30.Kapitel

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Gwendolyn

Ich warte jetzt seit zwanzig Minuten auf Gideon. Endlich höre ich seine Stimme durch das geöffnete Fenster. Er kommt hinauf. Leslie sitzt auf meinem Bett und liest in Margrets Tagebuch. „Hallo Ms. Shepard.“ Begrüßt mich Gideon und gibt mir einen Kuss. „Hier Gwenny, der 25.Dezember 1917. Scheint ein ruhiger Tag gewesen zu sein.“ Sagt Leslie. „Was habt ihr vor?“ fragt er Misstrauisch. „Wir besuchen Lady Tilney, Lucy und Paul.“ Sage ich und gehe zu meinem Schrank. „Ich habe die Anleitung gestern Abend noch studiert. Man muss nur an einem Rädchen drehen und auf die Anzahl der Stunden drehen, die man in dem Jahr verbringen will.“ Ich hole die Tasche aus seinem Versteck. „Wehe du gehst petzen.“ Warnt ich  Leslie. In diesem Moment klettert Raphael durch mein Fenster. „Entschuldigt die Verspätung.“ Sagt er und dreht sich zu uns um. „Na ganz toll.“ Murmelt er. „Rapha.“ Zischt Leslie drohend. Gideon nimmt mir die Tasche aus der Hand. „Also los.“ Sagt Raphael und klettert wieder aus dem Fenster, dann Leslie. Gideon hält mich zurück und küsst mich. „Ich habe dich wahnsinnig vermisst.“ Flüstert er. Ich lächle ihn an und klettre dann aus meinem Fenster. Raphael hilft mir unten. Gideon kommt als letzter. „Und jetzt wollen wir auf der Straße springen?“ fragt er. „Nein komm einfach mit.“ Sage ich und nehme seine Hand. Hinter uns laufen Leslie und Raphael. Wir gehen zu Lucys und Pauls Wohnung. Dort schließe ich die Tür auf. Leslie macht ihre Taschenlampe an. „Warum macht ihr kein Licht an?“ fragt Gideon. Leslie und ich gehen ins Schlafzimmer. „Hier.“ Sage ich und öffne den Kleiderschrank. Ich werfe Gideon einen Anzug zu und hole eines von Lucys Winterkleidern raus. Es ist blau und aus dickem Stoff. „Ok stopp, Gwendolyn was hast du vor?“ fragt Gideon. „Wir machen einen Besuch. Ich will endlich wissen was los ist.“ sage ich und Raphael und Leslie ziehen sich brav ins Wohnzimmer zurück. Ich zieh das Kleid an. Gideon beobachtet mich still, dann hilft er mir bei den Knöpfen und zieht sich selbst auch an. „Leslie stellt Datum und Stunden ein.“ Sage ich zu ihm. Während ich mir meine Haare hochstecke und mit einer von der herumliegenden Klammern sichere. Gideon ist inzwischen angezogen. „Vertraust du mir?“ frage ich ihn plötzlich. „Ja Gwen ich vertraue dir.“ Sagt er und wir Küssen uns. „Gwenny. Komm.“ Reist und Leslie aus unserem Kuss. Ich gehe zuerst. Gideon folgt mir mit einem Zylinder und einem Spazierstock. „Ihr landet um 12 Uhr mittags.“ Sagt Leslie und ich lege meinen Finger in das Fach unter dem Rubin. Kurz darauf lande ich im Jahre 1917 und stoße mir den Kopf an. Gideon landet, wie immer Elegant neben mir. „Fröhliche Weihnachten 1917, Ms. Shepard.“ Grinst er. „Ihnen auch Mr. De Villiers.“ Grinse ich zurück und er gibt mir einen Kuss. „Wir haben vier Stunden um die Beiden zu finden.“ Sagt er und wir verlassen die Wohnung. Draußen liegt Schnee. „Darf ich bitten?“ fragt Gideon und hält mir seinen Arm hin. „Sie dürfen Mr. De Villiers.“ Sage ich und hacke mich bei ihm ein. „Wohin?“ fragt er. „Zu Lady Tilney?“ frage ich ihn. „Ja.“ Sagt er und winkt ein Taxi heran, bzw. ein Automobil. Wir steigen aus und eine Viertelstunde später hält das Automobil vor dem Anwesen der Tilneys. „Bereit?“ fragt Gideon und hält mir seine Hand hin. „Bereit wenn du es bist.“ Antworte ich und greife seine Hand. Wir klingeln und der Butler öffnet uns die Tür. „Wir möchten zu Lady Tilney.“ Sagt Gideon und der Butler führt uns in den Saloon. „Nein was für ein wunderschöner Weihnachtsbesuch.“ Ruft Lady Tilney als sie uns sieht. „Fröhlich Weihnachten.“ Sage ich höfflich. „Dir auch meine Liebe. Da werden sich die Beiden aber freuen.“ Sagt Lady Tilney und wir setzten uns auf das Sofa. Da fällt mir die Wiege auf. Lady Tilney hat meinen Blick bemerkt. „Hat man euch nicht erzählt, dass ich dieses Jahr eine Tochter bekomme habe?“ fragt sie und geht zu der Wiege. „Das wussten wir nicht, herzlichen Glückwunsch.“ Sage ich und Lady Tilney lächelt. Unten hört man die Tür. „Margret? Wir sind da?“ kommt Pauls Stimme von der Tür. „Um Himmelswillen Paul, macht die Tür zu und seid Leise. Die Beiden schlafen endlich.“ Sagt Lady Tilney und kurz darauf betritt Paul den Saloon. „Lucy.“ sagt er und sieht mich an als sei ich verschwunden gewesen. „Was ist denn Paul? Gwendolyn.“ Sagt sie bevor Paul ihr sagen kann was los ist. Sie drückt mich fest an sich. Von oben kommt ein Babyschrei. „Ich geh schon.“ Sagt Lady Tilney und verschwindet samt ihrer Tochter nach oben. „Was ist hier los? Warum habt ihr den Chronograf verstellt, so das ihr für Jahre in der Vergangenheit bleiben könnt?“ frage ich sie. „Um dich zu beschützen, wie oft müssen wir es dir klarmachen.“ Sagt Lucy. „Lucy, es hat kein Sinn, sage es ihr.“ Sagt Paul. „Was?“ frage ich. „Der Graf will dich, weil du… weil du besonders bist, weil….“ Lucy holt tief Luft. „Weil du unsere Tochter bist.“ Beendet sie ihren Satz. Wie bitte, war dass ihr ernst gewesen? „Wir sind nicht wirklich in die Vergangenheit geflohen, wir haben immer gehofft, es würde sich alles zum Guten wenden und wir könnten dich doch noch Großziehen. Dass Desaster siehst du ja.“ Sagt Paul und setzt sich auf das andere Sofa. Ich spüre wie sich meine Augen mit Tränen füllen. Mein ganzes Leben ist eine Lüge. Gideon spürt es und drückt meine Hand. „Gwen bitte du musst uns verstehen, wir konnten nicht zulassen dass er dich bekommt.“ sagt Paul und ich weiß nicht warum, aber seine Stimme klingt auf einmal so vertraut. Lucy laufen jetzt Tränen über die Wangen: „Weiß du wie weh es getan hat, ich habe mehr als zehn Jahre in der Vergangenheit gebraucht um hinüber hinweg zukommen. Es hat so wehgetan.“ Schluchzt sie und Paul legt seine Arme um sie. Jetzt laufen auch mir die Tränen herunter. „Wann wolltet ihr es mir sagen?“ frage ich. „Grace wollte es dir zusammen mit Nicolas und Grandpa sagen. Aber sie hat den Mut verloren, nachdem Nicolas gestorben war. Sie hatte Angst, genauso wie wir.“ Sagt Paul und streichelt Lucy. „Bitte Gwen, verurteile unser Handeln nicht. Wir haben keine andere Möglichkeit gehabt. In jedem Land hätten uns die Wächter gefunden und dich mit.“ Sagt Paul seine Stimme ist am Brechen. „Mama.“ Schreit jemand von oben. „ja.“ Höre ich Lady Tilney. „Mamaaaaa.“ Dann ist es ruhig. „Als wir von dir erfahren haben, haben wir uns überlegt, welches Wort du wohl als erstes kannst.“ Sagt Paul und auf seinen Lippen liegt ein seliges Lächeln. „Stimmt. Wir haben uns so gefreut und dann haben wir das mit dem Grafen herausgefunden. ich habe Tagelang geweint.“ Sagt Lucy. „Ich störe nur ungern aber Gwen und ich springen gleich zurück.“ Sagt Gideon doch da bin ich auch schon wieder in der Gegenwart. Jetzt lasse ich meinen Tränen freien Lauf und heule aus Leibeskräften. Ich spüre Gideons starke Arme die mich festhalten. Mein ganzes Leben, eine Lüge. Meine Mum ist nicht meine Mum, sondern meine Großtante. Ausgerechnet Onkel Harry ist mein Großvater. „Gwen wir sollten zurück. Leslie und Raphael mach sich sicher schon Sorgen.“ Sagt er und kramt sein Handy aus der Tasche. „Rapha,… ja uns geht es gut. Wir treffen uns vor Gwens Fenster.“ Er legt auf. Dann legt er den Arm um meine Taille und wir nehmen ein Taxi nach Hause. Vor der Haustür stehen Raphael und Leslie, Raphael hat den Chronograf auf seiner Schulter. „Meine Güte, wir haben uns schon Sorgen gemacht.“ Sagt Leslie und umarmt mich. „ was ist passiert?“ fragt sie als sie meine Schwarzen Ringe sieht. „Mein ganzes Leben ist eine Lüge. Grace ist nicht meine Mutter und Nicolas nicht mein Dad. Lucy und Paul sind meine Eltern und sie haben mich hier zurückgelassen.“ Schluchzte ich. „Ich bring dich hoch.“ Sagt Gideon zu mir. „Geht schon mal vor.“ Sagt er zu Raphael. Ich verabschiede mich von den Beiden und Gideon zieht mich in mein Zimmer. Ich kann nur staunen welche Kraft in seinen Armen steckt. Ich hätte es nicht hoch geschafft. Ich streife mir das Kleid vom Leib und lasse mich auf mein Bett fallen. Gideon reicht mir mein Nachthemd. „Gideon, kannst du hier bleiben?“ frage ich ihn. Er nickt streif sich den Anzug ab und legt sich neben mich. Ich kuschle mich in seinen Arm, es fühlt sich an als wäre ich in einer heilen Welt. Irgendwann schlafe ich dann doch ein. Als ich aufwache liege ich neben Gideon. Er ist schon wach und beobachtet mich. „Ich glaube ich sollte verschwinden, bevor Grace mich rausschmeißt.“ Sagt Gideon und küsst mich. Dann schwingt er sich aus dem Bett und zieht den Anzug an. Als er angezogen ist gibt er mir noch einen Kuss, dann verschwindet er wieder aus meinem Fenster. Ich igle mich wieder unter meine Decke und wünschte alles wäre nur ein Traum. Aber Charlottes Gekeife ist nur die Bestätigung, dass das alles Real ist. Ich schleppe mich ins Bad, dort betrachte ich mich im Spiegel. Ich habe meine schwarzen Haare nicht von Nicolas sondern von Paul. Und meine blauen Augen habe ich nicht von Grace sondern von Lucy, genauso wie das Muttermal an der Schläfe. Mir kommen wieder die Tränen. Okay Gwen, lass dir nichts anmerken. Ich hole tief Luft und verlasse das Badezimmer. Ich ziehe mir eine Jeans und ein weißes Top an und lege meine Schlüsselkette um. Dann gehe ich nach unten. Im Esszimmer herrscht ungewöhnliches Schweigen. Nicht einmal Tante Glenda oder Charlotte machen eine spitze Bemerkung als ich am Türrahmen stehe. Was ist denn hier los? Also gut dann setzte ich mich halt auf meinen Platz und bin genauso still wie ihr. Selbst Xemerius hängt schweigend vom Kronleuchter herab. Keiner rührt sein Essen an. Auch ich nicht. Da räuspert sich meine Großmutter: „Gwendolyn, die Loge hat angerufen. Du wirst in einer halben Stunde abgeholt.“ Ich nicke und sehe zu Grace. Wieder kommen mir die Tränen. „Was ist los?“ frage ich und da sieht sie auf. Ihre Augen sind Rotgeweint und ihre Nasenspitze ebenfalls rot. „Luna ist weg, sie wurde vom Grafen entführt. Er hält sie gefangen in den Kellergewölben.“ Schluchzt sie. Caroline hat ihr Häkelschwein fest an sich gedrückt. „Ich bin ganz froh, dass dieses Mädchen weg ist.“ sagt Tante Glenda. „Kannst du nicht einmal Mitgefühl haben, Mum?“ ich sehe auf, diese Worte kamen von Charlotte. „Also bitte Charlotte, sie war unter aller Kanone. Ihre Aussprache und ihr Verhalten.“ Sagt Tante Glenda. „Glenda, es reicht. Ich habe Harry angerufen er und Jane sind gestern Abend noch losgefahren.“ Sagt Lady Arista. „Warum dass den?“ fragt Grace. „Um uns beizustehen.“ Sagt Lady Arista. „Ach um Gwendolyn zu bedauern, weil sie alles vermasselt hat.“ Giftet Glenda. „Mutter. Es reicht, hör auf immer alle um dich herum anzugiften. Kein Wunder, dass ich so geworden bin.“ Sagt Charlotte. Wow Charlotte ergreift Partei für mich. Sie lächelt mich an. Sie kann ja auch richtig nett sein. Ich lächle zurück. Draußen ertönt eine Hupe. „Wir werden heute alle zusammen fahren.“ Sagt Lady Arista. „Ich komm sofort wieder.“ Rufe ich und renne die Treppe hoch. Ich öffne meinen Wandschrank und das Geheimfach. Dort steht er, der Chronograf. Ich stelle ihn auf den Boden meines Wandschrankes und sehe ihn mir an. Plötzlich entdecke ich eine kleine Schublade, sie ist ein bisschen offen. Ich öffne sie ganz und ein kleines Säckchen kommt zum Vorschein. Da tritt plötzlich jemand neben mich. Charlotte! Scheiße. Sie starrt mich an. „Bist du wahnsinnig?“ Flüstert sie und kuckt in den Flur. „Du kannst den doch nicht hier so offen rumstehen lassen.“ Sagt sie und schließt meine Zimmertür. Dann entdeckt sie das Säckchen und hält sich eine Hand vor den Mund. „Ach du Scheiße Gwen, weißt du was das ist? Der Stein der Weisen.“ Sagt sie und ihre Augen leuchten. „Gwendolyn.“ Ertönt Graces Stimme von unten. Schnelle stecke ich das Säckchen in die Hosentasche und Charlotte hilft mir den Chronograf wieder zu verstecken. „Gwendolyn, ich wollte mich noch entschuldigen, für alles was ich zu dir gesagt habe.“ sagt sie. Wie bitte? Charlotte entschuldigt sich? Na gut, wenn sie sich ändern will dann kann ich das auch. „Ist ok.“ Sage ich und umarme sie. Wieder ruft Grace meinen Namen und Charlotte und ich beeilen uns nach unten zu kommen. Heute stehen sogar zwei Limousinen vor unserem Haus. Gerade als Lady Arista einsteigen will, hält ein Taxi an. Aus dem Auto steigen Harry und Jane, meine Großeltern. Bei dem Gedanke wird mir Speiübel und ich lege meine Hand auf meinen Bauch. „Gwen alles in Ordnung?“ fragt Gideon besorgt. Ich nicke und spüre kurz darauf, wie mein Magen Achterbahn fährt. „Gideon.“ Ich spüre wie meine Beine umknicken. „Gwendolyn und ich fahren vor.“ Höre ich ihn sagen. Er hilft mir beim Einsteigen. „Wartet, ich fahre mit euch.“ Höre ich Charlotte aber ihre Stimme klingt als wäre sie in einer anderen Welt. Ich weiß nicht wie lange wir gefahren sind. Aber als wir ankommen, muss ich jeden Moment springen. Doch ich springe nicht. So plötzlich wie es gekommen ist, ist es auch wieder weg. „Gwen, geht es dir wieder besser?“ fragt Charlotte. Ich nicke und wir betreten Temple. Sofort spüre ich, dass etwas hier nicht stimmt. „Hier stimmt was nicht!“ spricht Gideon meine Gedanken aus. Wir laufen zum Drachensaal und Gideon reißt die Türen auf. Ich kreische auf.

MorganitrosaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt