Scarlet

~ Chapter 3~

“Ss-sc-ccarlet“ sagte ich unsicher und reichte ihm die Hand -wie dumm von mir. “Noch nie mit Menschen gesprochen?“ fragte er grinsend, als wäre das lustig.
“Wenn ich ehrlich bin, nein, nicht wirklich. Meine Mutter sehe ich kaum, obwohl sie zur selben Zeit wie ich Zuhause ist und Freunde hab ich nicht, was du aber wahrscheinlich eh schon weißt.“
“Nope. Aber ich bin heute das erste mal an der Schule. Könntest du mir sagen wo ich hingehen muss?“
Es stellte sich heraus, dass er einige meiner Kurse belegte und somit folgte er mir den ganzen Tag überall hin, gefolgt von fragenden Blicken und Tuscheln. Peter schien dies aber gar nicht zu bemerken. Er schlenderte neben mir her, erzählte mir seine ganze Lebensgeschichte (das ist nicht übertrieben, ich weiß jetzt alles über ihn) und zu meiner Erleichterung fragte er kaum über mein Leben nach. Doch dies änderte sich schnell in der Mittagspause.
“Du hast ja gar nix von dir erzählt, du weißt jetzt alles über mich und ich nichts über dich.“
“Ist auch nicht so schlimm“, antwortete ich schnell, um ihn weiter über die Ex-freundin seines Bruders erzählen zu lassen, doch er ließ nicht locker.
“Wieso? Erzähl mal was über dich!“
“Da gibt es nichts zu erzählen, in meinem Leben passiert nicht viel. Ich habe keine Freunde, meine Mutter beachtet mich kaum und ich verbringe den ganzen Tag in meinem Zimmer.“
“Und was machst du dann so den ganzen Tag?“ Peter tauchte eine seiner Pommes in die Mischung aus Majo und Ketchup auf seinem Teller und schob sie sich genüsslich in den Mund. Dann richtete er wieder seinen Blick auf mich.
“Hmm... ich zeichne.“
“Kannst du mir mal eine Zeichnung zeigen?“, fragte Peter mit neugierigem Blick.
“Wenn du unbedingt möchtest... du kannst nach der Schule mit zu mir kommen, dann zeige ich sie dir wenn du möchtest.“ Was dachte ich mir dabei? War ich jetzt komplett bescheuert geworden? Niemand sollte diese Zeichnungen sehen, die zum größten Teil von mir auf einer Brücke handelten, gerade am Fallen oder an anderen Orten wo ich mir das Leben nahm. Niemand sollte diese Zeichnungen sehen, doch ich fühlte mich irgendwie zu Peter hingezogen, zu diesem glücklichen Jungen, der mich einfach so angesprochen hatte.