Kapitel 12: Wie Wincent den Tag rettete

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-JENNYS SICHT-

Moment, was?! Ich riss die Augen auf. Ich wich zurück. Wincents Hände verließen langsam meine Wangen. Ich sah ihn an, sein Blick brach mir das Herz, verwundert, enttäuscht, vielleicht sogar verletzt. Aber was sollte ich tun? Das ging mir zu schnell. Liebe. So ein großes Wort. Wie kann er das so einfach hinausposaunen? Er sah mich weiter an, man konnte regelrecht die Fragezeichen in seinem Gesicht erkennen. Ich sah kurz auf den Boden und griff nach seiner Hand, um ihm meine Gedanken zu erklären, doch er ging einen Schritt zurück. Ich sah ihn an. "Soll das jetzt Bestrafung sein? Keine Antwort? Schweigen? Weil ich Chantal kenne?", fragte er vorwurfsvoll. "Was? Nein! Wie kommst du denn jetzt darauf? Wincent..." - "Nein, lass gut sein, ich hab schon verstanden!" Genau in dem Moment klingelte es. Natoll. Wincent konnte gar nicht schnell genug aus dem Wohnzimmer verschwinden. Ich hörte wie er mit dem Pizzaboten redete, wie dieser nach einem Selfie fragte und schließlich wie Wincent zurück ins Wohnzimmer kam. Ich stand immer noch an derselben Stelle. Meine Gedanken rasten- wie war das alles jetzt schon wieder passiert? Was lief eigentlich falsch bei uns? "Stop.", ich hatte nicht realisiert, dass ich laut gesprochen hatte bis Wincent mich ansah- wie er da so stand mit den beiden Pizzakartons in der Hand und einem verwirrten, nach wie vor verletzten Blick. "So geht es nicht weiter. Wincent, wir können uns nicht bei jeder Kleinigkeit streiten. Ist das alles mit Octa nicht genug Drama? Ich hab dich verdammt gern und ich verspreche dir, wenn du uns ein bisschen mehr Zeit gibst werde ich so reagieren wie du dir das gerade wünscht, aber jetzt in diesem Moment...vertraust du mir?", ich sah ihn fest an. Er nickte. "Ich weiß, dass das mit Chantal keine Bedeutung mehr hat. Ich verstehe, dass das dein Job ist und wenn dazu gehört, dass du sie küsst, dann...ist das okay für mich. Denn ich habe etwas was sie nie haben wird."

Wincent sah mich neugierig an. "Ich habe diese drei Worte. Und glaub mir das ist mir nicht egal. Ich bin überfordert und mir geht das alles irgendwie einfach ein bisschen zu schnell, aber das ist okay. Das sind anscheinend wir. Und solange ich weiß, dass dieses wir nicht einfach wieder verschwindet ist es okay." Ich brabbelte irgendeinen Quatsch, ehrlich sowas war ich nicht gewohnt von mir. Wincent hatte sich kein Stück bewegt, wir sahen uns nach wie vor einfach an. Dann nickte er, stellte die Kartons auf den kleinen Couchtisch und kam zwei Schritte auf mich zu. Noch einmal sahen wir uns tief in die Augen und dann nahm er mich einfach in den Arm. "Wir kriegen das hin Jenny. Das und alles was noch kommt." Und so standen wir einen Weile da; ich in seinen Armen und umgeben von diesem Duft nach einfach nur Wincent. "Danke!", murmelte ich dann schließlich. "Für was?", fragte er mich. "Dafür, dass du mich verstehst und mir Zeit gibst. Das bedeutet mir wirklich viel!" Er drückte mich nochmal fest und küsste dann meine Schläfe. "Wir müssen nur besser miteinander kommunizieren glaube ich. Dann können wir das schaffen."

Am nächsten Tag ging alles drunter und drüber, Wincents Wecker klingelte um halb 3, im Prinzip mitten in der Nacht. Wach war ich sicherlich nicht. Er auch nicht. Ich machte uns Kaffee, während Wincent duschte. Ich war erstaunt, als wir pünktlich am Set ankamen. Es war ziemlich kalt und meine Motivation war so gut wie nicht vorhanden. "Jenny! Wincent! Ihr seid ja schon da! Klasse! Darf ich euch vorstellen? Chantal! Wincent, ihr kennt euch doch noch, oder? Sie war mal meine Sekretärin! Erinnerst du dich?" Wincent nickte, legte seinen Arm um mich und sagte: "Klar, wie könnte ich sie vergessen. Chantal, darf ich dir Jenny vorstellen? Meine Freundin, also meine echte..." Er zwinkerte ihr zu und küsste dann meine Wange. "Ach Gott das ist ja niedlich!", gackerte Chantal da und zog Wincent demonstrativ in eine Umarmung. Überrumpelt stolperte er einen Schritt nach vorne und zog mich fast mit. Ich konnte nur die Augen verdrehen- genauso hatte ich mir Chantal vorgestellt. Als sie sich von Wincent löste setzte sie wieder ihr schrecklich unechtes Lächeln auf: "Winnie wir zwei werden heute so viel Spaß haben, ich freue mich ja so über diese Chance!" Sie ergriff Wincents Arm und zog ihn hinter sich her. Er schaute mich über seine Schulter entschuldigend an- sie ließ ihm auch wirklich keine andere Wahl. Ich seufzte nur- was für ein toller Start in den Tag- und machte mich dann auf den Weg zu Torben, der mit mir die Shotlist für heute durchging und noch ein paar Kommentare zu den einzelnen Szenen verlauten ließ.

Das Praktikum - Wincent Weiss FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt