Kapitel 11 Trophäen

84 8 0
                                    

Direkt vor ihr erstreckte sich ein Raum voller Trophäen.
Mit geweiteten Augen sah sie sich ihn den runden Raum um.
Die seltensten Kreaturen sammelten sich in diesen. Selbst die Fellen von einigen seiner Kindern, die wohl in Ungnade gefallen waren, waren an die Wand genagelt.
Chiara wurde übel bei dem Anblick, doch ihr Blick abwenden könnte sie nicht.
Viel zu sehr war ihr Blick auf das Flügelpaar in der Mitte des Raumes gerichtet.

Ich erkannte sie ebenso wie sie.

Nur musste ich anders wie sie stillschweigend weiter essen an den Tisch des Mörders meines Bruders.
Ich hatte meine Emotionen seit jeher perfekt unter Kontrolle, aber jetzt drohten mir neben meinen eigenen auch Chiara ihre mich einzuholen.
Sie zitterte am gesamten Leib mit immer wieder brüchiger Stimme murmelte sie den Namen meines Toden Bruders.

Tränen fluteten ihre Augen als sie den kompletten Maß des vor ihr Angesicht verstand.
Ihre Welt zerbrach und niemals könnte Chiara sie wieder zusammen puzzeln. Sie sank vor den Flügeln aufgelöst auf den Boden.
All ihre Würde war ihr nun so egal.
Sie legte die Haut der stolzen Kriegerin sobald ab wie sie den Boden erreichte, nun war sie schlicht ein Mensch, der ein gebrochenes Weltbild vor sich hatte.

Zu gern würde ich ihr all die Zeit der Welt geben damit klar zu kommen, aber die äußere Welt vergönnte es ihr nicht.
Erschreckt wie ein junges Kitz sah sie zu der anderen eingetretenen Frau. Zähneknirschend sah sie zu Eirlys.
All ihre Wut, Trauer und Angst verlagerte sich nun auf Eirlys.

Sie sah aus wie ein dummes Kind in dem hübschen Kleid neben der Fenriswölfin.
Wie üblich war die Hälfte Eirlys Gesicht mit Blut beschmiert, die typische Kriegsbemalung ihrer Rasse.
Zu den trug sie wie es üblich war nur Felle um den athletischen Körper.
Bei einem Grinsen entblößte sie ihr scharfes Zähnen: „Irgendwie wusste ich von Beginn an, dass du kleine Hure etwas vorhast mit deiner Götterfreundin und nun sind wir hier."

Chiara ballte ihre Hände zu Fausten und sah sie feindselig an. „Hm, vielleicht", erwiderte sie kühl, „aber wenn du glaubst so etwas würde ungestraft bleiben bist du falsch, sobald Linn davon erfährt bekommst du deine gerechte Strafe Monster."
„Ja, ich hab auch so Angst vor deiner lächerlichen Gottheit.
Nur zu schade, dass sie es niemals aus deiner Mund erfahren wird", in Chiaras Augen bildete sich Verständnis und in gleichen Zügen fing ihr Herz an ihr bis zum Hals zu schlagen.

Ihr Blick haschte umher auf der Suche eine Waffe.
Schließlich machte sie tatsächlich etwas aus, doch die Fenriswölfin folgte ihren Blick.
Es war als wurde Chiaras erster Schritt, auch für Eirlys den Startschuss bedeuten.
Während Chiara versuchte zu der Lanze eines ehemaligen Kriegsherrn, der wohl mein Bruder mal zum Opfer gefallen war, zu hechten.

Bevor ihre Fingerspitzen überhaupt das Metall der Lanze ertasten könnten, spürte sie eine eisige Hand an ihre Knöchel.
Ein erschrockenes Keuchen verließ ihre Lippe.
Doch bevor Eirlys sie zu sich ziehen konnte klammerte sie sich geistesgegenwärtig an den erst besten Gegenstand fest.

Die alte Rüstung ging unter all den Druck scheppernd zu Boden.
Vor Schreck ließ sie den Griff um Chiara Knöchel los.
Sie nutzte die Chance und hastete so weit wie möglich fort von der Fenriswölfin, doch so entfernte sie sich auch weiter von der rettenden Tür.

Bis sich die empfindliche Ohren Eirys von dem Lärme erholt hatte, verbarg sich Chiara schon lange hinter dem alten Gerümpel meines Bruders.
Sie versuchte ihren Atem so seicht wie möglich zu halten, dabei war es noch nicht mal von Nöten.
Eirlys laute Schritte übertönte ohnehin jedes ihrer Geräusche.
Selbst ihr Herz, welches so schnell schlug wie die Flügel eines Kolibris, wurde schlicht überhört.
Wie lange würde es noch gut gehen bis man sie fand?

Zu gern würde ich ihr helfen, doch war ich am Esstisch gefesselt und aß seelenruhig neben den Mörder meines Bruders.
All die Emotionen, die ich über Jahrhunderte hinweg unterdrückt, verleugnet und ignoriert hatte schien mich nun einzuholen.
Warum jetzt drohten sie mich ein zu holen?

Tränen der Trauer versuchten mich einzuholen, aber ich vergoss sie nicht. Ich musste mich beherrschen, aber beide Realitäten, die von mir und Chiara ihre schreckte mich ab. Schließlich entschied ich mich für Chiara ihre.

Lieber sah ich ihr beim Sterben zu als noch einen Moment länger bei vollem Bewusstsein in die Augen des Mörders meines Bruders zu sehen.
Wieder durch ihre Augen sehend und durch ihre Ohren hörend, musste ich die gemeinen Sticheleien von Eirlys hören.
Ein Schimpfwort nach den anderen verließ ihren Mund.
Keins von ihnen schien Chiara zu stören.
Sie hielt sich weiterhin versteckt.

Nur stellten sich ihr bei den nächsten Worten der Fenriswölfin die Nackenhaare auf.
Wie ein Echo hämmerte es in ihren Kopf um her.

Chiara Tochter von Lilaina aus den Orden der Schattenfrauen.

War das ihr ganzer Name?
Die Wut schien sie völlig einzunehmen und kein Platz mehr in ihrer Seele zurückzulassen.
Ihre Augen fixierten sich auf eine Goldkette die halb aus einer Truhe heraushing. Sie lag schwer ihn ihrer Hand. Keine Sekunde länger schien sie sich noch zurück halten zu können, sobald Eirlys ihr den Rücken zu wandte, richtete sie sich Zähneknirschend auf.

Ihn ihren Augen glühte die Wut dämonisch im Licht der Fackeln auf. Sie überbrückte mit nur einen langen Schritt den Abstand zwischen ihr und Eirlys.

Die goldene Kette lag um Eirlys Hals, bevor sie nur den leisesten Schimmer ahnte, zog Chiara die Kette fest überkreuz.
Während Eirlys um Luft jabste sagte Chiara rau: „Nenn mich nie wieder so. Es ist nicht mein Name.
Es ist nicht meine Mutter.
Es ist nicht mein Volk.
Es ist nichts und es wird niemals etwas sein."

Tränen überfluteten ihre Wange und zu gern wurde ich jede einzelne davon wischen.
Sie mit sanft...

Ein schmerzvoller Aufschrei ließ mich die Gedanken vergessen.
In all ihrer Wut hatte sie vergessen, dass das vor ihr keine Frau war, sondern ein Biest.
Ein Biest, das nun seine wahre Gestalt angenommen hatte.
Während sich in Eirlys Körper noch Knochen für Knochen deformierte stürztet sich Chiara dieses Mal wirklich auf die Lanze.
All das Adrenalin nahm ihr zwar den Schmerz und die Angst, aber gleichzeitig wird es ihr nur zu bald mehr rauben als es ihr gegeben hat.

Sie hielt die Lanze beidhändig und ihr Blick strahlte Überlegenheit aus.
Ein kehliges Knurren verließ Eirlys Maul.
Noch ein letztes Mal sahen sich Mensch und Tier in die Augen.
Dann passierte es Eirlys sprang auf die junge Kriegerin zu.
Die sich im letzten Moment zur Seite warf.

Zu ihr Glück war sie schneller wieder auf den Beinen als der Wolf sich zu ihr wenden könnte.
Mit festem Griff und Tapferkeit im Herzen rammte sie die Lanze so tief wie sie könnte durch die Schädeldecke des Wolfes.
Mit zitternder Hand zog sie den Speer aus Eirlys heraus.
Tränen bahnten sich ihren Weg ins Freie und ihr Körper schien von selbst immer wieder den Speer in die Töte zu rammen.

Nach Minuten der Verzweiflung ließ sich neben den blutigen Körper nieder. Ein Schluchzen entkam ihrer Kehle.
Mit Händen und Haar verbarg sie all ihr Scham.

Doch trotzdem holten sie alle Gefühle ein und aus Schluchzer würden Wörter.

Es tut mir leid.
Es tut mir so leid!
Ich wollte nicht so enden Vater. Wirklich nicht ich habe es dir doch versprochen! Ich habe es versprochen. Ich wollte nicht so handeln, wie sie.
Ich bin nicht sie.
Ich bin nicht meine Mutter.
Ich bin sie nicht!
Ich brauche dich."

Menucha - Götter ruhen nicht Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt