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Louis' POV.

„Nein!"

Ich kann das nicht, ich will das nicht!

„Du kannst dich nicht ewig verkriechen. Und vielleicht wäre das eine gute Gelegenheit mal zu reden ..."
„Nein, er würde das nicht wollen. Erst habe ich ihn überrumpelt und dann bin ich abgehauen. El, er muss mich hassen, dabei liebe ich ihn doch..."
„Louis, du musst. Bitte, ich kann nicht mit ansehen, wie du weiter kaputt gehst."


Ich blicke mir selbst entgegen. Blass. Eleanor neben mir funkelt. Zuerst wollte sie nicht mit, aber ohne sie wäre ich auch nicht gegangen. Ich brauche ihre Stärke, die Gewissheit, dass ich nicht alleine bin.

Wie von selbst suchen meine Finger in der Schachtel nach der nächsten Zigarette. Gedankenverloren drehe ich das Feuerzeug in meiner Hand. Die Flamme geht an, aus, an, aus.

„Bah, Lou! Du stinkst!", grinsend zieht Harry mich in seine Arme. „Warum machst du das bloß? Du zerstörst dich selbst..." Auf ein mal klingt seine Stimme ernst, bedrückt.

„...Es hilft."

„Lass mich dir helfen."sanft liegen seine Lippen auf meinen.

Fahrig stecke ich das Feuerzeug beiseite und auch die Schachtel verschwindet. Heute. Ausnahmsweise. Nur für dich.

„Hey, wir sind da Lou..."

Nervös verknoten sich meine Finger, die Nägel bohren sich in meine Haut, doch ich nehme den Schmerz nicht wahr. Wie in Trance nehme ich das große Tor und die Auffahrt wahr. Das schrille Geräusch einer Klingel ertönt.

Ich will weglaufen, doch meine Beine gehorchen mir nicht.

Liams Umarmung holt mich zurück in die Wirklichkeit. Es ist vertraut und nimmt mir etwas meiner Angst. Neben meinem Ohr sagt er leise: „Nialler ist schon da und er auch."
Kurz zucke ich zusammen und frage mich einmal mehr, wie viel er weiß.

Ich kenne dieses Haus wie mein eigenes, doch nie habe ich mich fremder hier gefühlt.

„Lou, willst du mir nicht erst mal alles zeigen?"

Dankbar nicke ich Eleanor zu und ziehe sie mit in Richtung Küche. Ein Ort von dem ich hoffe, niemanden dort zu treffen.

Während ich mich an mein Glas Wasser klammere, macht sie sich Auf die Suche nach Liams Freundin.

Was tue ich hier bloß? Das Wasser in meinem Glas schwappt hin und her. Große Wellen, riesige Wassermassen, wir beide Hand in Hand dazwischen. Dein Lachen, das durch das Tosen des Wassers und dem Geschrei der Möwen zu mir durchdringt.

Erschrocken fahre ich herum, als hinter mir ein Räuspern ertönt. Harry. Endlich.

Das Glas rutscht aus meinen Händen und zerspringt auf dem Boden, Wasser läuft über die Fliesen und irgendwo schreit jemand erschrocken auf. Doch alles, was ich wahrnehme, sind mein wummernder Herzschlag und seine Augen. Grün, so weit, so klar.

Ein Funkeln, hellgrüne Sprenkel in der Dunkelheit. Sein warmer Atem, der mich kitzelt als er lacht. Ein schüchterner Augenaufschlag, ich verliere mich. Der Reiz des Verbotenen.

„Sehe ich wirklich so schlimm aus, dass du gleich was fallen lassen musst?", lacht er. Er lacht mich an. Dieses Grinsen nur für mich. Doch meint er was er sagt? Ich kenne ihn nicht mehr gut genug um seine Augen lesen zu können. Nicht so wie früher...

„Nein!", fast schon schreie ich. Das darf er nicht denken. „Schön... Wunderschön", flüstere ich. Shit! Das wollte ich nicht, aber...

Als er einen Schritt auf mich zumacht drehe ich mich schnell um und beginne die Scherben einzusammeln. Mit einem Mal ist alles unendlich laut und am Rand nehme ich war, wie Niall in die Küche stürmt und frag was los ist.

Meine Hände zittern und die Kanten der Glassplitter sind scharf. Winzige Tröpfchen Blut rinnen meinen Finger hinab und fasziniert sehe ich dabei zu, wie der Tropfen am Boden aufschlägt und sich mit dem Wasser vermischt.

Du bist der Grund warum ich falle, und doch hilfst du mir jedes Mal wieder auf. Warum? Nur um mich wieder zum Fallen zu bringen?

Eine Hand legt sich warm auf meinen Rücken. In mir tobt ein Sturm, von dem ich dachte, er hätte sich längst gelegt.

Sanft nimmt er meine  Hände in seine und beginnt die paar Blutstropfen mit einem Tuch  abzutupfen. Früher hätte er mir jetzt zur Ablenkung etwas vorgesungen,  damit ich den Schmerz vergesse. Wenn er wüsste, dass Schmerzen nichts  Neues mehr sind. Normal.

Das Gefühl seiner Finger an meiner Haut schmerzt weitaus mehr. Mein Herz tanzt und ich zittere.

Vorsichtig will er meinen Ärmel ein Stück nach oben schieben. Seine Finger auf meiner Haut. Schmerz. Blut. Narben.

Ruckartig entreiße ich  ihm meine Hand. Erschrocken zischt er auf, sein besorgter Blick wandert  zu meinen Augen. Verhakt sich. Stellt Fragen. Er hat gesehen, zu viel.  Ich ziehe die Pulliärmel über meine Hände. Will mich verstecken.

Von Li

Where do broken hearts go?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt