Kapitel 8

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Sam

Die Wochen vergingen und Sakura machte große Fortschritte. Bald schon konnte sie die ersten Schritte machen und musste nicht mehr den ganzen Tag in ihrem kleinen Zwinger verbringen.

Sakuras Verhalten hatte sich in dieser Zeit sehr stark gebessert und mittlerweile fiel es mir gar nicht mehr so schwer, der schwarzweißen Hündin mein Vertrauen zu schenken. Abends tummelte unser Rudel gerne am Strand und sah dann der Sonne beim Untergehen zu, den Tag verbrachten wir meist gemeinsam im Garten. Sevens Welpen wuchsen und wuchsen und es schien fast so, als hätten sie Sevens unerschöpfliche Energiereserven geerbt, obwohl die meisten von ihnen mehr wie Sunny aussahen.

Im Großen und Ganzen waren jedoch alle Welpen recht artig. Alle bis auf Rascal, denn der kleine Wirbelwind machte alles kaputt, was ihm in den Weg kam. Das war auch der Grund gewesen, warum ihn keiner adoptieren wollte und bevor er in einem amerikanischen Tierheim geendet wäre, das womöglich auch noch einschläferte, behielt Jake ihn lieber.

„Rascal braucht eine Aufgabe", meinte Jake immer, „Ich denke, wir werden seinem Tatendrang hier einfach nicht gerecht."

Gut, wenn er es so ausdrücken wollte...

„Rascal, nein! Nicht die Vase! Nein, nicht der Blumenkübel! Böser Hund! Böser, böser Hund!!", rief Jake und jagte Rascal durch das ganze Haus und den halben Garten hinterher. Er war in die Praxis eingebrochen, hatte ein Kabel von einem Operationsgerät durchgenagt, war dabei dem Verbandskasten zu nahe gekommen, hatte sich in einer Mullbinde verheddert und daran dann auf der Flucht den halben Kasten hinter sich her durchs Haus geschleift. Den entstandenen Schaden kann man sich wohl nur vage vorstellen. Die Kunden starrten jedoch nur amüsiert und gerührt hinterher.

„Och so ein süßer Welpe!", rief eine Frau mit einem Yorkie. Süß? Sollte sie ihn doch mal mit nach Hause nehmen. Nach spätestens fünf Minuten fand sie den kleinen Racker sicherlich nicht mehr ganz so niedlich.

„Süß ist relativ, Miss Hellington!", rief Jake und versuchte Rascal zu erwischen, der ihm soeben zwischen den Beinen hindurch gezischt war.

„Rascal! Wirst du wohl endlich stehen bleiben!!"

Doch Sevens Sohn dachte gar nicht daran. Zumindest nicht, bevor Sunny plötzlich im Türrahmen auftauchte. Als er sie sah, legte er eine Notbremsung ein und schlitterte vor ihr zum Stillstand. Seine Ohren hingen und sein Schwänzchen wackelte schuldbewusst hin und her.

„Was hast du dir nur dabei gedacht?!", knurrte sie unwirsch und packte ihn am Nackenfell.

„Tut mir leid, Mama!", wimmerte Rascal mit seiner typischen Unschuldsmine im Gesicht, „Ich tu's auch nie wieder!"

„Das wievielte Mal höre ich das schon von dir und doch hältst du dein Versprechen nicht? Böser Hund!", knurrte Sunny und trug den frechen Welpen davon. Ich setzte mich neben Jake und betrachtete die Verwüstung apokalyptischen Ausmaßes. Jake rieb sich peinlich berührt am Hinterkopf.

„Der Nächste bitte!", seufzte er und überließ Sara das Aufräumen, die schon fleißig meckernd am Werkeln war.

Ich nutzte meine Freizeit, um bei meiner Schwester und ihrem Wurf nach dem Rechten zu sehen. Rascal hatte sich sofort, nachdem Sunny ihn herunter gelassen hatte daran gemacht, ein lebensbedrohliches Quietschentchen zu eliminieren. Ein anderer Welpe, eine schneeweiße Hündin saß nur nebenan und beobachtete ihre Geschwisterchen aufmerksam beim Rangeln.

„Nanu, Ginny, willst du denn nicht spielen?", fragte ich sanft. Die kleine, blauäugige Hündin sah erschrocken zu mir auf, dann lächelte sie und duckte sich, während sie weiter ihre Geschwister im Auge behielt.

Courageous Sam - Quer durch Los AngelesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt