~Chapter 13~

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Hey Scarlet,

es wundert dich vielleicht, dass gerade ich dir schreibe. Ich weiß, dass du diesen Brief nie lesen wirst, aber es hilft mir, meine Schmerzen und die Leere ohne dich in mir in Worten ausdrücken.
Am Freitag kam Mr. Johnson in unsere Klasse und meinte, er müsste uns etwas schlimmes erzählen. Ich hatte mich schon gewundert, warum du die letzten Tage nicht da warst. Ich befürchtete es schon und dann sagte er, dass du tot im See gefunden wurdest. Ich bin auf's Klo gerannt und vor Schmerzen fast zusammengebrochen. Es tat so unglaublich weh. Niemanden sonst hat es wirklich interessiert. Aber mit deinem Tod hast du etwas aus mir gerissen. Wir haben nie geredet, ich weiß, aber ich stand schon seit langer Zeit auf dich. Ich war immer beeindruckt, wie du dein Leben gemeistert hast, obwohl alle so gemein zu dir waren. Du hast mich inspiriert mit deinen kleinen Notizen in deinem Spind, die ich mir jedes mal hinter dir durchgelesen habe wenn du etwas aus deinem Spind herausgeholt hast. Du hast selten gelächelt, aber wenn du es getan hast, war es so wunderschön, ich könnte es durchgehend ansehen. Ich vermisse dich so unglaublich doll und ich hasse mich dafür, dass ich dir nie meine Liebe gestanden habe.
Ich war am Samstag bei dir Zuhause. Ich wollte mit deiner Mutter sprechen, was erst gar nicht so einfach war, aber schließlich hat sie mir doch einiges erzählt. Sie war total aufgebracht, hatte verweinte Augen und hat mir erzählt, dass sie seit fünf Tagen durchgeweint hatte und kaum etwas gegessen hat. Dann hat sie mir erzählt, dass sie vergewaltigt wurde. Sie wollte nie ein Kind und wusste nie, wie sie damit umgehen sollte. Sie hat immer nach einem Mann gesucht, um sich mehr um dich kümmern zu können und damit du einen Vater hast. Doch niemand wollte ein Kind durch eine Vergewaltigung mit Depressionen großziehen. Und wenn doch, passte etwas anderes nicht.
Nach dem Gespräch bin ich mit deiner Mutter zu deinem Grab gegangen. Ich habe ihr erzählt, dass ich schon lange auf dich stand und mich nie getraut habe, mit dir zu reden.
Peter war und ist ein Arschloch. Er hatte das alles geplant. Er hatte Freunde und sollte dich irgendwann zum See bringen. Nachdem du tot warst, ist er aufgetaucht und abgehauen. Wahrscheinlich hat er es doch bereut. Man hat ihn immer noch nicht gefunden, aber das ist vielleicht auch gut so, bevor ich mich noch an ihm räche.
Ich besuche deine Mutter jetzt häufiger, damit sie nicht vergisst etwas zu essen und ich leiste ihr Gesellschaft. Am Ende gehen wir dann immer zu deinem Grab und legen neue Blumen darauf.
Scarlet, du warst ein wundervolles Mädchen. Süß, hübsch, freundlich, kreativ, talentiert (ich habe deine Zeichnungen gesehen) ... was soll ich sagen, du warst einfach perfekt in meinen Augen und du hast mit deinem Tod ein Stück von meinem Herz herausgerissen.

Deine Alice

ScarletWo Geschichten leben. Entdecke jetzt