Kapitel 9

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Sam

Ich schnupperte im Kreis herum und versuchte, Sakuras Fährte aufzunehmen. Ich folgte ihr um das Haus herum und entdeckte einen weiteren Geruch, der mich in diesem Moment regelrecht aus den Socken haute, denn ihn hatte ich nicht hier erwartet.

Unser alter Nachbar war hier und er stand in der Einfahrt, vor ihm Sakura. Sie schien nicht zu wissen, wer er war, oder wie gefährlich er sein konnte, denn sie wirkte völlig gelassen. Er streckte die Hand nach ihr aus und mir sträubte sich das Rückenfell. Bevor ich mich versah raste ich auf Pietro Martínez zu, sprang und biss so fest in seine Schulter, wie ich nur konnte. Hinter mir jaulte Sakura entsetzt auf und machte große Augen, als ich nicht einmal daran dachte, von dem Kerl abzulassen.

„Du Bastard! Fass sie nicht an!", keifte ich, „Wie kannst du es wagen, hier aufzukreuzen? Wie kannst du es nur wagen?!"

Wild schnappte ich um mich, während Pietro mit aller Kraft versuchte mich sich vom Hals zu halten. Das an sich war keine schlechte Idee, denn in meiner Wut wäre es mir egal gewesen, wohin ich ihn gebissen hätte.

„Verdammter Mistköter!", schrie er verzweifelt, griff unter seine Jacke und zog etwas metallisch silbrig Glänzendes darunter hervor. Mit voller Wucht rammte er mir das Ding in die Seite. Ein Stich, ein Schmerz, ein Schrei, dann ließ ich von ihm ab. Meine Seite blutete stark und schmerzte, wie nie zuvor.

Sakura stand nur da, einen merkwürdig erstaunten Blick im Gesicht. Martínez über mir überlegte sich wohl, ob er noch einmal zustechen sollte. Da ging plötzlich das Licht am Eingang des Hauses an und Jake erschien in der Tür. Pietro rannte wie gestochen davon. Sakura hinter ihm her. Auf halber Strecke blieb sie jedoch noch einmal stehen und da war er wieder, dieser Blick. Dierser durchdringende, prüfende, musternde, seltsame Blick.. Er ging mir durch Mark und Knochen. Daraufhin sprang Sakura herum und verschwand zusammen mit Pietro in der Dunkelheit.

Seven stürmte bellend aus der Haustür und kam sofort zu mir. Ich war bereits zu benebelt, um mich zu bewegen. Plötzlich kamen alle Gefühle zurück, die ich gehabt hatte, als ich mit dem Schuss im Hinterbein aus dem Labor geflohen war. Doch jetzt war Jake bei mir. Er würde schon machen, dass es mir besser ging.

„Sam, oh du meine Güte!", jaulte Seven nur, „Ich hab dir gesagt, das ist keine gute Idee! Oje, Hilfe, HILFE!!!"

„Um Himmels Willen, Sam!", schrie Jake, als er mich in der Einfahrt liegen sah. Er kam zu mir gerannt und schlitterte neben mir auf die Knie. Dass es ihm dabei die Knie aufschürfte, interessierte ihn herzlich wenig. Im Moment war nur ich wichtig. Zitternd vor Schreck sah sich den Stich in meiner Seite an. Hechelnd blieb ich liegen und wimmerte vor Schmerz.

„Braver Hund, Sam. Hast du den bösen Einbrecher verjagt, gut gemacht", flüsterte er, um mich zu beruhigen.

Einbrecher? Was weiß ich was der Typ hier wollte? Jedenfalls steckt er mit Sakura unter einer Decke. Wahrscheinlich arbeitete er noch immer mit dem Schwarzen Man zusammen und der war sicherlich immer noch auf mein Fell scharf.

Tomtom stand nur in der Einfahrt, als Jake mich hochhob und starrte in die Nacht. In seinen Augen lag Verzweiflung und dieselbe Verwirrung über das Verschwinden seiner Schwester, wie bei mir auch.

„SAKURA!", jaulte er in die Nacht hinein, doch keiner antwortete ihm. Sie war weg. Sie hatte nicht nur mein Vertrauen, sondern auch das ihres eigenen Halbbruders gebrochen.

Jake brachte mich sofort ins Behandlungszimmer. Schreckliche Erinnerungen kochten in mir hoch und ich versuchte mit aller Kraft zu fliehen. Jake versuchte mit aller Kraft mich fest zu halten, doch es half alles Drücken und Halten nichts. Ich erinnerte mich zum einen an den Abend, an dem ich beinahe lebendig seziert wurde und andererseits an das schreckliche Labor, in dem ich beinahe krepiert wäre, also nix da mit, still liegen bleiben! Hier war wirklich Schluss mit meiner Gutmütigkeit.

Courageous Sam - Quer durch Los AngelesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt