Wieder einmal saß ich bei den Slytherins. Damit wollte ich irgendwie bezwecken, dass Regulus nicht mehr wütend auf mich war. Im Moment standen meine Chancen aber eher gleich Null.
Beleidigt aß er sein Frühstück, zumindest versuchte er das. Denn das, was mal ein Pfannkuchen war, war in alle Einzelteile zerlegt worden. Er hatte sein Frühstück so klein aufgeschnitten, dass die Stückchen durch die Gabellücken fielen.
Nicht mehr lange und ich würde ausrasten. Reg ignorierte mich schon den ganzen Tag, nur weil ich ihm einen kleinen Schock-Zauber auf den Hals gejagt hatte. Er war aber auch selbst schuld, schließlich hatte er mich zuvor durch das halbe Schloss gejagt, in den schwarzen See fallen lassen und dort wär ich dann fast ertrunken.
Zu meiner Verteidigung - der Stein war echt unauffällig gewesen. Und ich konnte ja nicht riechen das mein bester Freund auch in den See gesprungen war, um mich zu retten. Das hätte mir schon vorher jemand sagen sollen, dann hätte ich ihm vielleicht keinen Schock-Zauber verpasst. Nur einen kleinen, wenn schon. Und wenn er jetzt noch einmal mit dem Messer auf dem Teller schnitt, dann würde ich ihn auch verfluchen.
Ich versuchte die Stille zu brechen:
"Gestern hat Desiree und ein paar andere aus Ravenclaw Weihnachtsschmuck in den Gängen verteilt. Ich finde wir sollten ihnen eine Lektion erteilen."
„Wozu? Es ist doch schon fast Mitte November?"
„Lass sie doch. Sollen sie machen was sie wollen.", stimmte auch Narzissa Lucius zu.
„Stimmt, es ist erst fast Mitte November. Es ist definitiv viel zu früh für Weihnachtsdekoration!"
„Ich hab einen Ausschlag- oder Juckreiz-Trank in meinen Vorräten. Wir könnten ihnen das in ihre Bücher tun, nachdem wir es zu kleinen Staubpartikeln gemacht haben. Nur weiß ich leider nicht wie das geht. Und ob das überhaupt geht. Aber, Severus, du müsstest doch wissen, wie man das macht, oder?", schlug nun auch Bella vor.
„Wie wärs mit Verdampfen?", meinte Reg genervt.
War vielleicht doch nicht so eine gute Idee von mir.
„Regulus?"
„Joyce?"
„Bist du noch immer sauer auf mich?"
„Nein, wie kommst du darauf? Wenn ich auf dich sauer wär, hätte ich dir nicht das Leben gerettet. Aber das war bevor du mir einen Schocker verpasst hast. Also, wieso sollte ich sauer auf dich sein?"
Seine Stimme triefte nur so vor Sarkasmus. Ich seufzte.
„Können wir reden?"
„Tun wir das nicht gerade?"
„Allein. Ich meine allein."
„Es gibt nichts, das du nicht auch vor meinen besten Freunden sagen könntest."
Zu tiefst verletzt sah ich ihn an.
„Scheinbar kann es nicht so wichtig gewesen sein, wenn du es jetzt nicht sagen kannst.", erwiderte er trocken auf mein Schweigen.
„Nein,",murmelte ich,"ganz und gar nicht. Es nicht wichtig. Überhaupt nicht. Total unwichtig,wirklich."
Immer, wenn ich verletzt war, redete ich wie ein Wasserfall. Oder auch wenn ich etwas haben wollte. Zurzeit traf eher das Erste zu.
Mit einem Mal schlug ich auf den Tisch.
„Nein, es ist nicht unwichtig. Ganz und gar nicht! Also könntest du jetzt mit rauskommen, damit wir reden können?"
Schnell fügte ich noch ein „Bitte" hinzu.
Ich starrte ihn so lange an, bis er seufzend kapitulierte.
„Wenn's sein muss."
Ja, es muss sein.
Zufrieden nickte ich, legte mein halb-aufgegessen Toast ab und stand auf. Reg tat es mir gleich und zusammen verließen wir die Halle schweigend. Er hatte mich mit seinen Worten sehr verletzt. Zwar war mir schon von Anfang an klar gewesen, dass ich nicht einfach so in eine jahrelange Freundschaft einsteigen kann. Die anderen hatten schon viel mit einander erlebt und kannten sich vermutlich schon von klein auf - mich kannten sie gerade erst einmal seit knappen drei Monaten.
Es war wie... ein Kuchen. Ja, sagen wir ein Kuchen. Du kannst das Mehl nicht erst dann hinzufügen, wenn der Kuchen schon gebacken ist(Falls das überhaupt geht - ich hab noch nie einen Kuchen gemacht). Du kannst den Kuchen nur noch etwas verzieren. Mit Staubzucker, zum Beispiel. Und trotzdem wird der Staubzucker immer ein Außenseiter sein, denn er ist kein fixer Bestandteil. Wenn man den Staubzucker beispielsweise nicht mag, kann man ihn einfach runter pusten. Vielleicht bleiben noch kleine Rückstände, aber der Großteil wird weg sein.
„Na toll, jetzt hab ich Lust auf Kuchen.",murrte ich unzufrieden.
Reg fragte daraufhin nur total verwirrt:"Was?"
„Das heißt wie bitte."
„Ich kann auch wieder gehen."
„Ich zwinge dich zu nichts."
Er murrte irgendetwas, dass sich sehr nach "Weiber und ihre Logik" anhörte. Sicher war ich mir Merlin sei Dank nicht, sonst hätte er noch einen Schockfluch abbekommen.
Inzwischen waren wir am Schulhof angekommen und hatten uns auf den Brunnenrand gesetzt.
Ich brach das Schweigen: "Es tut mir leid. Wirklich. Wenn ich gewusst hätte, dass du dein Leben für mich riskiert hast und die Jagd gestoppt hat, hätte ich niemals einen Schockfluch abgefeuert. Bei Merlins Unterhosen, ich schwöre!"
Es sah mich einfach nur eine Weile lang an und sagte nichts.
„Schon okay. Ich versteh's, ehrlich. Ich bin froh, dass du so gute Reflexe hast."
Perplex sah ich ihn an. Er hat mich tagelang ignoriert, und es wäre nur eine kleines „Entschuldigung" nötig gewesen, um wieder meinen Freund zu haben? Verstehe man mal Männer und ihre Logik.
„Also ist alles wieder gut, zwischen uns?", fragte ich zur Sicherheit nochmal nach.
Er antwortete nur mit einem festen „Ja."
Fassungslos schüttelte ich meinen Kopf. Naja, aber es war schließlich gut für mich, also sollte ich mich nicht aufregen.
„Joyce, verdammt, es ist wirklich alles in Ordnung. Ich bin nicht mehr sauer auf dich, ehrlich."
Ich umarmte ihn daraufhin nur.
„Hast du den wirklich gedacht, du wirst mich so einfach los? Denn wenn du das gedacht hast, will ich anmerken - so leicht wirst du mich nicht mehr los."
„Bis das der Tod uns scheidet.", fügte ich noch dramatisch und mit einem schiefen Lächeln, das er wegen unserer Umarmung nicht sah, hinzu.
Er lachte nur mit seinen unvergleichlichen Lachen und hielt mich mit seinen Armen noch fester fest.
„Danke."
„Wofür?"
Ich grinste: „Dass du du bist und dass es dich gibt."
„Kann ich nur zurückgeben."
Ich musste das von vorhin zurücknehmen. Man kann den Staubzucker nicht einfach runter pusten.
——————————————Jetzt hab ich auch Bock auf Kuchen.☹️
Lg Stella❤️
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Joyce - Wie alles begann||Rumtreiber FF||
Hayran KurguJoyce hat ihre Mutter verloren. Als sie eines Tages im Wald,mitten in einem Kampf aufwacht,verändert sich ihr Leben. Fleamont und Euphemia Potter nehmen sie bei sich auf und kümmern sich für sie um einen Platz auf Hogwarts. Doch in Hogwarts läuft n...