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Harry's POV.

„Natürlich wollte ich ihn nicht verlieren." Meine Stimme klingt klein und verletzlich. Genau so, wie ich mich fühle.

Sie schauen mich nur erwartungsvoll an. So wie alle. Und ich muss die Show liefern.

Blinkende Lichter. Schreiende Menschen. Für jeden unwissenden Fan einen Stich ins Herz. Für jedes unechte Grinsen einen weiteren.

Ich schrecke hoch. Das schummerige Licht in der Küche wabert umher, genau wie die dicke Luft.

Zayn sitzt mir immer noch gegenüber. Wie viel Zeit ist verstrichen? Wie viele Sekunden, in denen für einen kurzen Moment alles erträglich war?

Die Tür fällt ins Schloss und Niall betritt die Küche, Liam im Schlepptau.

„Oh, findet hier 'ne Versammlung statt?", fragt er heiter. Zayn und er umarmen sich, als würden sie sich regelmäßig sehen. Vielleicht stimmt es ja sogar. Vielleicht bin ich der einzige, der auf die anderen zu abschreckend wirkt, der einzige, der viel zu viel mit sich selbst beschäftigt ist, um das Leben anderer mitzukriegen.

Liam also. Und Lou? Wo ist er? Selbst Liam ist da, mit dem ich nichts mehr zu reden weiß. Zu unterschiedlich, andere Interessen, grundverschiedene Lebensweisen. Falls man mein Dasein überhaupt als Leben bezeichnen kann.

Warum nicht mein Lou, mein kleiner Boo Bear?

„Hey Haz..." Li umarmt mich vorsichtig, als wäre ich zerbrechlich. Dabei bin ich doch schon lange zerbrochen...

„Damals, als du Lou zum ersten Mal gesehen hast... weißt du noch, was du zu mir gesagt hast?"

Ist er nicht zuckersüß?", frage ich leise und lehne mich zu Liam, den Blick auf Louis gerichtet. „Als wäre er aus Zucker..."

Liam grinst schief, als Lou sich umdreht und zu uns herüber sieht.

Hi!" Meine Stimme ist plötzlich unsicher. Hat er mich etwa gehört?

Oops...", antwortet er nur lachend. „Das war wohl nicht für meine Ohren bestimmt..."

„Haz! Harry! Hör mir zu!" Ich blinzele die plötzlichen Tränen weg, die die Gewitterwolken in meinem Kopf ausgelöst haben. Liam und Zayn lehnen sich sorgenvoll zu mir, Niall macht sich an der Herdplatte zu schaffen.

„...was?", frage ich verschlafen. So müde. Müde vom Leben und der Ungewissheit der nächsten Tage.

„Harry, Lou geht es unglaublich schlecht." Daher weht also der Wind... als ginge es mir blendend. „Er... er schreibt andauernd Briefe, ohne sie zu verschicken. Ich weiß nicht, an wen sie sind, aber ich fühle mich so verdammt hilflos." Er hat Tränen in den Augen. Nun also drei von fünfen... verzweifelt und einsam...

Zucker... so süß... In meinem Kopf macht sich eine Idee breit. Und langsam aber sicher schleicht sich ein Lächeln auf mein Gesicht. Zwar ein trauriges, aber immerhin.

Von Jo

Where do broken hearts go?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt