Türchen 17 - Die Jungs WG Teil 2

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Rammstein Adventskalender – Türchen 17

Die Jungs WG-Teil 2





Die Jungs sollen sich an den gedeckten Tisch setzen, doch dabei bekommen sich Till und Richard (mal wieder) in die Haare. Ihr Streitgrund? Till hat Richard angerempelt und das hat Richard direkt provoziert. Nach einer großen Auswahl an Schimpfwörtern, sind die beiden kurz davor, sich die Köpfe einzuhauen, da gehen die Betreuer dazwischen.
„Hört auf! Es ist Weihnachten, da wird sich erst recht nicht geprügelt. Tut uns wenigstens heute den Gefallen und vertragt euch!", bittet einer der beiden in einem lauten und bestimmenden Ton.
Die Kontrahenten lassen voneinander ab und setzen sich auf ihre jeweiligen Plätze. Richard sitzt neben Paul und Christoph, ihm gegenüber ist Flake. Würde er Till gegenübersitzen, dann würde das in einer Essenschlacht enden.
Die Küche hat Gänsebraten vorbereitet, teils auch bezahlt durch die ganzen Betreuer. So ein Weihnachtsvogel kostet schließlich einiges.

Die hungrigen Jungs greifen großherzig zu und lassen es sich nach einer kurzen Ansprache der Betreuer ordentlich schmecken. Dabei führen sie viele Gespräche, die mal ausnahmsweise nicht im Streit enden. Das ist wirklich eine Besonderheit in dieser Wohngemeinschaft.

Nach dem die Jungs sich an Gans und Pudding satt gegessen haben, geht es an die Bescherung. So richtig freuen tun sich die Jungs darauf nicht, denn in den letzten Jahren gab es nie besondere Teile. Lieber beschenken sie sich selbst, auch wenn ihre Wünsche nicht ganz so legal sind.
„Jeder bekommt ein Geschenk, wir fangen an mit Flake."
„Muss das sein?", fragt er genervt und setzt seine Brille wieder auf, die er eben noch geputzt hat.
„Ja, muss es. Wir würden gerne mit dir beginnen", der eine Betreuer reicht Flake sein Geschenk, welches in silbernem Geschenkpapier verpackt ist.
Flake packt das Geschenk aus. Darin befindet sich ein Umschlag. Flake ist verwundert. Er nimmt den Umschlag und holt einen DIN A5 Brief daraus. Er liest ihn sich durch.

Lieber Christian,

es tut uns leid, was wir dir in den letzten Jahren angetan haben. Wir haben eingesehen, dass unser Verhalten dir gegenüber und unser Alkoholkonsum nicht richtig waren und haben uns bereits vor einem halben Jahr dazu entschlossen, uns zu ändern. Derzeit sind wir in einer Entzugsklinik, aus der wir dir auch eben diesen Brief geschrieben haben. Denn auch zu Weihnachten dürfen wir nicht gehen. Derzeit schlägt die Therapie gut aus und wir hoffen, dass das auch weiterhin so ist, damit wir uns bald wiedersehen können und dann endlich wieder eine richtige Familie sind.

Wir lieben dich, bis bald.

Mama & Papa

Flake rührt dieser Brief sehr, denn er hat sich nichts mehr gewünscht, als das sich seine Eltern wieder ins Gute verändern. Wenn er es zugibt, dann vermisst er sie doch ganz schön. Die Betreuer sagen ihm noch, dass er ab jetzt regelmäßigen Brief- und Telefonkontakt zu seinen Eltern haben darf, was ihn nur noch mehr freut.

Till darf als nächster sein Geschenk aufmachen und Richard muss sich einen bissigen Kommentar verkneifen. Till nimmt sein Geschenk und packt es aus. In diesem befindet sich ein Buch. Doch es ist nicht irgendein Buch, sondern das letzte Buch, was sein Vater verfasst hat, bevor er gestorben ist. Till wollte es sich immer besorgen, doch er war immer zu stolz, um es wirklich durchzuziehen.
„Vielen Dank", sagt Till mit einem Lächeln und blättert direkt in dem Buch.
„Dieses Buch widme ich meinem Sohn Till" steht auf der ersten Seite und Till muss sich die Tränen verdrücken, so glücklich macht es ihn.

Als Dritter darf Christoph sein Geschenk öffnen. Bei seinem Geschenk handelt es sich um einen Teddybären. Aber es ist nicht nur irgendein Teddybär, sondern der Bär, den er zur Geburt von seiner Großmutter geschenkt bekommen hat. An dem Teddy hängt ein Zettel, handschriftlich geschrieben von eben dieser Oma. Sie bietet ihm darin an, den Kampf um das Sorgerecht neu aufzugreifen, damit er zu seiner Oma ziehen kann. Schon seit langer Zeit herrscht dort ein gerichtlicher Kampf. Das freut ihn sehr und er hofft, dass er bald wirklich zu seiner Oma ziehen kann, auch wenn sie außerhalb von Berlin wohnt.

Paul bekommt ein Geschenk von seiner Schwester, von der er auch schon länger nichts mehr gehört hat. Sie schenkt ihm viele Dinge. Ein neues Shirt, ein Deo-Shampoo Paket, eine neue Mütze und ihre Handynummer, damit er Kontakt mit ihr aufnehmen kann. Seine Schwester wohnt inzwischen in einer eigenen Wohnung und kümmert sich derzeit darum, dass Paul zu ihr ziehen kann und nicht mehr hier wohnen braucht. Auch wenn es nur noch ein Jahr vermutlich wäre, wäre diese Möglichkeit bei seiner Schwester doch viel schöner.

Die Betreuer wählen Olli als Vorletzten aus. Er möchte eigentlich gar nicht sein Geschenk öffnen. Doch da es ein recht kleines Geschenk ist, denkt er sich nichts dabei. Erst, als er es auspackt, bricht er fast in Tränen aus und der glasige Blick ist zurück. In dem Geschenk war eine Schatulle. In eben dieser befinden sich eine Silberkette und zwei Ringe. Die Kette hat seiner Mutter gehört und die Ringe sind die Verlobungsringe seiner Eltern. Zugeschickt wurde das Geschenk von Ollis Tante, die eben diese Dinge aufbewahrt hat, in der Hoffnung, dass es jetzt langsam mit ihm bergauf geht. Sie hätte gerne, dass Olli zu ihr kommt, sobald sie wieder in Deutschland ist. Derzeit lebt sie noch in Australien.
Olli muss sich wirklich die Tränen wegstreichen, weil er so traurig und glücklich gleichzeitig ist. Er muss sich jetzt erst mal wieder beruhigen, bevor er wieder zu anderen Dingen fähig ist.

Richard ist noch übrig, doch da liegt gar kein Geschenk mehr. Richard ist völlig verwirrt, bekommt er denn gar nichts? Er ist schon etwas enttäuscht, da sagt einer der Betreuer zu ihm, dass sie sein Geschenk von draußen holen müssen, es wäre noch im Auto, da es etwas größer sei.
Richard zieht sich also mit an und folgt dem Betreuer dann nach draußen. Es hat geschneit und nur die Straßenlaternen erleuchten die Straße. Erst gehen sie noch zusammen, doch kurz vor dem Parkplatz sagt der Betreuer, dass Richard warten soll. Jetzt ist Richard noch verwirrter, schließlich ging er davon aus, dass er dem Betreuer helfen solle.

Er wartet also, es dauert vielleicht eine Minute oder zwei, da kommt der Betreuer zurück vom Parkplatz. Doch er ist nicht allein, bei ihm ist ein zweiter Mann. Dieser Mann ist etwa 1,85m groß, trägt einen schwarzen Mantel und eine schwarze Wollmütze. Er hat seine Hände zunächst in den Taschen vergraben. Sein Blick ist gen Boden gerichtet. Erst, als er fast vor ihm steht, hebt er den Kopf und sieht den Jungen vor sich an.
„Fröhliche Weihnachten, mein Sohn", es ist sein Vater, der da in Fleisch und Blut vor ihm steht.
„Papa?", Richard steht mit offenem Mund da, er kann gar nicht glauben, dass sein Vater da vor ihm steht.
„Ja, mein Großer", er breitet seine Arme aus und nimmt seinen fast erwachsenen Sohn in den Arm, dieser beginnt zu weinen.
Ganz tief atmet er den Geruch seines Vaters ein. Er ist so glücklich, dass er nach neun Jahren seinen Vater wiederhat. Jede Art der Wut gegen ihn ist wie weggeblasen.
„Was tust du hier?", fragt Richard mit zitternder Stimme.
„Es tut mir so leid, dass ich euch einfach verlassen habe. Ich habe dich so unglaublich vermisst."
„Ich hab dich lieb, Papa."
„Ich dich auch, mein Großer. Jetzt hole ich dich nach Hause", er gibt ihm einen Kuss auf den Kopf und Richard ist glücklicher denn je.

Das ist das beste Weihnachtsgeschenk überhaupt!!

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