9. Kapitel

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Immer noch überrascht stand ich mit dem Rücken zu Tür und blickte Loucia geschockt an.
Abgesehen von der Tatsache, dass sie in meinen Sachen herumgeschnüffelt hatte, wurde sie tatsächlich von mir unterschätzt, was mir gleich ein anderes Bild von ihr verschaffte. Es war nicht so, dass ich dachte meine Cousine wär dumm, jedoch hatte ich nicht damit gerechnet, dass überhaupt irgendjemand dieses Rätsel lösen konnte.

Außerdem hätte ich mir auch schon denken können, dass Loucia es findet. Warscheinlich hat sie davor auch schon davon gewusst. Schließlich ist sie ja auch die Enkelin von meiner Großmutter.

Diese unterbrach jedoch ihr triumphierendes Lächeln als sie meine Verwunderung bemerkte. ,,Großmutter hat mir vor einiger Zeit so etwas ähnliches geschickt. Ich hab mir schon gedacht, dass nicht nur ich etwas bekommen hab und als du das Buch zurück haben wolltest wurde meine Neugierde geweckt".

Sofort hielt ich inne. Sie hatte auch etwas von Großmutter? Augenblicklich fragte ich mich ob sie auch von den Geschichten mit den Wölfen bescheid wusste.

,,Es ist eine kleine Schachtel. Aber darum kümmern wir uns später",sie nahm sich wieder das Tagebuch und strich ihre schwarzen Haare hinter das Ohr.

Sie schaute mich an um mir zu signalisieren, dass ich zusehen musste. ,,Du siehst das Zeichen da oder?"

Ich nickte ihr zu als ich die eigenartige Reihenfolge von Nummern und Zeichen entdeckte:
123 --> ___ ---> !

,,Du hast bestimmt bemerkt, dass einige Buchstaben dicker geschrieben sind und einige unterstrichen worden"schon wieder nickte ich.

,,Wir müssen nur alle dickeren Buchstaben aufschreiben, dannach die unterstrichenen und dann",sie zeigte auf das Ausrufezeichen ,,bekommen wir die Lösung".

,,Na dann",ich stand auf und lief zu meinem Tisch, wo ich einen Stift und ein Blatt rausholte ,,worauf warten wir noch?". Obwohl ich endlich erfahren wollte was dahintersteckte ahnte ich böses. Komischerweise fing ich an Schnee zu riechen.
Ich konnte den Geruch nicht beschreiben, ich wusste nichtmal, dass man Schnee riechen konnte. Dennoch konnte ich den Geruch zuordnen.

Ich ließ mich neben sie auf den Boden fallen und setzte meinen Stift zum Schreiben an. Woher wusste ich wie Schnee riecht? Ich war noch immer verwirrt.

,,Ein G"schnell schrieb ich es auf ehe sie weiter lesen würde und ich weiter an dumme Sachen wie den Geruch von Schnee denken würde.

,,E"

...

,,Und noch das R",ich schrieb den letzten Buchstaben auch noch auf, bevor ich mir die zwei Wörter anschaute die sich nach einiger Zeit nun auf dem Blatt Papier befanden.
Geheim. Gefahr.

,,Nun jetzt die unterstrichenen". Irgendwie wurde mir so langsam immer kälter.

,,W,E,R",ich kam kaum mit, so schnell laß sie.

,,W",wir hörten ein Klopfen, welches jedoch nicht von der Tür sondern vom Fenster kam. Da die Vorhänge davor waren sahen wir nichts und schauten uns an.
,,Was war das?",nun merkte ich auch Loucia leichtes Unbehagen an.
,,Wahrscheinlich nur ein Baum",obwohl ich selber nicht daran glaubte versuchte ich uns beide zu beruhigen. Vor meinem Fenster steht doch garkein Baum?
Mein Blick glitt noch einmal zum Fenster, welches, wie ich nun feststellte, geschlossen war.
Warum fühlte es sich dann an wie als würde ich fast erfrieren.

,,O", jetzt hörte es sich an als ob etwas gegen das Fenster geworfen worden war.
Ich sah, dass Lou es auch merkte, jedoch ging keiner von uns darauf ein. Ich war mir nicht sicher ob aus Neugierde von dem restlichen Buchstaben oder einfach weil wir beide Angst hatten. Vielleicht verursachte das auch das Gefühl von ungeheurer Kälte. Das musste es sein.

,,L", nachdem man jetzt ein Heulen hören konnte kriegten wir beide eine furchtbare Gänsehaut. Loucia hatte schon beim letzten Buchstaben angefangen zu stottern.

,,F",nun ging mein Fenster abrupt auf und die Vorhänge flogen beiseite. Wir beide standen schnell auf, ohne das Buch und das Blatt fallen zu lassen und liefen zum Fenster.

Blaue Augen starrten mich vom Gebüsch aus an. Die Augen des Wolfes, welche ich heute zuletzt gesehen hatte.

Erschrocken stolperten wir zurück und landeten unsanft auf dem Holzboden. Ein Blick auf mein Blatt und mein gesammter Körper wurde von einem Schauder und Gänsehaut überschüttet. Kälte.
'Werwolf'
Verängstigt und mit weit aufgerissenen Augen schaute Loucia mich an. Ich jedoch merkte nurnoch wie ich in einem dunkeln Loch versank. Das letzte was ich spürte war einsame Kälte.
Nichts als Kälte.

Like a wolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt