Six

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Lange lag ich wach im Bett, fand meinen Schlaf nicht. Man lässt nicht alle Tage einen geliebten Menschen gehen. Kyra und ich haben viel zusammen erlebt, hatten unsere Zukunft geplant mit Haus, Hochzeit und mehr Kindern. Nun war ich wieder alleine mit meiner Tochter. Zum Trost war meine Schwester noch da, doch nach diesem Wochenende müsste sie wieder gehen, arbeiten.

Wie sehr ich mir doch wünschte, dass meine Mutter hier ist. Sie würde einen weiten Weg auf sich nehmen um mich zu besuchen. Wenn die Familie auf der ganzen Welt verteilt ist wird das schwer mit dem regelmäßigen Sehen. Doch irgendwie ist doch alles machbar. Alles wird mit der Zeit besser und irgendwann würde ich die passende Frau für mein Leben finden, die ich auch heiraten werde.

Den Verlobungsring müsste ich wohl verkaufen, ihn nochmal benutzen könnte ich nicht verkraften, wäre sicher für die Richtige Frau falsch. Lange schaute ich mir den Ring an, dachte darüber nach. Was wäre wenn ich sie geheiratet hätte? Wenn wir uns nicht getrennt hätten? Hätten wir was anders machen müssen damit wir diesen Schritt nicht gehen mussten?

Ach, ich sollte für heute nicht mehr darüber nachdenken. Nun war es so und ich möchte sie nicht zurück an meiner Seite haben. Ja, selbst wenn ich wollte könnte ich das einfach nicht.

„Papa bist du wach?" Livia machte das Licht an, kam ins Zimmer und schloss die Tür. „Schatz, warum weinst du? Mach mal bitte das Licht aus und komme zu mir." Gesagt, getan. Sie kletterte auf's Bett und kuschelte sich an mich.

„Wo ist Kyra? Ist sie nun im Urlaub?" Ihren Kopf legte sie auf meinem Brustkorb ab und legte einen Arm um mich, lag halb auf mir. Wie ich dieses Kind doch liebe. Das einzigste, was mir von meiner Ex geblieben ist. Sie hat meine Augen, ihre Nase und ihr Lächeln. Immer wenn ich meine Livia sehe, sehe ich auch meine Ex Freundin wieder.

Doch die Wahrheit musste ich ihr auch irgendwie sagen. „Weißt du, die Kyra, die kommt nicht wieder. Jetzt sind wir wieder zu zweit wie vor vier Jahren auch. Aber warum weinst du?" Ich machte mir Sorgen um sie, möchte, dass sie glücklich ist. „Du warst vorhin so traurig und ich habe mir Gedanken gemacht. Liebt die Kyra dich nicht mehr?" Puh, wie sollte ich ihr das erklären?

„Weißt du, manchmal liebt man sich, doch irgendwann funktioniert das nicht mehr und man muss den anderen Menschen gehen lassen. Es ist besser für beide." Vielleicht verstand sie das.

Livia's POV

Papa war die ganze Zeit traurig, deshalb lag ich nun bei ihm im Bett. Vielleicht fühlt er sich besser, wenn ich neben ihm liege. Ich fand es irgendwie traurig, dass Kyra nicht mehr da war. Neben Papa ist es so leer. Auch wenn Kyra nicht wirklich eine Mama für mich war vermisse ich sie etwas.

„Und bei Mama?" fragte ich nach. „Was meinst du?" „Erzähl bitte was über sie. Ich kenne sie ja nicht." Sie starb bei meiner Geburt, so konnte ich sie nie kennenlernen. Ich kenne es nicht anders, aber ich finde es traurig ohne Mama. Papa meinte aber, sie sei ein wundervoller Mensch, wie ich auch.

„Dann erzähle ich dir was, was du noch nicht weißt. Sie hatte das selbe Lächeln und die selbe Nase wie du. Du siehst ihr total ähnlich, aber das weißt du ja." Ich habe fünf Fotoalben von ihr, von Babyfotos bis zu Bildern wo ich noch in ihrem Bauch war. Total gerne schaue ich mir die Bilder an und habe schon vergessen zu zählen, wie oft ich sie schon gesehen habe.

„Einmal waren wir ganz lange draußen. Es war noch richtig warm. Zusammen suchten wir uns einen Platz auf einer schönen Wiese und beobachteten die Sterne. Da warst du schon in ihrem Bauch und hast gegen ihren Bauch getreten. Da hat deine Mutter gesagt, dass du so ein verrücktes Kind wirst. Und genauso bist du auch." Das brachte mich zum kichern. Damals fiel es Papa schwer über meine Mama zu reden, doch seit ein paar Jahren schwärmt er von der Zeit mit ihr. Ach wie gerne hätte ich sie kennengelernt. Unser Leben wäre heute so viel anders.

„Papa, du hast mir gesagt, dass Mama einer dieser Sterne ist. Können wir bitte kurz rausgehen auf den Balkon?" Es war immer wieder schön Sachen über Mama zu erfahren, auch wenn ich vieles schon öfter gehört habe. Manchmal spüre ich etwas in meinem Herzen, so als wäre da jemand drin. Papa meint, es wäre meine Mama, die immer auf mich aufpasst.

Zusammen gingen auf auf den Balkon, ich auf seinem Arm, da ich keine Socken trug. Ich hasse Socken wenn's warm ist. Ich klammerte mich an ihn und spürte wie sehr er mich liebt. Ich blickte in den wolkenlosen Sternenhimmel. Der Wind wehte leicht, sehr angenehm, genau wie die Temperatur. Es war angenehm, nicht zu kalt.

„Papa, hast du Mama schon gefunden?" Ich blickte zu ihm hoch und grinste ihn an. „Ja, du auch?" Ich nickte und zeigte auf den hellsten Stern am Himmel. „Das ist Mama, sie lacht uns gerade an, weil sie es nicht mag, wenn du traurig bist. Sie zeigt, dass du lachen sollst. Sie ist die schönste am ganzen Himmel." Papa starrte verliebt in den Himmel, vergoss dabei ein paar Tränchen und genau wie er genoss ich auch die angenehme Stille, den Wind, der mir leicht ins Gesicht, durch die Haare wehte.

„Du machst mich zum glücklichsten Vater der Welt. Weißt du eigentlich, wie besonders du bist?" Ich nickte und gab ihm einen Kuss auf die Wange. „Und manchmal kommen mit da die Tränen. Es rührt mich sehr, wenn du mir sowas sagst!" „Dass Mama möchte, dass du lachst? Weil sie das mehr mag als wenn du traurig bist?" hakte ich nach. „Genau das mein Engel," sagte er und strich mir sanft durch die Haare. Zusammen blickten wir noch eine Weile in diesen magischen Himmel zu den Sternen.

„Liv, du wirst langsam schwer," sagte er irgendwann und stellte mich auf den Boden. Schnell trat ich auf seine Füße, da der Boden sehr kalt war. „Ich hab dich unendlich lieb Papa und ich möchte dich nie verlieren." flüsterte ich und umarmte ihn ganz fest. „Ich hab dich noch mehr lieb," sagte er und nahm mich wieder auf den Arm.

Ihr habt doch bestimmt den Artikel über Mark und Lena gelesen? Was sagt ihr dazu?

Wie früher Mal Dich (Lenark)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt