"Liam? Du bist es wirklich."
Liam. Ich schaue zu Kyle, oder sollte ich doch lieber Liam sagen?
Ich habe keine Ahnung.
Wenn ich schon so verwirrt oder besser gesagt überrascht bin, was geht dann wohl gerade in seinem Kopf vor? Er formte seine Hände zu Fäusten, während auch seine Kiefermuskeln zuckten. Wir alle, plötzlich unfähig irgend etwas zu sagen, starrten wir uns einfach nur an, bis Antoine endlich wieder etwas sagte und diese bedrückte Stille unterbrach.
"Deine Mutter Marilyn. Sie bekam dich direkt nachdem sie Richard heiratete. Sie waren so glücklich, als sie dich endlich zum ersten Mal in den Armen halten konnten. Dieses strahlende Funkeln in ihren Augen werde ich nie vergessen."
"Woher kannten Sie meine Eltern?" seine Stimme war zwar ganz leise, doch man verstand sie trotzdem. Ich ging paar Schritte auf sie zu und stellte mich neben Kyle.
"Bitte duz mich mein Lieber. Es sind so viele Jahre vergangen. 18 Jahre. Und-....oh bitte setzt euch doch!"
Mit einem Nicken nahmen wir auf der Couch Platz, dabei setzten Kyle und ich uns auf die eine und Antoine auf die gegenüberliegende. Währenddessen fiel der Blick von Antoine auf mich, der ziemlich beschämt aussah. Aber auch kein Wunder, wenn man bedenkt, dass er vor kurzer Zeit noch mit mir geflirtet hatte. Das lag aber sicherlich an seinem Alkoholkonsum, wovon mitlerweile keine Spur mehr zu merken ist seit er Kyle gesehen hat.
Ich versuchte ein kurzes Lächeln aufzusetzen und nickte sachte, um ihm zu zeigen, dass es in Ordnung war und ich es shon vergessen habe. Kyle machte dann ein Zeichen, dass er fortfahren sollte. Ich beschloss mich einfach zurückzuhalten und verfolgte nur das Gespräch zwischen ihnen.
"Äh ja, also. Dein Dad, Richard Miller, war mein bester Kumpel."
"War?"
"Ja, war. Er ging fort, vor etwa 18 Jahren. Danach haben wir keinen Kontakt mehr gehabt. Ich weiß bis heute nicht mehr wo er ist, und ob er überhaupt noch lebt."
Ich merkte wie Kyle neben mir bei diesen Worten kurz zusammenzuckte. Ich hatte das dringende Bedürfnis danach seine Hand zu halten, um ihm zu zeigen, dass er nicht alleine war. Aber irgendetwas in mir sagte, dass ich es erst einmal lassen sollte.
"Warum ging er fort?"
"Es war alles so kompliziert. Ich hab ja nicht mal eine Ahnung, wo ich überhaupt anfangen soll?"
"Ich würd mal sagen ganz von vorne. Wie haben sie sich kennengelernt?"
"Sie kannten sich schon seit der Highschool und hatten etwas spät geheiratet. Marilyn wollte schon immer so schnell wie möglich mit Richard zusammenziehen und eine Familie gründen, aber er hatte ihr immer wieder versucht zu erklären, dass es nicht ginge, weshalb sie oft viele Auseinandersetzungen hatten. Aber ich konnte beide Seiten sehr gut verstehen. Du musst wissen, dass dein Dad ein CIA-Agent war, weshalb er nicht viel Zeit für deine Mutter hatte. Und dann kamst du auf die Welt, da waren sie schon ein Jahr verheiratet. Dein Vater war sechs Jahre älter als ich, aber wir kannten uns schon seit unserer Kindheit."
"Und was passierte danach? Warum gaben sie mich weg?"
"Liam-..."
"Kyle. Bitte. Ich hieß die überwiegende Zeit meines Lebens Kyle und möchte nicht, dass es sich jetzt aufeinmal ändert."
"Äh natürlich. Verstehe ich volkomm, Kyle. Naja, wie soll ich es sagen? Ihr wart eine sehr glückliche Familie, bis dein Vater oft weg und sehr beschäftigt wegen seiner Arbeit war. Er hatte einen Auftrag, eine bestimmte Person auszuspionieren. Dieser Jenige war selbst ein russischer Spion auf eigener Faust, der jahrelang den Kongress der Vereinigten Staaten ausspionierte. Anscheinend erstellte er eine Liste von Daten, oder besser gesagt Staatsgeheimnissen der USA, die dein Dad versucht hatte wiederzubekommen."

DU LIEST GERADE
ESCAPE | ✔
Teen Fiction"Weißt du, ich bereue einiges im Leben. Aber da ist eine Sache, die ich ganz und gar nicht bereue..." Er schaut mir so intensiv in die Augen, sodass mich augenblicklich ein Schauer durchläuft. Ich versinke nur noch mehr in das kalte Blau seiner Auge...