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Louis' POV.

Ich weiß das er hier ist. Es ist als könnte ich seine Anwesenheit spüren, konnte ich damals auch. Sobald er den Raum betrat wusste ich, dass er da war. Immer schon.

Schlagartig kehrt alle Ernsthaftigkeit, alle Schuld und Trauer zurück. Ich drehe mich langsam um und senke den Blick. Ihm in die Augen sehen kann ich nicht, trotzdem tragen mich meine Beine zu ihm.

Jetzt sind wir wieder zu fünft. Vereint. Zusammen. Nach so langer Zeit und ich kann es nicht fassen. Glück und Trauer durchströmt meine Adern, pulsiert, doch mein Herz kann sich nicht entscheiden.

Zayn hat Harry irgendetwas gefragt, doch ich bekomme die Antwort nicht mit, er spricht zu leise oder antwortet gar nicht. Ich weiß es nicht, doch Aufsehen wäre zu schwer. Würden seine Augen mich wieder gefangen nehmen?

Es muss ums Shooting von ihm und Niall gegangen sein, denn der Ire meint scherzend: „Wie, mehr willst du zu unserer Flirterei nicht sagen?!" Die anderen lachen und ich weiß, dass es nur spaßig gemeint ist, doch etwas in mir zieht sich zusammen. Sofort drehen sich meine Gedanken darum, was die beiden dort drüben gemacht haben und mir wird übel.

Ich weiß, dass ist albern und ich sollte mich erwachsen verhalten, schließlich sind das Niall und Harry, und ich habe nicht das geringste Recht den beiden irgendetwas zu unterstellen oder wütend zu sein, doch ich kann nicht anders.

Ein Teil von mir wünscht sich, das dort drüben wäre unser Shooting gewesen. Meins und Harrys, doch auch hierzu habe ich kein Recht. Es ist fast wie früher, als uns verboten wurde nur zu zweit einen Foto-Shoot zu machen, doch jetzt bin ich erleichtert. Erleichtert, nicht alleine mit ihm gewesen sein zu müssen, ihm nicht in die Augen zu müssen und so zu tun, als wäre alles perfekt.

Doch als Harry den Iren dann auch noch Nialler nennt, bohren sich meine Fingernägel in meine Handflächen. Er soll mich mit meinem Kosenamen ansprechen. Nicht Niall! Schon wieder führe ich mich auf wie ein bockiges Kind, das nicht bekommt was es will und gedanklich haue ich mir auf die Stirn. Ich muss das lassen, es steht mir nicht zu.

Niall beginnt von dem Shooting zu erzählen und Zayn und Liam lachen über irgendwas, doch Harry bleibt stumm und in meinen Ohren rauscht es. Langsam lasse ich meinen Blick an ihm hinaufwandern. Seine Schuhe, seine Hose, schwarz, dann pink. Kurz stocke ich bei seinen Händen, einige Tattoos lugen aus den Ärmeln hervor und ich fahre unbewusst zu meinem Handgelenk. Unser Tattoo- eines von vielen.

Mein Herz pocht. Weiter, fordere ich mich selbst auf und mein Blick wandert über sein Hemd. Er hat es leicht geöffnet und auch hier entdecke ich schwarze Tinte in so vertrauten und doch seltsam fremden Linien. Als ich bei seinem Hals ankomme, hüpft sein Adamsapfel. Ist er nervös? Sein Kinn, seine Lippen, wieder stoppt mein Blick kurz, dann seine Augen. Grün.

Er sieht mich direkt an und ich spüre, wie das Blut in meine Wangen schießt.

Shit.

Sofort wende ich meinen Blick ab, versuche mir nichts anmerken zu lassen.

Das Gespräch der anderen ist weiterhin nur ein Rauschen, ein dumpfer Strudel aus Tönen in meinen Ohren, doch als er sich leise räuspert ist es, als würde das Geräusch dieses Strudel scharf zerschneiden und in meinem Kopf wiederhallen. Laut und präsent.

Ob er meine Blicke verfolgt hat? Sie versucht zu lesen? So wie damals?

Seine Fingerspitzen malen Figuren und Muster auf meinen Arm, während er leise eine Melodie summt. Vielleicht die Idee zu einem neuen Song. Plötzlich bricht er ab und verwirrt blinzele ich ihn an.
„Lou, weißt du, ich möchte keine Sekunde von dir verpassen. Keinen Blick, kein Wort. Wer weiß wie lange das noch so bleibt? Du und ich... wir..."
Zum Ende wird er immer leiser, flüstert nur noch und die Kreise auf meiner Schulter stoppen. Mein Herz rast. Soll ich ihn jetzt fragen, was das zwischen uns ist? Was wir sind? Ihn fragen, ob wir...? Ist das zu viel, zu früh?
Doch der Moment verstreicht und ich bleibe still. Habe zu lange überlegt, gezögert. Wieder mal.

Bald darauf warst du fort. Und ich allein.

Nialls Arm landet auf meinen Schultern und er zieht mich lachend in eine halbe Umarmung. „Hey, was ist der los? Hast du Liam nicht gehört, wir haben Pause und ich habe so das vage Gefühl, dass wir beide viel zu lang nichts mehr gegessen haben!" Lachend zieht er mich aus dem Raum und als ich aufblicke ist der Rest verschwunden.

Ich zwinge mich zu einem Lächeln und muss dann doch etwas kichern, als ich sehe, wie der Ire Liams Kühlschrank plündert, als wolle er eine ganze Familie versorgen. Vor ein paar Jahren wäre das gar nicht so abwegig gewesen, wir fünf eine Familie und ich hoffe so, dass wir das wieder werden.


Von Li

Where do broken hearts go?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt