10. Gefühlschaos

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Nach zwei Stunden hatten sie es tatsächlich geschafft genau fünf Seiten zu übersetzten. Zu Harrys Pech hatte Malfoy wirklich mit seinen Lateinkünsten übertrieben. Er griff beinahe so häufig nach dem Wörterbuch wie er selbst. Außerdem war das Buch verzaubert. Auch wenn es nur so dick, wie ein Notizbuch schien, hatte es wahrscheinlich den Seitenumfang eines Romans.

Leider waren diese fünf Seiten auch nicht besonders Ausschlussreich und Harry zweifelte, ob es wirklich Corringwoods Tagebuch war. Vielleicht war es nur von einem Bewunderer geschrieben worden, das war zumindest eine logischere Erklärung. In den Seiten beschwerte sich der Verfasser nur darüber, dass seine jüngere Schwester mehr erben würde. Zwei weitere Seiten waren mit Beleidigungen gegenüber seinen toten Eltern gefüllt und Harry war kurz davor gewesen das Buch vom Astronomieturm zu werfen. Seinen Freitagabend hätte er besser nutzen können, als über einen Erbschaftstreit zu lesen. Er hatte etwas spannenderes, geheimnisvolleres erwartet und war enttäuscht. Trotzdem hatten er und Malfoy für den nächsten Freitag ein weiteres Treffen geplant. Kurz hatte Harry überlegt, ob sie nicht einfach während der Strafarbeit weiter machen sollten, doch den Gedanken hatte er schnell fallen gelassen. Wenn sie nicht ordentlich arbeiteten, würde Snape sie sicher nicht entlassen.

"Hoffentlich werden die nächsten Seiten nicht genauso so ein Reinfall" sagte Harry als er neben Malfoy, die Treppe vom Turm hinunterging.
"Nicht was du erwartet hast?" fragte Malfoy spöttisch.
"Nicht wirklich."
"Ich denke die nächsten Seiten werden interessanter" verkündigte Malfoy selbstsicher.
"Woher willst du das wissen? fragte er skeptisch. Innerlich bereitete Harry sich schon für weitere langweilige Seiten vor.
"Das sagt mir mein hervorragendes inneres Auge."
Harry dachte er an die Stunde in Wahrsagen zurück, als sie sich gegenseitig den Tod vorausgesagt hatten. Es war nur wenige Wochen her, doch viel schien sich verändert zu haben.
"Ich hab mir noch nicht das Genick gebrochen. Vertrau also nicht zu stark auf deine Fähigkeiten" erwiderte Harry.
Malfoy zuckte nur mit den Schultern und nickte ihm kurz zu, als ihre Wege sich trennten.

Mit schweren Schritten, ging Harry die endlos wirkende Gänge entlang. Jetzt musste er sich endlich mit Ron und Hermine aussprechen. Sie waren immerhin seine besten Freunde. Es hatte ihn verletzt, dass sie etwas vor ihm geheim gehalten hatten, doch irgendwie verstand er sie auch. Es würde sich nun einiges ändern. Sie waren seit ihrem ersten Jahr auf Hogwarts unzertrennlich und nun würden seine besten Freunde anfangen mehr Zeit, ohne ihn zu verbringen.

Das Abendessen hatte er verpasst. Also hoffte er sie im Gemeinschaftsraum anzutreffen. Und zu seinem Glück saß Ron neben Seamus und spielte Zaubererschach. Es war Ron Lieblingsspiel, was vor allem daran lag, dass er fast immer gewann.
Als er Harry sah, stellte er seine Figur ab und kam auf ihn zu.
"Was war bei dir los? Du bist beim Essen total ausgerastet" sagte Ron und Harry ärgerte sich über seine Wortwahl. Er war nicht total ausgerastet. Es war ihm einfach alles zu viel geworden.
"Ich glaub wir sollten reden. Weißt du wo Hermine ist?"
"Sie ist in den Schlafsaal gegangen. Ich kann Parvati fragen, ob sie sie holt." antworte Ron zögerlich. Er schien zu wissen, worum es ihn dem Gespräch gehen wird und betrachtete seine Füße.
Harry stimmt zu und nach einigen Minuten, stand eine müde wirkende Hermine vor ihnen.
"Ist alles wieder in Ordnung?" fragte sie und schien besorgt um ihn.
"Warum habt ihr mir nicht erzählt, dass ihr zusammen seid?' fragte er gerade heraus, ohne auf Hermines Frage einzugehen.
Sie sah ihn mit geöffneten Mund an, was ziemlich untypisch für sie war.
"Was, woher-„ stammelte sie.
"Ich hab euch gesehen" log Harry. Das eigentlich Malfoy, die beiden erwischt hatte, musste er ihnen nicht unter die Nase reiben.
"Ich dachte ihr wärt sauer auf mich" fügte Harry hinzu, um das schweigen zu brechen. Die letzten Wochen waren hart für ihn gewesen.
"Tut mir leid Harry" sagte Hermine und legte ihm eine Hand auf die Schultern.
"Wir wollten es dir wirklich sagen. Aber wir sind so lange befreundet und wollten nicht das es komisch für dich wird" sagte Ron.
"Es ist komisch. Aber es ist mir lieber als, wenn ihr nicht mit mir redet."

how soon is now | drarryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt