment später in seinen Mund. Er saugt alles aus mir heraus und leckt sich danach über die Lippen, als ich schwer atmend auf dem Bett liege und mein Herzschlag sich nur langsam wieder beruhigt. Er legt sich neben mich und drückt einen Kuss auf meine Schläfe.
„Scheiße, war das gut." seufze ich, sehe ihn an und lächle. „Ich liebe dich." - „Ich dich auch." erwidert er und beißt sich auf die Unterlippe. „Meinst du.. wir können es noch einmal versuchen?" - „Wenn du mir verspricht, Bescheid zu sagen, wenn es zu viel wird." Er nickt, küsst mich erneut und sanft wie noch nie tasten wir uns vor, bis Harry sich an mich kuschelt, glücklich und mir erneut sagt, dass er mich liebt.
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Adventskalender 2019
FanfictionKleine Storys, von denen ich hoffe, dass sie euch gefallen werden ❄