Kapitel 36

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Ein paar Minuten herrschte Schweigen zwischen mir und dem Grünen König. "Zu sterben?... Ich verstehe nicht recht, schließlich gehörst du doch dem Blauen Clan an", musste mir Hisui dann eingestehen. Irgendwie wusste ich, was für ein Volltrottel er war. Natürlich verstand er das nicht.

Ich nickte leicht und schaute ihn genervt an. "Wenn du jetzt deine Informationen hast, dann mach endlich die Flatter. Ich hab keine Zeit für sowas", versuchte ich ihn loszuwerden. Leichter gesagt als getan, der war nämlich echt hartnäckig. "Nun, das würde ich gerne, doch deine Worte werfen mir Fragen auf. Und diese Fragen möchte ich natürlich nicht offen stehen lassen", plapperte das Grüne Tierchen weiter. Der ging mir wirklich auf die Nerven.

"Das geht dich nichts an. Du hast es nicht verstanden und ich muss mich nicht vor einem Vogel rechtfertigen, ist das klar?", entgegnete ich noch immer ziemlich wütend über seine Schwachsinnsaktion. "Dem stimme ich zu. Es ist nicht deine Pflicht, alles zu erklären. Doch lass mich trotzdem verstehen, was du mir damit sagen willst", meinte er seelenruhig. Was fiel dem eigentlich ein? Der spinnte doch!

"Nein. Ich werde meine eigenen Dinge erledigen und du deine, also hau endlich ab", knurrte ich und versuchte, ihn wieder zu verscheuchen. "Bist du sicher? Vielleicht könnte ich dir ja behilflich sein", plapperte der Papagei weiter.

Ich blieb stehen und überlegte. Ich konnte Nagare nicht vertrauen... Aber es brauchte mindestens vier Könige. Und er sagte, er würde Mikoto nicht feindlich gegenüber stehen. Ob es vielleicht doch wahr war? Es war gefährlich, aber... Ich hatte eigentlich keine andere Wahl. Mit Mikoto, dem Vorsteher und dem Goldenen König waren es trotzdem nur drei. Der Silberne König galt als verschollen. Der Graue als Tod. Und der Farblose hatte den Roten Clan sogar angegriffen. Wenn ich genauer nachdachte, hatte ich wirklich überhaupt keine andere Wahl.

Ich seufzte leise. Es half alles nichts, ich brauchte seine Unterstützung, um Mikoto zu retten. "Das könntest du... Aber ich glaube nicht, dass es in deinem Interesse liegt, Nagare Hisui", meinte ich langsam und seufzte leise. Er konnte nicht verstehen, warum ich das tat, was ich tat. "Nun, ich bin ganz Ohr. Es würde mich interessieren, worum es geht", sprach der Grüne König und tatsächlich schien ich seine ganze Aufmerksamkeit geweckt zu haben.

"Ich will... etwas sehr schwieriges machen. Etwas, was die Unterstützung mehrerer Könige erfordert. Aber da du den Roten Clan wohl auch nicht so wirklich magst, bezweifle ich, auf deine Hilfe vertrauen zu können. Auch wenn... es mir sehr viel bedeuten würde...", meinte ich und merkte gar nicht, dass ich beim sprechen immer leiser wurde. Andererseits nahm mich dieses Thema einfach viel zu sehr mit und die Angst, nicht schnell genug sein zu können, bereitete mir Kopfschmerzen und schmerzte tief in meiner Seele. Es waren keine körperlichen, sondern seelische Schmerzen. Und das wird Hisui wohl kaum haben, geschweige denn verstehen.

"Etwas, das die Unterstützung mehrerer Könige beansprucht? Und in welcher Form fällt die Unterstützung aus?", fragte er weiter nach. "Naja... Das weiß ich noch nicht ganz genau, aber ich bin nah an der Lösung dran. Auf jeden Fall müssen mehrere zustimmen...", murmelte ich und sah gedankenverloren ins Leere. "Mehrere Könige, nehme ich an. Wie viele, wenn ich fragen darf?", wollte er weiter wissen. Vorsicht, erzähl ihm nicht zu viel! Mit diesem Gedanken versuchte ich, mich selbst zu ermahnen. Nur...einfach war etwas anderes.

"Zu viele...", murmelte ich niedergeschlagen. Warum wollte Nagare jetzt so viel wissen? Hatte ich ihm schon zu viel verraten?... "Yumi... Ich sehe, du kämpfst mit Leib und Seele für dein Ziel. Und solche Menschen finde ich bewundernswert. Ich möchte dir einen Vorschlag unterbreiten", fing er an, aber ich ließ ihn nicht ausreden. "Nein. Ich werde weiterhin Scepter 4 treu bleiben. Das hat persönliche Gründe, die du nicht verstehen kannst, Nagare", unterbrach ich ihn und schaffte es endlich, das Federvieh von meiner Schulter zu scheuchen.

"Das ist ausgesprochen schade... Dabei ist es nicht meine Absicht, dem Blauen König deine Treue streitig zu machen", gab er mir zur Antwort. Wer's glaubt, wird selig. Guter Witz. Nicht. "Das kannst du sonst wem erzählen, aber ich falle auf deine Tricks nicht rein...", murmelte ich und vergrub meine Hände in den Taschen meiner Jacke. "Ich spreche die Wahrheit. Doch sei unbesorgt, zu nahe möchte ich dir nun auch nicht treten. Ich unterbreite dir meinen Vorschlag trotzdem: Ich möchte dich treffen. Persönlich. Denn jemand wie du, die sich über alle Regeln hinweg setzt, um ihr Ziel zu erreichen, ist etwas ganz Besonderes und so jemanden findet man nicht alle Tage. Ich werde dich auch unterstützen, wenn es dein Wunsch ist", meinte er und ich hörte schon die miese Absicht dahinter, auch wenn er sie exzellent zu verstecken wusste. Keine Chance, Grüner König.

"Ich überlegs mir...", murmelte ich und wandte ihm den Rücken zu. Eigentlich war es ein eiskaltes "Nein", doch ich wollte es etwas milder ausdrücken, denn er verhielt sich seltsamerweise trotzdem sehr rücksichtsvoll, trotz, dass ich mich weigerte. Aber dennoch würde ich mich nicht hinters Licht führen lassen, dass konnte ich mir nicht erlauben. Nicht jetzt, wo ich ganz kurz davor war, Mikoto helfen zu können.

Nagare würde es nicht begreifen. Er konnte es nicht verstehen, wie es war, wenn man verliebt war, so wie ich es leider war. Dabei... wollte ich es nie... Doch man konnte sich die Zukunft nicht selbst aussuchen, das Schicksal war nun mal echt unfair, was das Thema Liebe anging. Ich durfte jetzt nicht aufgeben. Immerhin... war ich schon so weit gekommen. Und ich würde mich auch nicht von Nagare oder seinen Clansman aufhalten lassen.

☑[K] Zwischen Chaos, Ordnung & der Liebe✅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt