Kapitel 3: Wie wir im Krankenhaus landeten

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-WINCENTS SICHT-

"Woah Wincent, was ist denn mit Jenny los?", Octa und Torben gingen auf mich zu. "Wo ist sie hin?", fragte ich sie. "Keine Ahnung. Sie ist einfach los gerannt. Sie sah ziemlich verstört aus. Hast du was angestellt?", fragte Torben. Ich musste ihr nach. Aber Berlin ist groß, wie sollte ich sie nur finden? "Ich hab sie grade angerufen, aber sie geht nicht ran.", Lucas kam aus dem Plattenladen heraus. Na toll- und jetzt?! Ich spürte Verzweiflung in mir aufsteigen- hatte ich sie zu sehr unter Druck gesetzt? War ich zu schnell gewesen? Ich machte mir wirklich Vorwürfe. "Wir finden sie wieder. Weit weg kann sie nicht sein.", Lucas legte mir eine Hand auf die Schulter und sah mich ernst an. "Das ist meine Schuld... ich geh sie suchen", Octa und Torben waren total verwirrt, aber ich lief schon los, um Jenny zu suchen. Sie kann doch nicht weit sein, oder? Octa rief mich an. "Was ist?" - "Lucas hat ihren Standort auf Snapchat gefunden. Ich schick ihn dir eben." Als die Nachricht bei mir ankam öffnete ich sofort Google Maps- so weit ist sie gelaufen? Und Das nur wegen mir? Ich war so ein Trottel!

Ich wusste nicht wie lange ich schon zu Jenny lief, aber es wurde langsam dunkel. Gerade als ich in den Park einbog sah ich wie Jenny von einer der Bänke aufstand und in die entgegengesetzte Richtung gehen wollte: "Jenny! Bitte warte! " Sie drehte sich um, dann stand ich endlich vor ihr. "Ich...es tut mir leid...", ich versuchte ihre Hand zu nehmen, aber sie zog sie weg. "Wi-", sie räusperte sich, "Wincent bitte lass mich einfach...ich möchte nach Hause...", sie sah mich betrübt an und ich ließ die Schultern hängen. "Lass mich dich wenigstens zurück zum Auto bringen und nach Hause fahren.", mein Ton war fast schon bittend und zum Glück nickte sie nach kurzem Zögern. Schweigend gingen wir nebeneinander her, bis zurück zum Plattenladen, wo Octa und Torben auf uns warteten. Sie lief ohne ein weiteres Wort zum Auto. „Was hat sie denn?", fragte Octa mich leise. "Ich hab versucht sie zu küssen." - "DU HAST WAS?", Torben und Octa blieben stehen und sahen mich an als wäre ich ein Gespenst. "Schreit doch nicht so..." - "Junge sag mal tickst du noch ganz richtig? Du kennst sie grad mal... seit heute", Torben war völlig fassungslos. "Können wir jetzt..." fragte in diesem Moment Jenny. "Wir kommen.", rief ich ihr zu. Die Fahrt zu Jenny dauerte eine Weile, in der allerdings keiner etwas sagte, nur das Radio dudelte leise vor sich hin. Als wir vor ihrer Haustür hielten schnallte sie sich sofort ab und öffnete die Tür. Kurz zögerte sie noch einmal und meinte dann an Octa und Torben gewandt: "Danke fürs Heimbringen und so..." Dann wandte sie sich ab und ließ die Tür hinter sich zu fallen. Ich beobachtete wie sie klingelte und ihre Mutter kurz darauf die Tür öffnete, dann fuhr Torben los.

"Junge das hast du ganz schön verkackt", sagte Octa dann in die Stille hinein. "Ich weiß", murmelte ich und sah aus dem Fenster. "War vielleicht ein bisschen voreilig, hm?", fragte Torben. "Leute... hört einfach auf darüber zu reden...", sagte ich schließlich. Es war mir unangenehm und ich wollte es einfach vergessen, Jenny würde mir das nie verzeihen. Sie dachte bestimmt ich wäre ein absoluter Vollidiot! Ich seufzte laut. "Hast du dich in sie verknallt?", fragte Octa nach einer Weile. "Oh mein Gott, hast du?", sagte Torben nachdem ich nichts darauf antwortete. "Wie krass... so schnell?" Torben und Octa kriegten sich gar nicht mehr ein. Sie fanden es mehr als amüsant. Ich richtete meinen Blick nach draußen und sah den Lichtern Berlins beim Vorbeiziehen zu. Hatte ich mich wirklich in Jenny verknallt? Nach nur einem Tag? Ein paar Stunden Bekanntschaft? Andererseits glaubte ich schon irgendwie an Liebe auf den ersten Blick und als sie heute Morgen so vor mir gestanden und verzweifelt versucht hatte die Tür zu öffnen... sie war mir einfach sofort aufgefallen und in Erinnerung geblieben. Als der Matthes sie dann so angemault hatte heute war ich fast sauer geworden. Was nahm er sich auch raus? Jedenfalls war ich irgendwie trotzdem froh das mit Torben und dem Kameraverleih so eingefädelt und Zeit mit Jenny verbracht zu haben, sie war ein tolles Mädchen und vielleicht war ja auch noch gar nicht alles verloren, vielleicht war sie nicht allzu sauer und würde mir verzeihen, dass ich mich so idiotisch verhalten hatte.

-JENNYS SICHT-

Am nächsten Morgen begegnete ich zu meinem Glück Niemandem bis ich an meinem Schreibtisch ankam. "Na wie wars gestern mit Torben?", fragte mich Patty ohne jede Begrüßung. "Ganz okay.", ich wollte wirklich nicht darüber reden. "Wenn du über den... Vorfall reden willst, Torben hat kurz sowas erzählt, wir kennen uns zwar jetzt nicht so lange, aber naja ich hör trotzdem gern zu." – so viel dann dazu. "Hm das ist lieb, aber eher nicht. Gibt eigentlich ja auch gar nicht viel zu bereden...", ich widmete mich meinen Mails: eine von Herrn Matthes mit meinen Aufgaben für heute. Da er heute nicht im Haus war sollte ich einfach Patty zur Hand gehen und erst mittags mit Torben zu einem Videodreh aufbrechen. Die nächste Mail war von Torben, der mir genau erklärte wo und wann wir uns treffen würden. Der letzte Satz seiner Mail zog mich dann wieder runter "Wir drehen heute ein Video für Wincent. Hoffe das ist kein Problem für dich." War es ein Problem für mich?

Es war ein Problem für mich. Mit Wincent? Was sollte ich ihm sagen? Was würde er mir sagen? Würde er überhaupt noch mit mir reden? Will ich das? Eigentlich war ich immer noch sauer auf ihn. "Jenny?", fragte Patty, weil ich wohl nur stumm auf meinen Bildschirm gestarrt hatte. "Hm?" - „Ich hab gefragt, ob der Videodreh heute dann klar geht.", skeptisch zog Patty eine Augenbraue hoch. „Achso...ja. Ist kein Problem für mich." Genau das schrieb ich auch in die Mail für Torben und machte mich dann auf den Weg zum Coffeeshop. Ich brauchte etwas Starkes, doch im Aufzug stand kein geringerer als Wincent. Fünf Minuten Aufzugfahrt mit Wincent- super. "Hey...", ich nickte ihm nur zu, ich konnte meiner Stimme nicht trauen. Kurz standen wir schweigend nebeneinander, dann räusperte Wincent sich: "Jenny, es tut mir leid was gestern passiert ist. Ich war zu voreilig und ja keine Ahnung, das kam so über mich..." Ein wenig hilflos sah er mich an. Ich senkte meinen Blick. Was wollte er hören? "Jenny?", er hatte zwei Schritte auf mich zu gemacht. Ich drehte mich zu ihm und auf einmal waren wir uns wieder so nah. So verdammt nah. Doch ich konnte nichts tun als ihm in die Augen zu schauen und die intensive Farbe zu bewundern- ich verlor mich völlig im Moment, bis der Aufzug ein leises "Pling" von sich gab und wir uns ruckartig auseinander bewegten. Wir gingen aus dem Aufzug und ich bemerkte wieder die angespannte Stimmung zwischen uns. Es war einfach unangenehm. "Holst du dir auch einen Kaffee?", fragte er schließlich. "Ja...", ich sah ihn an. Er lächelte leicht. "Es tut mir wirklich leid..." flüsterte er. "Mir auch..." er sah mich an, aber ich sagte nichts weiter. Wir sahen uns einfach nur an und liefen Richtung Coffeeshop. Da hörte ich plötzlich ein dumpfes "PONG" und blieb stehen. Wincent war gegen einen Laternenpfosten gelaufen und lag jetzt am Boden. "Oh mein Gott! Wincent!"

Das Praktikum - Wincent Weiss FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt