“W-wow...“, ich traute meinen Augen kaum. Ich stand vor einem riesigen See, in einem wunderschönen blau, fast türkis, dahinter steckten Berge in die Höhe.
“Das ist einfach... wunderschön!“
“Ich weiß.“ Peter ging bis zum Ufer, zog seine Schuhe und Socken aus und stellte sich ins Wasser. Ich machte es ihm nach. Das Wasser war kalt, aber bei dieser Sommerhitze angenehm kühl. Wir standen ein wenig so da. Dann zog Peter sein T-Shirt über den Kopf und seine Hose aus. Jetzt stand er nur noch in Boxershorts da. Dann zog ich mein T-Shirt und meine Shorts aus. Dann nahm Peter meine Hand und ging langsam ins Wasser. Ich tat es ihm gleich und folgte Peter. Jetzt wurde es doch etwas kälter und ich fing leicht an zu zittern.
“Komm schon, so kalt ist es nicht!“
“Lustig, es ist voll kalt!“
Dann fing Peter an, mich nasszuspritzen und zu meiner Verteidigung machte ich mit. Wir lachten, machten uns gegenseitig nass und schwammen immer weiter nach draußen. Ich konnte schon lange nicht mehr stehen, der Boden war weit unter meinen Füßen.
“Kurze... Pause... Ich... kann nicht... mehr...“, ich schnappte nach Luft und legte mich auf den Rücken, um nicht unterzugehen und atmen zu können.
“Sollen wir ein Spiel spielen?“ Peters Stimme klang auf einmal seltsam ernst.
“Welches denn?“
“Wer am längsten die Luft unter Wasser anhalten kann.“
Irgendwie konnte ich mir vorstellen, warum er genau dieses Spiel mit mir spielen wollte. Dies würde auch seinen leicht ernsten Tonfall erklären.
“Ich... Ich weiß nicht ganz.“
“Komm schon, das wird lustig!“, doch nach Spaß klang seine Stimme gar nicht.
“Hmmm... ok...“, ganz überzeugt war ich nicht, ließ mich aber dennoch darauf ein.
“Eins, zwei...“ Mein Herz klopfte schneller, mein Atem wurde unruhiger und ich dachte noch einmal nach. Sollte ich es wirklich tun?
“Drei!“ Ich holte tief Luft und tauchte gleichzeitig mit Peter unter. Ich spürte etwas an meiner Hand, es war die von Peter. Ich ergriff sie und er zog mich ein wenig nach unten. Ich schloss meine Augen und ließ mich einfach treiben. Zwischendurch zog Peter wieder an meiner Hand und ich sank tiefer in Richtung Boden. Ich versuchte, meine Gedanken zu ordnen und nicht durchzudrehen. Ich spürte, wie mir nach und nach langsam die Luft ausging. Doch ich hielt Peters Hand fest umschlossen. Ich ließ nicht los und Peter auch nicht. Meine Augen hielt ich zu. Normalerweise wäre jetzt der Zeitpunkt, an dem ich auftauchen und nach Luft schnappen würde. Doch ich blieb unter Wasser. Ich spürte meinen Herzschlag. Es breitete sich Panik in mir aus. Ich wollte wieder hoch, doch irgendwas ließ mich unten bleiben. Ich wurde schwächer, mein Herzschlag langsamer. Ein letztes mal öffneten ich meine Augen. Ich sah das helle Sonnenlicht durch die Wasseroberfläche gleiten, weit weg von mir. Ich brauchte Sauerstoff. Licht. Ich musste nach oben. Doch meine Kräfte hatten aufgegeben. Hatten mich ganz verlassen. Meine Hand in Peters lockerte sich. Meine Augen fielen langsam zu und schließlich war es vorbei. Meine Gedanken waren weg, ich ließ einfach los. Ich ließ los von meinen Schmerzen. Ich ließ los von meiner Angst, meinen Depressionen. Ich ließ los von der Trauer, von all den Tränen die ich geweint hatte. Ich ließ einfach los. Als wäre mein Leben ein schwerer Stein gewesen, den ich jetzt einfach fallen ließ. Es war befreiend. Dieses Gefühl, von allem loslassen zu können war einfach befreiend. Ein Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus, eines, wie Peter es immer hatte. Alles war vorbei. Alles.
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Scarlet
Short StoryIn dieser Geschichte geht es um falsche Freunde und wozu dies führen kann. Ein schwieriges Thema und nichts für zu emotionale Menschen.