Kapitel 5

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Sam

„Wir sind da, Leute! Alles aussteigen!", rief Jake endlich, als das Auto anhielt. Wir waren nach Sakuras Operation noch einmal mehrere Stunden unterwegs gewesen und hatten ein paarmal Pause gemacht, weil Jake sich mal wieder verfahren hatte. Irgendwann hatte Sara dann die Nase voll gehabt und selbst die Karte übernommen.

Trotz aller Schwierigkeiten, kamen wir nun endlich in unserem neuen Zuhause an und bellten fröhlich, als wir schließlich aus unseren Boxen durften. Es war ein hellgelbes Haus mit Garten, einem Pool und Strand dahinter. Ein Traum von einem Heim! Bailey und Charlie stürzten sich sofort ins Meer und schlabberten glücklich drauflos, überlegten es sich aber anders, als sie merkten, wie salzig das Wasser schmeckte. Trotzdem schwammen sie fröhlich quiekend darin herum und tauchten sich gegenseitig unter Wasser.

„Hier ist es toll!", bellte Sunny glücklich. „Und wie warm es ist. Da werden meine Welpen sicher gut aufgehoben sein!"

„Und denk mal dran wie gut wir es erst haben werden!", seufzte Seven und wälzte sich im Sand. Wir ließen uns die warme Sonne auf den Pelz scheinen und genossen die Aussicht. Da fiel mir ein, dass Sakura bei Jake war. Er hatte sie in seine neue Praxis im Haus gebracht und nun lag sie in einer Box in einem Zwinger, der gerade groß genug war, dass sie sich umdrehen konnte.

„Keine Angst. Sobald sie laufen kann, darf sie zu euch", versprach Jake und kraulte mich zwischen den Ohren. Er öffnete kurz die Tür, sodass ich zu ihr hinein sehen konnte. Sakura schlief noch immer, doch ihre Ohren wackelten bereits in die Richtungen, aus der Geräusche kamen. Sie musste kurz vorm Aufwachen sein. Ich schnupperte an ihrer Schnauze, dann an ihrem Ohr und schließlich an ihrem Rücken, bevor Jake die Tür wieder schloss und den Raum verließ.

Als ich mich vor ihren kleinen Zwinger legte und den Kopf auf den Pfoten platzierte, dachte ich an die Zeit, in der ich noch mit Juan, Seven und Trueno zusammengelebt hatte. Tränen schossen mir in die Augen, als ich mir klar machte, dass Trueno nun tot war, mein Bruder irgendwo im Nirgendwo steckte und ich sie beide höchstwahrscheinlich nie wieder sehen würde. Es war zum Jaulen! Deprimiert legte ich mir eine Pfote über die Schnauze. Plötzlich regte sich Sakura und hob schlaftrunken den Kopf.

„W...wo bin ich?", fragte sie und sah sich um, „Und was zum Teufel treibst du hier? Für wen hältst du dich eigentlich?!", knurrte sie ungehalten. Ich räusperte mich und gähnte.

„Ganz ruhig, Wirbelwind. Ich wollte nur wissen, wann du aufwachst. Nicht, dass es mich interessieren würde."

„Verschwinde! Weg da!", schnappte sie und ich hatte keine andere Wahl, als ihren Befehlen zu gehorchen, sonst verletzte sie sich womöglich noch selber mit ihrem dämlichen Trichter um den Hals. Ich lachte still und heimlich in mich hinein, doch im selben Moment fragte ich mich unwillkürlich, warum sie so reagierte und schon bereute ich, dass ich so unfreundlich gewesen war.

„War ja nur gut gemeint... ich dachte, du könntest vielleicht etwas Gesellschaft vertragen. Nach all dem, was du durchgemacht hast."

Sakura legte den Kopf schief und musterte mich. Ich ließ den Kopf sinken und sah sie aus großen Hundeaugen traurig an. Plötzlich lag ein schelmisches Glitzern in ihrem giftgrünen Blick.

„Na meinetwegen, bleib hier. Aber wehe du kläffst hier herum, dann reiß ich dir die Ohren ab!"

„Ich? Warum sollte ich das tun?"

Cheyenne musterte mich mit zusammengekniffenen Augen und schnaubte verächtlich. Es war kaum zu übersehen, dass sie sich für etwas Besseres hielt, nur weil sie einen Stammbaum hatte und ich nicht. Als ob mich das als Hund abwertete. Hund blieb Hund, egal ob reinrassig oder nicht.

Courageous Sam - Quer durch Los AngelesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt