Türchen 23 - Weihnachtsgeständnis

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Rammstein Adventskalender - Türchen 23

Weihnachtsgeständnis

Die letzten Kugeln werden an den Weihnachtsbaum gehängt, dann ist alles vorbereitet für den großen Tag morgen. Richard geht noch mal die Liste durch, was für morgen alles so ansteht. Aber am Wichtigsten am morgigen Abend wird das Gespräch mit seiner Mutter. Nach so vielen Jahren hat er sich vorgenommen, sich endlich mit seiner Mutter auszusprechen und gegebenenfalls zu versöhnen. Mit seinem Bruder hat er das schon vor einigen Jahren geschafft.

            Er ist fast 40 Jahre alt, er hat Bands und Projekte gegründet, in der ganzen Welt auf der Bühne gestanden, aber er bekommt es nicht  hin, mit seiner Mutter zu reden.

Es schlägt Mitternacht, nun ist der 24. Dezember 2006. Nur noch wenige Stunden, dann muss er mit seiner Mutter reden. Er hofft so sehr, dass das Gespräch positiv verlaufen wird und endlich Frieden herrschen wird. Ein Grund, dass er jetzt erst mit seiner Mutter spricht, ist der, dass sein Stiefvater im vergangenen Jahr verstorben ist. Jetzt kann dieser nicht mehr seine Mutter manipulieren.

Die Nacht verlief mehr oder weniger schlaflos. Er hat sich bestimmt mehr als hundert verschiedene Arten des Gesprächs zusammengelegt, mit den unterschiedlichsten Ausgängen. Das macht ihm jetzt nur noch mehr Sorgen. Aber selbst wenn seine Familie nachher da ist, so wird es trotzdem dauern, bis es zum Gespräch kommen wird. Schließlich kann er das nicht direkt am Anfang führen. Er will auch erst einmal sehen, wie das Essen und die Bescherung so laufen, dann wird er endgültig entscheiden, ob es zu dem Gespräch kommen wird. Auch wenn Gordon  ihm dringend dazu geraten hat. Vielleicht wird er sch auch etwas Mut antrinken müssen.

"Fröhliche Weihnachten", begrüßt Gordons Frau Ramona ihren Schwager, "Du siehst gut aus, Richard, wie immer."

"Sehr nett, ich kann es nur erwidern."

"Hey, hey, hey, immer noch meine Frau", meint Gordon lachend und umarmt Richard kurz.

          Melanie möchte direkt wissen, ob Khira auch da ist. Aufgrund des Besuchs durfte Khira schon an Heiligabend zu ihrem Vater und sie freut sich ziemlich, ihre Cousine wiederzusehen. Die beiden haben sich viel zu erzählen.

           Marlies Kruspe - Hartmann begrüßt ihren jüngeren Sohn mit einer vorsichtigen Umarmung. Lange haben sie sich nicht mehr gesehen. Richard fühlt sich schon ein wenig komisch, aber auch gleichzeitig gut. Sie stößt ihn nicht ab, schon mal ein gutes Zeichen. Denkt sie vielleicht das Gleiche?

Der Abend zieht sich für Richard schleppend hin. Er führt zwar viele tolle Gespräche, aber dennoch sind seine Gedanken immer woanders; bei seiner Mutter.

           Als Richard auf dem Balkon steht und eine Zigarette raucht, kommt sein Bruder zu ihm und zündet sich auch eine Zigarette an. Eine der wenigen Gemeinsamkeiten, die die Brüder haben.

"Sprichst du gleich mit ihr? Du brauchst überhaupt nicht nervös zu sein. Vertrau mir, sie will auch mit dir sprechen, dass hat sie mir gesagt. Sie möchte auch Frieden mit dir und sie weiß, dass sie Fehler gemacht hat", Gordon legt ihm die freie Hand auf die Schulter.

"Du hast ja recht. Ich kann nicht ewig davor wegrennen."

Nachdem er aufgeraucht hat, geht Richard dann also wieder rein und bittet seine Mutter, ihm ins Schlafzimmer zu folgen. Dort schließt er die Tür hinter sich und schließt kurz die Augen.

"Sven... Verzeih mir, Richard. Ich kann schon erahnen, über was du mit mir sprechen möchtest. Über unsere Beziehung zueinander und über die Dinge, die geschehen sind."

"Ja, genau darüber möchte ich mit dir reden. Ich möchte nicht auf ewig mit dir auf Kriegsfuß stehen. Auch wenn die Vergangenheit, meine Jugend, nicht besonders rosig verlaufen ist."

"Auch wenn ich keine gute Mutter war und ich deinen Bruder besser behandelt habe, so habe ich mir doch Sorgen um dich gemacht, wenn du von zu Hause abgehauen warst. Sonst hätte die Polizei doch nicht nach dir gesucht."

"Stimmt schon, aber mir kam es mehr wie ein Spiel vor. Als hättet ihr nur so getan als ob, um besser dazustehen."

"Nein, ich habe mir wirklich Sorge gemacht. Dein Stiefvater nicht, nein.. Du weiß ja, wie er war."

"Ich weiß vor allem, wie seine Fäuste waren", knurrt Richard.

"Ich habe so viel falsch gemacht. Ich hätte dich beschützen müssen und das habe ich nicht getan. Ich habe in dir immer deinen Vater gesehen und das hat mich wütend gemacht. Weil du so eine gute Bindung zu ihm hattest. Ich habe dir damit Schreckliches angetan."

"Depressionen, Drogen, Selbstmordgedanken... Mit den Depressionen, mit dem Gefühl, nichts wert zu sein, muss ich mein Leben lang klarkommen. Trotz einer erfolgreichen Therapie."

"Richard, es tut mir leid. Es tut mir so unglaublich leid, mein Kleiner", sie fängt an zu weinen.

         Richard zögert nicht, er umarmt sie beinahe sofort. Er weiß, dass es ihr leid tut, vom ganzen Herzen. Denn er spürt es in seinem Herz und in seiner Seele, ganz tief. Er wird dafür Zeit brauchen, aber er wird seiner Mutter verzeihen. Ab jetzt wird ihre Beziehung bergauf gehen, da ist er sich ganz sicher.

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