"In welchem Staat sind wir gerade eigentlich?" fragend blickte ich zu Kyle, der konzentriert auf die Straße schaute.
"In Florida."
Meine Augen weiteten sich überrascht, als ich realisierte, dass wir wirklich einmal quer durch die USA gefahren sind. Es ist so surreal, wenn man bedenkt, dass wir bis vor kurzem noch in Seattle waren, dann in Kalifornien, danach in Las Vegas und jetzt in Florida auf der ganz anderen Seite. Es waren dazu auch noch so viele Stunden vergangen. Fast 35 Stunden und dabei fühlte es sich gar nicht so an mit den Pausen dazwischen. Und mit Kyle an der Seite verging die Zeit sowieso wie im Flug...
"Bleiben wir denn weiterhin in Florida, oder fahren wir weiter?"
"Nein, wir bleiben vorerst in Florida." zwar wirkte Kyles Stimme sehr abwesend und er schaute mich dabei nicht an, aber trotzdem begannen meine Augen bei seiner Bestätigung an zu funkeln.
Doch plötzlich ging bei mir ein Licht an und nun fragte ich mich, ob der Grund weshalb wir hier sind, der ist, den ich denke.
Ich suchte neugierig mit meinem Blick die Mittelkonsole ab und blieb bei einem gefalteten Blattpapier hängen. Ohne zu Kyle zu schauen, griff ich nach dem Zettel und faltete ihn auf.
Lake Worth, 6th Ave S, Florida
"Was machst du da?"
"Lake Worth...Ist das die Addresse die du gefunden hast?"
Gespannt blickte ich zu Kyle, der stumm nickte und immer wieder einen Blick auf sein Handy warf.
"Wir müssen herausfinden, wer dort wohnt."
Ich nickte verstehend und schaute aus dem Fenster, ehe ich ihn fragte "Wie weit ist es noch?"
"Nicht mehr lange. Noch eine halbe Stunde."
Wieder nickte ich bloß und schaute wieder zu ihm, während ich feststellte, dass er ziemlich nervös und aufgeregt mit seinen Fingern auf das Lenkrad trommelte. Ich verstand sein Verhalten vollkommen. Wahrscheinlich wäre ich in seiner Lage fast durchgedreht, dagegen behielt Kyle wirklich einen kalten Kopf.
Mein Blick fuhr zu seinem Gesicht hinauf und sah, wie seine Kiefermuskeln zuckten. Er war in Gedanken versunken und gestresst. Noch bevor ich nachdenken konnte, legte ich meine Hand auf seine rechte Hand und umschloss seine unruhigen Finger.
Kyle zuckte unter meiner plötzlichen Berührung zusammen und schnell nahm ich verlegen meine Hand wieder weg, während ich wieder aus dem Fenster schaute. Kurze Zeit später spürte ich eine Berührung auf meinem Schoß. Meine Aufmerksamkeit richtete sich auf meinen Schoß und ich stellte fest, dass Kyle meine Hand umfasst hatte und sie sachte drückte.
Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen und ich verschränkte ohne zu ihm zu blicken unsere Hände miteinander, was Kyle sofort zu ließ. Wir schwiegen uns beide an und genossen die Stille während der ganzen Fahrt.
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"Dieses Haus muss es sein."
Kyle hatte meine Hand wieder losgelassen und blickte stattdessen zu dem kleinen Haus vor uns. Es war ein eingeschossiges Haus, das von außen ziemlich alt und abgenutzt aussah. Einige Spaziergänger befanden sich auf der Straße und das Rauschen des Meeres im Hintergrund war leicht zu hören.
Wir schnallten uns beide ab und stiegen aus, um auf die Eingangstür zu steuern. Die Einfahrt war schön mit bunten Blumen bepflanzt, im Kontrast zu dem Haus, dessen Wände leicht braun vom Dreck waren.
Noch ein letztes Mal schenkte mir Kyle ein Blick als wir vor der Tür standen, ehe ich ihn unterstützend anlächelte und er die Klingel betätigte. Jetzt gab es kein zurück mehr.
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ESCAPE | ✔
Teen Fiction"Weißt du, ich bereue einiges im Leben. Aber da ist eine Sache, die ich ganz und gar nicht bereue..." Er schaut mir so intensiv in die Augen, sodass mich augenblicklich ein Schauer durchläuft. Ich versinke nur noch mehr in das kalte Blau seiner Auge...