Türchen 19 - Winterurlaub Teil 2

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Rammstein Adventskalender - Türchen 19

Winterurlaub Teil 2



Paul steht auf seinem Snowboard. Er fährt eine steilere Piste hinab. Kein anderer Fahrer befindet sich auf der Piste. Es ist vollkommen freie Sicht. Nichtmal Bäume sind an den Rändern zu sehen. Auch kein Tal weit und breit. Eigentlich müsste doch die Stadt unten zu sehen sein. Selbst wenn man die schwarze Piste fährt. Das macht ihm Angst, ziemliche Angst. Er fühlt sich orientierungslos und alleingelassen.

      Plötzlich taucht vor ihm ein anderer Snowboarder auf. Es ist nicht irgendeiner. Es ist Paul selbst, der da völlig entspannt die Piste hinunter fährt. Paul ist verwirrt, doch er beobachtet sein Ebenbild weiter, fährt quasi hinter ihm her. Plötzlich rutscht eben dieses Ebenbild auf einer vereisten Fläche weg und stürzt. Paul bleibt in diesem Moment das Herz stehen, er will schreien, doch kein Wort dringt aus seiner Kehle. Der andere Paul rollt den Berg hinab, das Board löst sich von seinen Füßen, doch trotzdem kommt er noch nicht zum Stehen. Er rutscht noch einige Meter weiter, dann bleibt er erst liegen.

         Sein Körper sieht nicht sonderlich gesund aus, dass linke Bein steht komisch ab. Er scheint nicht bei Bewusstsein zu sein. Und dann tauchen da um ihn herum auf einmal andere Fahrer auf. Er sieht Olli, der sich zu Paul kniet und versucht, ihn aufzuwecken. Der die Bergrettung ruft.

         

Und dann ändert sich das Bild plötzlich. Paul steht nicht mehr auf dem Snowboard und sieht nicht mehr sein verletztes Ebenbild. Nun steht er in einem dunklen, endlosen Gang. Er wird nur durch wenig Licht erhellt. Es sieht aus, wie ein Krankenhaus oder ähnliches. Paul sieht sich um, doch alles sieht genau gleich aus. Die weißen kahlen Wände, der graue Fußboden. Alles wirkt sehr steril und unberührt.

          Paul geht ein paar Schritte, man hört jeden einzelnen davon. Er kann sogar seinen eigenen Atem hören. Was ist hier nur los? Was soll das?

"Ist hier irgendjemand?", fragt er, doch er erhält keine Antwort

          Es wundert ihn aber auch nicht wirklich. Vielleicht taucht ja, wie bei der Szene davor, wieder irgendwer, oder sogar er selbst, vor ihm auf.

Er versteht die Welt nicht mehr. Was soll das ganze überhaupt? Er geht immer wieder, bis rechts neben ihm eine ebenso kahle Tür erscheint. Wieder sieht er sich kurz um, ehe er die kalte Klinke nach unten drückt und mit größter Vorsicht die Tür öffnet.

Darin spielt sich die nächste komische Szene ab. Er sieht sich, seine Mutter und seine Schwester am Totenbett seines Vaters. Es war 2001, Paul musste für einige Tage von der Tour abreisen. Er erinnert sich sehr gut daran. Doch warum zeigt sich ihm diese Szene? Er sieht, wie sie sich verabschieden und wie das EKG plötzlich nur noch die Linien zeigt. Wie sein Vater verstorben ist.

        Plötzlich wandelt sich das Bild wieder. Da stehen jetzt auf einmal nicht mehr er, seine Mutter und seine Schwester. Da stehen jetzt Olli, Till, Schneider und Richard. Richard sitzt an dem Bett und hält die Hand des Mannes, der dort in dem Bett liegt. Der beatmet wird und vermutlich grade um sein Leben ringt. Er selbst.

Paul kriegt es mit der Angst zu tun. Sieht er da jetzt seine eigene Todesszene. Nein! Das will er nicht! Es sollte doch ein schöner Urlaub werden und nicht so enden!

       Er kann sehen, wie Richard weint. Er kann Richard nicht weinen sehen. Er will ihm sagen, dass s ihm gut geht und das alles wieder gut wird. Und mit einmal hört er Richards Worte.

"Bitte Paul, wach wieder auf. Wir vermissen dich", Richards Stimme ist gebrochen und nichts mehr als ein Flüstern.

"Ich werde wach, Reesh. Für dich. Ich liebe dich", ihm rollt eine Träne über die Wange und dann wird alles schwarz.

Dem bewusstlosen Paul läuft ebenfalls eine Träne über die Wange. Richard stockt und betrachtet Paul genauer.

"Ja Paul, komm schon. Ich weiß, dass du das kannst. Ich liebe dich."

         Und in dem Moment öffnet Paul Landers nach 21 Tagen endlich wieder die Augen. Es grenzt an ein Wunder, denn bei dem Unfall hat Paul sich schwere Kopfverletzungen zugezogen und es war unklar, ob er überhaupt wieder aufwachen wird. Es ist ein wahres Weihnachtswunder.

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