Kapitel 31

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Ron

Ich wusste nicht genau, wo ich jetzt hinfahren sollte, aber ich hoffte wirklich, dass Rose mir nicht folgte. Das Auto, mit dem ich sie hergebracht hatte, hatte die Polizei anscheinend beschlagnahmt. Ein Taxi war das einzige Verkehrsmittel, in dem ich jetzt einigermaßen schnell vorankam. Als wir die South Main Street entlangfuhren beobachtete ich die Menschen, die auf den Gehwegen auf und ab gingen.

„Lassen sie mich bitte an der City Hall raus!", murmelte ich dem Taxifahrer zu. Der nickte und tat brav, wie ihm geheißen. Ich steckte ihm einige Geldscheine zu, die ich von Rose geborgt hatte. Dass ich hier ausgestiegen war hatte nämlich einen Grund. Ich hatte Smith gesehen, der anscheinend hier auf jemanden wartete und er mein Taxi mit einem Blick ansah, der nichts Gutes verhieß.

In Wirklichkeit war er hinter mir her, nicht hinter Rose. Wenn er mich umbringen wollte, dann sollte er es jetzt tun und Rose dann endlich in Ruhe lassen. Ich wollte nicht, dass sie immer in dem Gedanken leben musste, dass ein Gestörter sie verfolgte, deshalb wollte ich das alles jetzt beenden. Mein Leben hatte sowieso keinen Sinn. Ich würde so oder so draufgehen, ich konnte mich nur entscheiden, ob ich es schnell und schmerzlos oder lange und extrem strapazierend haben wollte. Smith würde es schneller machen, er hatte ja bereits Übung darin. Ich vertraute ihm in dieser Hinsicht.

Ich joggte über die Straße zu ihm hinüber, der er bereits in einer Menschenmenge verschwand. Er ging zielstrebig auf einen Ort zu und nun war ich mir sicher. Smith hatte hier auf mich gewartet. Inmitten der Menge machte er halt. Hatte er etwa Angst, ich wollte ihm etwas antun?

„Ah ja, Ronnie. Eigentlich hatte ich nicht erwartet, dass du so schnell hier bist, aber ich hab dir was zu sagen."

„Hör zu, wenn du etwas zu erledigen hast, dann tu es hier und jetzt. Ich habe keine Angst mehr davor."

Er war gerade in seiner nicht-Mörder Version, Rowan. Wir standen uns eine Weile lang gegenüber und sahen uns einfach nur in die Augen. Smith war kleiner als ich, aber ich wusste, dass ich ihn besser nicht unterschätzen sollte. Wenn er in Rage geriet war er fast so kräftig wie ein Schwergewicht im Profiboxen. Ich war zwar kühn, aber nicht lebensmüde, also vermied ich jegliche Provokation.

„Was sollte ich denn bitteschön tun? Schau mich doch mal an, du Dummerchen! Sehe ich so aus, als führe ich was im Schilde?", er konnte sich nie daran erinnern, was er machte, wenn er nicht er selbst war. Sich am ganzen Körper abtastend drehte sich Rowan im Kreis, als er etwas zu suchen schien.

„Ich muss diesen blöden Zettel doch noch irgendwo hier haben. Ein kleines Momentchen, bitte. Ah, hier ist er ja. Den soll ich dir geben! Keine Ahnung von wem er ist, aber es steht ‚Wichtig' drauf, also denke ich, du solltest ihn vielleicht gleich lesen."

Er streckte mir lächelnd den Zettel entgegen und ich nahm ihn ohne zu zögern. Im Moment war Rowan mir keine Gefahr. Erst, wenn er wechselte wurde es brenzlig. Mit zittrigen Fingern faltete ich den Gelben Notizzettel auf und las, was darauf geschrieben stand:

Hallöchen, Ronnie

Die Ratte springt hoch, die Ratte springt weit, die Ratte springt in einen Sack, mit Freiheit ist's vorbei.

Ich will nicht lange um den heißen Brei herumreden, also jetzt mal Klartext! Wahrscheinlich hast du dich noch nie in einer derartigen Situation befunden, also möchte ich dich bitten, dich einmal umzusehen, damit ich dir erklären kann, warum du jetzt besser die nächsten Minuten einfach die Klappe hältst.

Ich werde dich nicht gleich töten, denn diese Ehre werde ich jemand anders überlassen. Selber schuld, du hast es ja nicht anders gewollt. Ich habe schon oft versucht, dich zu uns einzuladen, aber das liebe Ronnieleinchen hatte ja zu viel Angst davor. Schließ dich uns endlich an und du wirst sorglos weiterleben dürfen! Wenn jedoch nicht, dann wirst du die Hölle auf Erden durchleben, das kann ich dir garantieren!

Courageous Sam - Quer durch Los AngelesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt