Kapitel 3 Eine dunkle Prophezeiung

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Die Sterne erstrahlten hell über uns in fast schwarzen Nachthimmel, der Mond strahlte dagegen in seinen satten Schein. Nun schenkte er sein Licht dem Wasser, die Erde, den Pflanzen, den Gestein und ebenso den Menschen.

Er schenkte uns in der tiefen der Nacht Licht zu sehen.
Er schenkt uns selbst, dann noch sein Licht, wenn selbst Feuer von der Kälte erstickt wird.
Man hat mich wegen meiner dunklen Erscheinungsbild Tochter der nächtlichen Ruhe genannt.

Mein Zwilling von dem Licht gerade so geküsst, haben die Menschen dagegen Sohn der strahlenden Ruhe genannt. Seit ich denken kann, hat man mich mit der Nacht und ihren unbeachteten Geschenken in Verbindung gebracht.

Ich bereue diese Verbindung nicht.

„Menucha", ich gab ein Brummen von mir als Bestätigung, dass die Nervensäge meine Aufmerksamkeit hatte. „Magst du mich eigentlich nicht?"

Die Unsicherheit in ihrer Stimme konnte Meere füllen.
Ein Grinsen breitete sich dennoch über mein Gesicht aus.
„Nein, wie kommst du nur darauf", auf Linns Gesicht schlich sich wieder ein Lächeln.
Verdammt sei sie und ihr nicht vorhandener Sinn für Sarkasmus.

Ich strich mir durchs Haar und dabei fiel mir, auch wieder die Verfilzung auf. Sie glichen schon nahezu das Fell eines Bären nach dem Winterschlafe.
„Schneid sie ab", verlangte ich.

„Was?", fragte Linn ungläubig.
„Meine Haare", führ ich gereizt fort, „schneid sie ab, Linn."
„Sicher? Wir konnten doch versuchen sie zu entwirren", schlug sie vor.
Ich schüttelte den Kopf: „Nein, Linn. Schneid sie einfach ab."

Abwartend hielt ich ihr eine Klinge hin. Sie ergriff das kühle Metall und begab sich hinter mich.
Das Gefühl jemanden hinter sich mit einer Waffe zuhaben trotz Unsterblichkeit lies mich erschaudern.

Doch sobald die erste Haarsträhne zu Boden ging, löste sich auch dieses Gefühl.
Ich sah hinunter zu der Stadt.
Ein paar Lichter brannten noch doch größtenteils waren die Menschen schon lange schlafen gegangen.
Der Mond stand auch fast schon im Zentrum des nächtlichen Himmels und sobald er ihn völlig erreicht hatte könnten wir zum Orakel vordringen.

Weitere Haare fielen zu Boden.

„Was hat es mit den Menschen auf sich?", fragte ich schließlich in die Stille der Nacht.
„Was soll mit ihnen sein", entgegnete Linn.
„Sie", faste ich meine Gedanken in Wörter, „haben sich verändert, die Art we sie mit uns umgehen und dein Laufbursche zollt mir keinen Funken Respekt, also was ist mit ihnen passiert?"

„Würdest du jemanden respektieren, der niemals da war während Nöten, die wenigstens wissen überhaupt wer du bist. Nur noch die Gemälde an den Wänden zeigen euch. Killian hat dich nur erkannt, wegen seiner Stellung", entgegnete sie.

Ich schwieg.

Zum ersten Mal kam mir in den Sinn, dass vielleicht Linns Nähe zu den Menschen Aufopferung war und sie ihnen mit ihrer bloßen Anwesenheit die Sicherheit gab, dass wirklich jemand mit mehr Macht, als sie alle besaßen zusammen, auf sie aufpasste.

Ja, vielleicht war es Aufopferung.
Ja, vielleicht war sie nicht so sehr von Selbstsucht befleckt wie unser Vater.

Ich durch brach die Stille: „Was meinst du mit Stellung?"
Eine einfache Frage und vor allen eine ablenkende Frage, so dass ich nicht diese unangenehmen Gedankenstrang weiterstriken musste.
„Er ist Lisbeths Sekundant. Nach ihrem Ableben wird er die Menschen leiten. Seit das dreizehnte Lebensjahr bildet man einen Sekundanten aus solange bis den Tod ihn der Weg eröffnet selbst zu leiten", erklärte Linn mir während weiterer Strähne zu Boden fanden.

Menucha - Götter ruhen nicht Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt