Der Rammstein Adventskalender

Türchen 13 - Weihnachtsbrief

Der Rammstein Adventskalender – Türchen 13

Weihnachtsbrief

Lieber Paul,

ich habe lange darüber nachgedacht, wie ich diesen Brief verfassen soll. Ich habe lange gebraucht, bis ich überhaupt den Gedanken daran hatte, diesen Brief überhaupt zu verfassen. Es gibt da ein paar Dinge, die ich dir mitteilen möchte, aber ich kann es nicht persönlich. Dafür fehlt mir der Mut, aber auch mittlerweile die Kraft.

Es gibt da ein paar Dinge, die in der letzten Zeit so in mir vorgehen. Ob es gute oder schlechte Sachen sind, kann ich nach heutigem Standpunkt gar nicht mehr unterscheiden. Es ist nichts mehr einfach, gar nichts mehr. Eigentlich ist es ziemlich beschissen von mir, dass dieser Brief quasi dein Weihnachtsgeschenk ist, aber ich kann nicht anders. Es tut mir leid. Meine Gefühle und Gedanken drehen sich derzeit im Kreis und es schwächt mich mehr und mehr. Meine Sitmmungsschwankungen hast du ja bereits bemerkt, aber ich konnte dir ja keine Antwort geben, warum ich so bin.

„Es ist alles in Ordnung", lautete meine Antwort, es ist noch gar nicht so lange her.

Weißt du, grade im Bezug zu dir hat sich einiges bei mir verändert. Schon immer hatte ich dieses warme Gefühl oder das Kribbeln im Bauch, wenn du bei mir warst. Das war wirklich von Anfang an so, als ich dich bei Till das erste Mal gesehen habe. Ich wusste aber auch von Anfang an, dass du nicht das Gleiche für mich empfindest. Also habe ich versucht, mich von meinen Gedanken und Gefühlen abzulenken. Ich stürzte mich in „Beziehungen" und Affären, um von dir wegzukommen. Jetzt weißt du auch, warum das nie lange mit den Frauen gehalten hat. Gut, meine Bisexualität ist bekannt, aber als bekannte Persönlichkeit ist das nun mal etwas schwierig. Außerdem bist du der einzig wahre Mann für mich. Mein Traummann.

Jetzt weißt du, was mein Hauptproblem ist. Ich bin in dich verliebt, dass seit Jahren und es schmerzt von Jahr zu Jahr mehr. Nein, nicht nur von Jahr zu Jahr. Von Monat zu Monat, von Tag zu Tag, von Stunde zu Stunde. Auch jetzt in diesem Moment schmerzen meine Brust und mein Herz wieder so sehr, dass mir davon schon schwindelig wird.

Leider sind in der letzten Zeit auch vermehrt andere Probleme dazu gekommen. Ich leide unter einer ziemlichen Schreibflaute, ich bin nur noch müde, habe zu nichts mehr Lust. Ich habe viel Stress innerhalb der Familie (mit meinen Kindern und Margy). Es geht mir einfach echt nicht gut im Moment. Ja, ich weiß, ich hätte zu dir kommen können. Sonst habe ich das ja auch immer getan. Aber da du nun mal mein Hauptproblem bist, konnte ich das nicht. Bei den anderen Dingen hättest du mir sowieso nicht helfen können. Niemand kann mir helfen, verstehst du?

Langsam, aber sicher, ertrinke ich in meinen Gedanken und vor allem in meinen Sorgen. Ich kann einfach nicht mehr. Nein, ich habe nicht das vor, was du jetzt vermutlich denkst. Zumindest noch nicht. Aber ich habe dir etwas Wichtiges zu sagen.

Ich werde dich verlassen. Vielleicht für eine bestimmte Zeit, vielleicht für immer. Das kann, will und werde ich jetzt nicht entscheiden. Je nach dem, wie es mir geht, werde ich zurückkommen. Ich werde euch auch nicht sagen, wo ich hingehe. Ich weiß es ja selbst noch nicht mal wirklich. Aber sollte ich irgendwas in die negative Richtung vorhabe, dann werdet ihr alle es erfahren, versprochen! Ich möchte nur erst mal meinen Kopf freikriegen oder wenigstens über alle meine Probleme in Ruhe nachdenken. Ich hoffe doch, dass du mich verstehst.

Ich habe mir immer eine Zukunft mit dir vorgestellt und ausgemalt, doch mir war immer klar, dass das völliger Blödsinn ist und niemals wahr werden wird. Hätte ich dir was davon gesagt, hätte ich dich sowieso als besten Freund verloren. Das hätte ich nicht ertragen. Lieber verlasse ich dich so, denn wenn es von mir kommt, tut es mir weniger weh und noch ein Schicksalsschlag hätte mir nicht gutgetan.

Paul? Ich liebe dich. Bitte sei nicht böse auf mich. Ich werde immer an dich denken, danke für die schöne Zeit.

Frohe Weihnachten.