Kapitel 7

899 37 0
                                    

Ich atmete genervt aus, als ich Schritte hörte und sah, wie Tatara die Treppe herunter gerannt kam und sich erstmal auf die Schnauze legte. Zugegeben, ganz unschuldig war ich nicht, aber er war selber Schuld. Kurz darauf waren deutlich schwerere Schritte zu hören und ein schlecht gelaunter Mikoto, den man lieber nicht hätte aus dem Bett schmeißen sollen, kam die Treppe runter. Totsuka-San rettete sich erstmal auf einen Hocker ganz weit weg von der Treppe zu den Zimmern, während Mikoto ihm nur einen Todesblick zuwarf und sich dann neben Anna setzte. Kusanagi-San schmunzelte und reichte ihm einen Teller mit Frühstück.

Ich knabberte nachdenklich auf meinem zweiten Sandwich herum und war mal wieder am Lesen. Ob es dem Roten König gefiel oder nicht interessierte mich nicht. Ich war nun mal ziemlich pflichtbewusst, was das Arbeiten anging. Wahrscheinlich lag es an Seri-Chan, aber so war ich nun mal. Deshalb versuchte ich auch, zu ignorieren, dass er mich mal wieder beobachtete, dies klappte aber nur dürftig und ich musste Tatara-San drohende Blicke zuwerfen, damit der nicht auch noch auf dumme Gedanken kam. Seine Filmerei war nämlich auch echt nervig. Außerdem musste ich verhindern, dass Mikoto bemerkte, dass ich etwas angeschlagen war.

Nachdem ich fertig mit Essen war, reichte ich Kusanagi-San wortlos meinen Teller und leerte mein Glas, bevor ich mich wieder in mein Zimmer verziehen wollte. Daraus wurde allerdings mal wieder nichts. Gerade, als ich hochgehen wollte, bemerkte ich, wie der Rote König mich anschaute und sah ihn genervt über den Rand meines Buches an. Die Genervtheit hielt aber nur ein paar Minuten an, wie ich schnell feststellte und deshalb wollte ich jetzt erstmal ganz schnell weg aus seinem Blickfeld.

Ich ging langsam rückwärts und hoffte, dass es nicht so ganz auffiel, bis ich mich meiner Meinung nach nah genug an der Treppe befand und flitzte nach oben, knallte die Tür - ausversehen - zu, legte das Buch auf den Tisch und vergrub mein Gesicht in einem der Kissen. Ich musste hier weg. Und zwar schnell. Ich wollte nämlich auf keinen Fall, dass sich das von vor ein paar Jahren wiederholte und ich wieder wegen mentalen Schmerzen monatelang ans Bett gefesselt werden würde. Und das ich krank war, sollte er erst recht nicht mitbekommen.

Ja, es war mir mega peinlich. Und ja, ich war damals schon mal in den jetzigen Roten König verliebt. Aber sowas wie damals wollte ich nie wieder durchmachen müssen. Suoh war zwar damals noch kein König, aber der vorherige rote König war für den Tod meiner Eltern verantwortlich. Ich war mir auch nicht sicher, ob Suoh den damaligen Roten König kannte, aber meine einzige Hoffnung, vielleicht doch noch eine Chance zu haben, half mir damals in der Schule trotzdem. Um meinen Schmerz zu vergessen, ließ ich mich bei Scepter 4 einschreiben, kurierte mich nach Anweisungen aus und trainierte jeden Tag, nahm Notfälle an und erkämpfte mir hart und ehrlich meine jetzige Stellung, die der von Seri-Chan fast gleich kam. Und jetzt ging das Theater einfach mirnichtsdirnichts schon wieder von vorne los. Ich musste schleunigst von hier verschwinden. So schnell wie möglich.

Ich wusste nicht, wie lange ich nun schon auf dem Bett gelegen und still an die Decke gestarrt hatte, als mich das Geräusch von einem Klopfen an der Tür wieder in die Realität zurückholte. "Ja?" Ich drückte das Kissen etwas fester. Wenn ich jetzt ganz großes Pech hatte, war es kein geringerer als mein Schwarm.

Und natürlich hatte ich Pech. Die Tür öffnete sich und herein kam der Rote König. Ich seufzte und sah aus dem Fenster. "Was willst du hier?...", fragte ich leise und schaute noch immer nicht zu ihm. In diesem Moment war es mir egal, ob es unhöflich war oder nicht. Aber ich wollte ihn gerade wirklich nicht sehen. Dies schien dem Rothaarigen aber auch egal zu sein, soviel wusste ich sofort, als ich bemerkte, dass es neben mir wärmer wurde.

Die Zeit schien stillzustehen, während ich nur still aus dem Fenster ins Leere starrte und versuchte, den neben mir sitzenden Roten König zu ignorieren. Aber es fiel mir unheimlich schwer. Zusätzlich musste ich weiterhin das Niesen unterdrücken, das letzte was ich jetzt gebrauchen konnte, war, dass er herausbekam, dass ich mich erkältet hatte.

☑[K] Zwischen Chaos, Ordnung & der Liebe✅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt